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# taz.de -- Rigorose Strafe für Basketballer Saibou: Maximale Engstirnigkeit
> Basketballprofi Joshika Saibou wird fristlos entlassen, weil er auf einer
> Anti-Corona-Demo ohne Gesichtsmaske läuft. Eine maßlose Reaktion.
Bild: Vereinslos: der deutsche Nationalspieler Joshiko Saibou muss sich nun ein…
Über die Auswirkungen des Coronavirus in der Welt des Profisports gibt es
noch einiges zu erforschen. Eine interessante Nebenwirkung lässt sich aber
schon jetzt hervorheben. Es mobilisiert zweifellos das politische
Bewusstsein der Sportler:innen. Als die Verbands- und Vereinschefs bei der
Rückkehr in den Betriebsmodus das machten, was sie immer tun, nämlich über
die Köpfe der Athlet:innen hinweg neue Regelwerke aufzustellen, regte sich
Widerstand.
Fußballprofis wollten sich in ihrer Sorge vor dem Virus nicht weiter
entmündigen lassen und gründeten im Mai ein Spielerbündnis. Basketballer,
die sich nur unzureichend von ihrer Profiliga informiert fühlten, wurden
beim Verein „Athleten Deutschland e.V.“ vorstellig, um die Möglichkeiten
der Gründung einer eigenen Gewerkschaft abzuklopfen. Möglicherweise
begünstigte das Klima der aufkeimenden Emanzipation auch die
Black-Lives-Matter-Protestgesten einiger Fußballprofis, die nach strikter
Auslegung der Verbandsregeln (keine politischen Bekundungen) eigentlich
verboten sind.
Beim Verein „Athleten Deutschland e.V.“ ist diese Woche nun aber mit dem
[1][Basketballprofi Joshiko Saibou] jemand vorstellig geworden, der das
Modell des mündigen Athleten von einer unerwarteten Seite auf den Prüfstand
stellt. Weil der deutsche Nationalspieler vergangenes Wochenende mit seiner
Freundin, der [2][Weitspringerin Alexandra Wester], auf der Demonstration
in Berlin gegen die staatlichen Corona-Beschränkungen ohne Mund- und
Nasenschutz zu sehen war, kündigte ihm sein Arbeitgeber, die Telekom
Baskets Bonn, fristlos den Vertrag auf.
Der Klub stellte klar, die Entlassung von Saibou sei nicht Folge seiner
schon längerwährenden Meinungsbekundungen auf Social-Media gegen die
staatliche Coronapolitik, es ginge allein um seine vorsätzliche Missachtung
von Schutzmaßnahmen am Wochenende und den Gesundheitsschutz seiner
Mitspieler. Die Frage ist nur, ob dieses Ziel nicht mit einer weniger
rigorosen Reaktion, einer Abmahnung etwa, zu erreichen gewesen wäre? Saibou
hätte eine zweite Chance eingeräumt werden können, dass er jenseits seiner
Überzeugung Schutzmaßnahmen befolgen kann – zumal derzeit der Spielbetrieb
ruht.
## Abgestrafte Haltung
Ähnlich wie im Fall [3][des Hertha-Profis Salomon Kalou], der sich und
seine Mitspieler beim Ignorieren der Hygieneregeln via Facebook live filmte
und dafür allein büßen musste, drängt sich der Eindruck auf, dass hier
nicht eine Verfehlung, sondern eine Haltung abgestraft und ein Exempel
statuiert wird. Erinnert sei auch an RB Leipzig-Neuzugang Benjamin
Henrichs, der kürzlich auf einer Black-Lives-Matter-Demo mit
heruntergezogenem Mundschutz, aber ohne öffentliche Erregung mitlief.
Das Erstaunliche im Fall Saibou ist, dass [4][die Bonner Vereinsführung
offen bekennt], man wäre rechtlich gesehen in einer schlechten Position und
müsse wohl bei einem Vergleich in die Vereinskasse greifen. Das ist eine
Form von rechtsignoranter Entmündigung, welche „Athleten Deutschland e. V.“
nicht gut heißen kann.
Der Engstirnigkeit eines Joshiko Saibou und seiner Mitstreiter:innen, die
meinen für sich die Wahrheit gepachtet zu haben und auf Rechtsvorschriften
und das Wohl ihrer Mitmenschen pfeifen, sollte man nicht mit derselben
Engstirnigkeit begegnen. So schafft man nur Märtyrer. Auch der politische
Preis, vom Gericht eine zu extreme Reaktion attestiert zu bekommen, ist
eindeutig zu hoch.
7 Aug 2020
## LINKS
[1] https://www.instagram.com/joshisaibou/?hl=de
[2] https://www.instagram.com/alexavalerie/?hl=de
[3] /Corona-Video-von-Salomon-Kalou/!5682975
[4] https://www.spiegel.de/sport/basketball/joshiko-saibou-und-die-baskets-bonn…
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Kolumne Frühsport
Basketball
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Fußball und Politik
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