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# taz.de -- Kurswechsel der US-Notenbank Fed: Machtlos, aber ehrlich
> Die Fed gibt mit ihrem Kurswechsel zu, dass sie die Wirtschaft nicht
> steuern kann. Jetzt muss sie noch Goldfans überzeugen, dass Panik
> überflüssig ist.
Bild: Fed-Chef Jerome Powell verkündete, auch Inflationsraten jenseits von zwe…
Die [1][amerikanische Zentralbank Fed hat endlich die Realität anerkannt].
Fed-Chef Jerome Powell hat in einer Grundsatzrede zugegeben, dass die
Notenbank machtlos ist. Ganz so deutlich hat Powell es natürlich nicht
gesagt, sondern angekündigt, dass man auch Inflationsraten jenseits von
zwei Prozent pro Jahr zulassen würde.
Um diese Aussage einzuordnen, ist zweierlei entscheidend. Erstens: Momentan
liegt die Inflationsrate in den USA bei 0,6 Prozent, was nur zum Teil an
Corona liegt. Zweitens: Die Fed hat alles ausgereizt, um die Geldentwertung
anzuheizen. Die Leitzinsen liegen wieder bei null Prozent, und es wurden
etwa drei Billionen US-Dollar in die Banken gepumpt. Doch eine Inflation
von zwei Prozent ist nicht in Sicht.
Die Fed befindet sich damit in der gleichen [2][unschönen Situation wie die
Europäische Zentralbank], die seit Jahren vergeblich versucht, die
Geldentwertung anzukurbeln. Zuletzt lag die Inflation im Euroraum bei 0,4
Prozent.
Viele BürgerInnen wundern sich, warum die Zentralbanken eine moderate
Geldentwertung erzwingen wollen. Für die KundInnen ist es doch schön, wenn
die Preise nicht steigen. Aber für die Notenbanken ist es der Albtraum. Sie
haben nur ein wirksames Instrument, um die Wirtschaft zu steuern: die
Zinsen. Doch dieses Werkzeug versagt, wenn die Inflation nahe null ist.
Würden die Zinsen nämlich deutlich über der Geldentwertung liegen, wären
Kredite zu teuer und die Wirtschaft zerstört. Niedrige Inflationsraten
erzwingen also niedrige Zinsen – und die einst mächtigen Zentralbanken sind
machtlos.
Diesen Teufelskreis hat der Fed-Chef nun eingeräumt. Fragt sich nur: Und
jetzt? Dazu schwieg Powell. Denn er hätte zugeben müssen, dass die Macht
bei den Regierungen liegt. Sie können die Wirtschaft tatsächlich steuern –
indem sie die niedrigen Zinsen nutzen, um Konjunkturpakete zu finanzieren.
Die Regierungen sind auch längst aktiv und wenden weltweit Billionen auf,
um die Coronapandemie abzufangen. Doch diese Schulden wecken noch immer
Misstrauen, und viele BürgerInnen flüchten ins Gold, weil sie einen
Staatscrash befürchten. Schade, dass Powell diesen Panikern nicht erklärt
hat, warum ihre Ängste überflüssig sind. Aber vielleicht kommt das ja noch.
In der nächsten Rede.
28 Aug 2020
## LINKS
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## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## TAGS
Fed
USA
Zinsen
Fed
Schwerpunkt Coronavirus
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