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# taz.de -- Fußball in Armenien: Abgekartete Spiele
> Beim Kampf gegen die Korruption in Armenien gerät auch der Fußball ins
> Visier der Ermittler. Über 50 Akteure sind bereits gesperrt worden.
Bild: Proteste gegen die Verbandsführung bei einem Länderspiel im November 20…
Fast 70 Jahre lang waren die Proletarier der Sowjetvölker brüderlich
verbunden, heute gibt es Wettbetrügereien und verschobene Fußballspiele aus
den Staaten des einstigen Imperiums. Doch die Kaukasusrepublik Armenien
will mit den korrupten Traditionen Schluss machen – zumindest im nationalen
Fußball.
Anfang Juli knöpfte sich der armenische Fußballverband (FFA) fünf Klubs der
ersten Liga vor – den Aragaz FC, Torpedo, den Masis, Lokomotiv und den
Jerewan FC. Am Ende stand eine Liste mit 58 Fußballern und Trainern, die
gesperrt wurden. Über 45 Akteure wurde ein lebenslanges Spielverbot im
internationalen Fußball verhängt.
Die große Mehrheit der betroffenen Spieler trägt keine armenischen Namen.
Es sind vor allem Sportler aus den ehemaligen Sowjetrepubliken – darunter
25 Ukrainer, von denen 20 lebenslang gesperrt wurden. Viele der Spieler
haben in der ukrainischen Premjer Liga gespielt. In der Liste finden sich
die Namen von Rostislaw Kozar, Juri Okul und Jegor Lugawo, die bereits in
Spielmanipulationsskandale in ihrer Heimat verstrickt sind. Andere Spieler
kommen aus Russland oder Belarus.
Eine der schillerndsten Figuren ist nach Untersuchungen des armenischen
Sicherheitsdienstes der lettische Fußballspieler Kirils Grigorovs, unter
dessen Regie Spiele des Provinzklubs Masis FC manipuliert worden sein
sollen. Der 27-jähige Profi aus Riga hat in Lettland, Irland, Tschechien
und Zypern gekickt, bevor er nach Armenien gewechselt ist. Er gehört zu den
Spielern, die, geht es nach dem armenischen Verband, lebenslang gesperrt
werden sollen.
## Ermittlungen mit Interpol und der Uefa
„Wir beginnen gerade einen institutionellen Kampf gegen manipulierte
Spiele“, sagt Armen Melikbekjan. Der neue Verbandschef stützt sich auf von
der Uefa und Interpol vorgelegte Fakten und Materialien sowie auf Beweise
des armenischen Sicherheitsdienstes. Es geht dabei vor allem um
Spielabsprachen.
Der ehemalige Journalist Melikbekjan, 40, ist seit Dezember 2019 im Amt,
nachdem sein Vorgänger Artur Vanetsjan den Posten nach nicht einmal einem
Jahr geräumt hatte. Vanetsjan war zudem Chef des Nationalen
Sicherheitsdienstes Armeniens. Auch von diesem Amt trat er zurück. Laut
armenischen Medien ist er so etwas wie ein „Kreml-Vertreter“ in Armenien.
Für Premierminister [1][Nikol Paschinjan] ist Vanetsjan jedenfalls ein
politischer Widersacher.
Seit der [2][Samtenen Revolution] im Frühjahr 2018 ist es Paschinjans
erklärtes Ziel, die Korruption zu bekämpfen. Es wurden etliche Oligarchen
festgenommen. Einer von ihnen ist Ruben Hayrapetjan. Gegen ihn wird wegen
Korruption und Geldwäsche ermittelt. Der Oligarch mit dem Spitznamen „Nemez
Rubo“, deutscher Rubo, hat 14 Jahre lang den armenischen Fußballverband
geleitet und saß für die damals regierende Republikanische Partei im
Parlament.
Die neue Verbandsführung will nun im Sinne der Revolution von Paschinjan
die armenische Fußballwelt entkriminalisieren. Seit April untersucht ein
Sonderausschuss des Verbands Berichte aus den vergangenen anderthalb
Jahren, darunter etwa 2.000 Seiten über einzelne Mannschaften und Spieler,
die die Uefa zur Verfügung gestellt habe, wie Artur Azarjan in einem
Interview mit lokalen Website [3][vnews.am] meinte.
Der Generalsekretär der FFA sieht die größte Herausforderung im
juristischen Bereich. Bis jetzt gebe es keine Artikel im armenischen
Strafgesetzbuch, die Spielmanipulationen regeln. „Wir haben beim
Justizministerium beantragt, eine Gesetzesinitiative zu erarbeiten und
einen entsprechenden Artikel im Strafgesetzbuch zu definieren“, sagt
Azarjan. Der Kampf gegen Manipulation im Fußball steht trotz der
ausgesprochenen Sperren noch am Anfang.
16 Jul 2020
## LINKS
[1] /Massenproteste-in-Armenien/!5499300
[2] /Armeniens-Praesident-im-Interview/!5504247
[3] https://www.vnews.am/
## AUTOREN
Tigran Petrosyan
## TAGS
Fußball
Armenien
Wettbetrug
Transfeindlichkeit
Wettbetrug
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