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# taz.de -- Corona-Infektionsherd in Niederbayern: Gurkenernte wird größter H…
> Ein Corona-Ausbruch mit 174 Infizierten hat den Gemüsebetrieb in Mamming
> lahmgelegt. Behörden vermuten Hygieneverstöße.
Bild: Hinter Absperrgittern: Unterkünfte von Erntehelfern in Mamming am 27. Ju…
Das Gelände ist eingezäunt, ein Sicherheitsdienst überwacht die Quarantäne,
die Gurken bleiben auf dem Feld: Seit Sonntag gehen die Behörden massiv
gegen den Corona-Ausbruch bei einem Erntebetrieb im niederbayerischen
Mamming (Landkreis Dingolfing-Landau) vor. Dort waren 174 der insgesamt 479
Erntehelfer positiv auf das Coronavirus getestet worden. Ein Mann musste
ins Krankenhaus gebracht werden.
Obwohl damit die Grenze für einen Lockdown des Landkreises von 50
Corona-Infektionen auf 100.000 Einwohner deutlich überschritten ist, bleibt
es bisher bei der Quarantäne nur für den Betrieb. Das sagte Bayerns
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) [1][bei einer Pressekonferenz am
Montag in München]. Landrat Werner Bumeder (ebenfalls CSU) meinte, dass
sich der Ausbruch in einem „in sich geschlossenen Personenkreis“ ereignet
habe. Die meist unter sich lebenden und arbeitenden saisonalen Erntehelfer
stammen aus Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Ukraine. Während ihres
Aufenthalts bleiben sie meist in ihren Unterkünften.
Infolge dieses Ausbruchs verschärft die Landesregierung einige
Coronavorschriften. So wird laut Söder der Bußgeldrahmen für Verstöße gegen
Hygienekonzepte in Bayern von 5.000 auf 25.000 Euro erhöht. „Wir setzen
jetzt die Strafen massiv rauf“, so der Ministerpräsident. Auch soll in
landwirtschaftlichen Betrieben häufiger auf das Virus getestet werden, und
Kontrollen durch die Behörden sollen „unangemeldet und Tag und Nacht“
erfolgen. Söder kritisierte in diesem Zusammenhang „Unvernunft, mangelnde
Vorsicht und bewusste Verstöße gegen Hygienekonzepte“. Aus solchen
Einzelfällen sollte „keine schleichende zweite Welle entstehen“.
Mamming ist derzeit der deutschlandweit größte Corona-Hotspot. Es bestätigt
sich, dass das Virus häufig dort ausbricht, wo Menschen eng nebeneinander
arbeiten, sich in Gemeinschaftsunterkünften aufhalten und dort schlafen.
[2][Das war auch beim Fleischkonzern Tönnies in Nordrhein-Westfalen der
Fall], ebenso wie bei Ausbrüchen unter den Saisonkräften von Spargelbauern.
## Vorschriften wohl nicht eingehalten
Bei der Gurkenernte liegen die Arbeiter auf sogenannten Gurkenfliegern –
eng nebeneinander und auf dem Bauch. Die Maschinen fahren langsam über die
Felder, während die Erntehelfer die reifen Gurken ernten. Auf die
Nachfrage, wie dabei Infektionen wie jene von Mamming vermieden werden
können, sagte die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) bei
der Pressekonferenz: „Offiziell wurde ausgemacht, dass immer dieselben
Personen in derselben Reihe auf den Gurkenfliegern liegen.“
Huml ließ auch durchblicken, dass in Mamming Vorschriften und Regeln wohl
nicht eingehalten worden seien. Der reguläre Ablauf ist: Der Betrieb legt
beim Landratsamt ein Hygienekonzept vor, das besprochen und dann
beschlossen wird. Dessen tatsächliche Durchsetzung bezeichnete Huml als
„schwierig“. Womöglich seien die Saisonkräfte bei der Arbeit gut getrennt
gewesen, „aber abends nicht“. Laut den Vorgaben sollten Gruppen von jeweils
25 Erntehelfern bei der Arbeit und in der Unterkunft zusammenbleiben,
Kontakt zu anderen sollte es nicht geben. Dies wurde aber offenbar nicht
eingehalten, vermutlich trafen sich unterschiedliche Arbeiter aus
verschiedenen Gruppen am Feierabend.
Söder kündigte an, in Bayern nun alle Saisonarbeiter auf Corona testen zu
lassen. Die Bevölkerung erhält zudem die Möglichkeit, sich kostenlos testen
zu lassen.
27 Jul 2020
## LINKS
[1] /Corona-Infektionsherd-in-Mamming/!5703930&s=Erntehelfer/
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## AUTOREN
Patrick Guyton
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
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