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# taz.de -- Reisebeschränkungen in Europa: Schweden fürchtet um Sommerurlaub
> Mehrere europäische Länder wollen Einreisen wieder erlauben – aber nicht
> für SchwedInnen. Dänemarks Grenzschließung verärgert viele.
Bild: Auf der Öresundbrücke bilden sich am Wochenende wieder lange Schlangen …
STOCKHOLM taz | Für SchwedInnen dürfte ein [1][Urlaub außerhalb des Landes]
dieses Jahr noch schwieriger werden als für andere. Erst teilte die
dänische Regierung am Freitag mit, dass man die seit Mitte März
geschlossenen Grenzen des Landes zwar ab 15. Juni öffnen wolle – aber nur
unter strengen Bedingungen, wie einem Buchungsnachweis einer Unterkunft
außerhalb der Hauptstadt für mindestens sechs Nächte und nur für Reisende
aus Deutschland, Norwegen und Island.
Für die schwedischen Nachbarn bleibt die Grenze zu. „Wir haben [2][eine zu
unterschiedliche Coronainfektionslage]“, begründete das Ministerpräsidentin
Mette Frederiksen. Man sei zwar mit Stockholm im Gespräch über eine
mögliche Sonderlösung, habe aber noch kein Ergebnis erzielen können.
Wenig später verkündete Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg, dass
die norwegische Grenze für Reisende aus Dänemark wieder geöffnet werde,
aber für die aus dem restlichen Schengenraum bleibe es bei der 10-tägigen
Quarantäneregelung.
Und dann veröffentlichte auch noch Athen eine Liste mit 29 Ländern, die ab
Mitte Juni in Griechenland Urlaub machen dürfen. Auf der fehlt neben
Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien auch Schweden. So ähnlich
hatte sich Tage zuvor bereits Zypern entschieden. Zwar versicherte
Tourismusminister Savvas Perdios, man hoffe, SchwedInnen bald begrüßen zu
können, aber mehr als eine vage Aussicht ist das nicht.
## Nordische Zusammenarbeit in Gefahr
Nun sollen die SchwedInnen nach dem Willen ihrer Regierung in diesem Sommer
sowieso nicht ins Ausland reisen und auch im Inland möglichst wenig
unterwegs sein. Schweden ist trotz sinkender Corona-Infektionszahlen noch
[3][weit von den Raten der umliegenden Länder entfernt].
Einige PolitikerInnen und JournalistInnen sowohl in Schweden als auch in
Dänemark bezweifeln die Logik hinter der von Kopenhagen nur einseitig
geschlossenen Grenze. DänInnen können nun ungehindert nach Schweden ein-
und unkontrolliert auch wieder zurück reisen. An Wochenenden kommt es auf
der Öresundbrücke regelmäßig zu langen Schlangen. „Sind denn Dänen immun,
wenn sie in Malmö Kneipen besuchen, wir aber generell gefährliche
Virenschleudern, wenn wir uns in Kopenhagen Røde Pølser kaufen wollen?“,
wunderte sich am Samstag ein vom dänischen Fernsehen in Malmö interviewter
Schwede.
Schwedens Außenhandelsministerin Anna Hallberg warnt vor Diskriminierung.
Dänemarks Ex-Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen warf seiner
Nachfolgerin Frederiksen vor, „vorsätzlich und ohne den Schein einer
fachlichen Begründung“ die Öresund-Zusammenarbeit mit Schweden aufs Spiel
zu setzen.
Zumal in dieser Region nicht Schweden der Corona-Hotspot sei, sondern
Kopenhagen, wo die Infektionszahlen weit über denen in Südschweden liegen.
Der dänische Geschichtsprofessor Uffe Østergaard warnte vor Gefahren für
die nordische Zusammenarbeit: Die Sonderbehandlung Schwedens durch die
dänische Regierung sei „jedenfalls ein dicker Sargnagel“.
Zumindest können sich die SchwedInnen auf Urlaub auf den Balearen und
Kanaren freuen, nachdem Spanien am Samstag ankündigte, demnächst
TouristInnen aus allen skandinavischen Staaten wieder willkommen heißen zu
wollen. Außerdem hatte Deutschland die Grenze zu Schweden, anders als
[4][jene zu Dänemark], nie geschlossen. Und ein weiterer Trost bleibt:
Viele SchwedInnen dürften sich den Urlaub trotz Coronakrise leisten können.
Die Wirtschaftleistung Schwedens konnte im 1. Quartal ein kleines Plus
verzeichnen, während sie in anderen EU-Ländern teilweise dramatisch
abstürzte.
1 Jun 2020
## LINKS
[1] /Tourismus-in-Corona-Zeiten/!5686948
[2] /Corona-Eindaemmung-in-Schweden/!5679762
[3] /Schwedens-Staatsepidemiologe-Tegnell/!5673457
[4] /Daenemarks-Corona-Strategie-als-Vorbild/!5674677
## AUTOREN
Reinhard Wolff
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