# taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Helden gehen eigentlich immer | |
> Diese Woche: Erinnerungen an grenzüberschreitende Musikereignisse, | |
> Klangarchäologie – und ein Richtfest mit Altbundespräsident. | |
Bild: 21.07.1990: Roger-Waters-Inszenierung des Pink-Floyd-Erfolgs «The Wall»… | |
Bitte, man muss natürlich nicht. Nur die, die wollen, klar. Schließlich | |
geht es jetzt auch um musikalische Geschmacksfragen. Aber es gibt diese | |
Woche durchaus guten Grund, zurückzudenken an eine Zeit, als die Rockmusik | |
noch was galt auf den Schulhöfen, wo die Zöglinge ihren Lehrern zupfiffen, | |
dass sie gar keiner Erziehung bedürften, we don't need no education eben. | |
Das war eines der Lieder, die damals gesungen wurden in Berlin bei einem | |
wirklich großen Spektakel. Am Dienstag darf man das mit einem runden | |
Jahrestag feiern. 30 lange Jahre ist es dann her, dass am Potsdamer Platz | |
die Pink-Floyd-Rockoper „The Wall“ aufgeführt wurde. Womit man sich am | |
Dienstag auch gleich an den Mauerfall und damit den dahingegangenen | |
deutschen Staat erinnern mag. Weil es die DDR zum Zeitpunkt des Konzerts am | |
21. Juli 1990 allerdings noch gab, hat man hier jetzt ein bei Wikipedia | |
geborgtes unnützes Angeberwissen zur Hand: Bis heute war diese „The | |
Wall“-Aufführung das einzige Konzert, das durch den Veranstaltungsort auf | |
der innerdeutschen Grenze mit einer Bühne gleichzeitig in zwei Staaten | |
stattgefunden hat. | |
Also auf jeden Fall ein grenzüberschreitendes internationales Ereignis | |
damals. | |
Wer „The Wall“ von Pink Floyd aber gar nicht so toll findet, mag sich an | |
die Mauer und die Zeit mit David Bowie und seinem „Heroes“-Lied erinnern – | |
fast schöner noch in der deutschen „Helden“-Version: [1][„Die Mauer / Im | |
Rücken war kalt (so kalt)“]. Auch dazu gibt es wenigstens ungefähr und | |
krumm einen Jahrestag: Im Juli und August 1977, vor 43 Jahren, wurde das | |
Lied im Hansa Studio in Berlin aufgenommen. | |
Aber was heißt das eigentlich: der Vergangenheit zuhören? Das ist eine | |
Frage, die man sich im Haus der Kulturen der Welt stellt, wo ab Donnerstag | |
mit [2][„A Slightly Curving Place“] ein räumlich inszeniertes Hörstück d… | |
Klangarchäologen Umashankar Manthravadi zu erleben ist (bis 20. September | |
täglich außer Dienstag von 14 bis 20 Uhr). | |
Noch mal kurz zu dem eingangs zitierten Lied, das sich doch besonders | |
hübsch in dem Moment hört, in dem der Kinderchor einsetzt bei [3][„Another | |
Brick in the Wall“]. Und schon ist man bei der Frage, was denn | |
Altbundespräsident Christian Wulff mittlerweile so macht. Wer das genauer | |
wissen will, muss am Freitag in die Neuköllner Karl-Marx-Straße, wo Wulff | |
gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller um 14 Uhr | |
symbolisch den letzten Nagel in den Dachstuhl des geplanten [4][Deutschen | |
Chorzentrums] schlagen wird. Richtfest. Auch wenn die Freude am Singen | |
derzeit einigermaßen verleidet ist. Man darf es eben aus pandemischen | |
Gründen nur sehr eingeschränkt. Ach ja, Wulff feiert mit, weil er nun | |
Präsident des Deutschen Chorverbandes ist. | |
Und weil es bis zur Eröffnung des Zentrums, für März des nächsten Jahres | |
vorgesehen, noch eine Weile hin ist, mag man auch hoffen, dass bis dahin | |
wieder lauthals und chorisch gesungen werden darf und nicht nur leise | |
gepfiffen, hey teachers, leave those kids alone. | |
Ach Rockmusik. Immer dicke Hose. Schon toll. | |
19 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=nb6Gbi1MpoE | |
[2] https://www.hkw.de/de/programm/projekte/2020/a_slightly_curving_place/start… | |
[3] https://www.youtube.com/watch?v=YR5ApYxkU-U | |
[4] https://www.deutsches-chorzentrum.de/ | |
## AUTOREN | |
Thomas Mauch | |
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