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# taz.de -- Wiederaufnahme der Basketball-Bundesliga: Rettungsversuch mit offen…
> Am Samstag beginnt das Finalturnier um die deutsche
> Basketballmeisterschaft. Davon verspricht sich die Liga vor allem eine
> große Medienpräsenz.
Bild: Im Anflug auf München: Berlins Niels Giffey unterm Korb
Es wird ernst. Die [1][Basketball Bundesliga] (BBL) spielt ab Samstag in
der Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle ihre Saison zu Ende. Lange Zeit war ein
solches Szenario kaum vorstellbar. Zwar hatten sich die Verantwortlichen
bereits im Februar mit einem potenziellen Saisonabbruch beschäftigt, doch
die Lage schien damals klar: Sollte es zu mehreren Verschiebungen oder
Absagen von Partien kommen, ist das vorzeitige Ende der Spielzeit
unvermeidbar.
Denn anders als im Fußball generieren die Vereine der BBL nur einen
geringen Teil ihrer Einnahmen durch TV-Gelder. Auf Ticketerlöse und
Sponsorenennahmen sind sie hingegen deutlich stärker angewiesen. Ein
wirtschaftlich rentables Beenden der Saison war ohne diese Geldquellen für
die meisten der 17 Erstligavereine deshalb keine Option.
Doch da sich das Coronavirus zu diesem Zeitpunkt vor allem in der
chinesischen Metropole Wuhan ausgebreitete, rechneten nur die wenigsten mit
diesem Worst-Case-Szenario. Ende Februar wurde in deutschen Großstädten
noch munter Karneval gefeiert.
Drei Wochen später war die Situation bereits eine komplett andere.
Großveranstaltungen wurden reihenweise abgesagt. So kam auch die BBL bei
ihrer Ligatagung am 12. März nicht drum herum, ihre Saison bis auf Weiteres
zu unterbrechen. Vorzeitig beendet werden sollte sie – entgegen den
Einschätzungen vom Februar – allerdings nicht. Denn vereinzelte
Klubvertreter gaben die Hoffnung nicht auf.
## Zehn Kandidaten für das Turnier
In den Wochen danach warb diese Minderheit hinter den Kulissen für ihre
Idee. Dabei wurden stets die Vorteile betont. Statt wie viele andere
Sportarten für lange Zeit von der Bildfläche zu verschwinden, würde sich
für die BBL eine riesige Chance bieten. TV-Präsenz, hohe Einschaltquoten,
zusätzliche Sympathisanten, neue Sponsoren. Dies alles würde man sich
entgehen lassen, wenn diese Möglichkeit nicht ergriffen würde. Eine
Sichtweise, die einige Skeptiker unter den Klubvertretern letztlich
überzeugte.
Da allerdings nicht alle Vereine dieser Meinung waren, wurde am 27. April
entschieden, dass zehn Klubs (FC Bayern, Ludwigsburg, Crailsheim, Berlin,
Oldenburg, [2][Vechta], Bamberg, Göttingen, Ulm und Frankfurt) die Saison
zu Ende spielen, während die restlichen sieben Mannschaften die Spielzeit
mit sofortiger Wirkung beenden – und zwar ohne den Abstieg fürchten zu
müssen.
Um das sogenannte Finalturnier ab Samstag in der Halle des FC Bayern
München in die Tat umsetzen zu können, musste die BBL in den letzten Wochen
ein umfangreiches Hygienekonzept erarbeiten. Dieses sah vor, dass alle
Spieler während der dreiwöchigen Vorbereitung auf die Saisonfortsetzung an
den jeweiligen Standorten zweimal pro Woche auf das Coronavirus getestet
werden.
Während des Formats wiederum sind alle Spieler, Trainer und die jeweiligen
Betreuerteams (maximal 22 Personen pro Mannschaft) im nicht gerade noblen
Leonardo Hotel Munich City Olympiapark regelrecht abgeschottet.
Familienmitglieder und Freude dürfen sie nicht empfangen, lediglich für
einige Spaziergänge und Joggingeinheiten kann das Hotel außerhalb der
Trainingszeiten verlassen werden. Ein Vorgehen, das bei vielen Spielern
nicht gut ankam, da diese praktisch wochenlang von der Außenwelt
abgeschnitten sein werden.
## Kuriose Wechsel
Zudem sind viele Fans nicht sicher, was sie vom Re-Start halten sollen. Und
zwar nicht nur, weil in der Halle keine Zuschauer zugelassen sind. Vielmehr
müssen sie auch an den TV-Bildschirmen auf einige ihrer Stars verzichten.
[3][Die Bayern-Profis] werden beispielsweise ohne den Ex-NBA-Spieler Greg
Monroe auflaufen. Noch kurioser: Einige Akteure wechselten während der
coronabedingten Saisonpause die Teams, weshalb Dylan Osetkowski beim
Finalturnier plötzlich im Ulmer statt im Göttinger Kader steht. Nicht
zuletzt sorgt der Modus für Gesprächsstoff.
Denn die Saison beginnt im Prinzip von vorne. In zwei Fünfergruppen werden
nach vier Spielen zunächst die Viertelfinalpaarungen bestimmt, ehe im
Hin-und-Rückspiel-Playoff-Format die Halbfinalisten, die Endspielteilnehmer
und letztlich am 28. Juni auch der neue Deutsche Meister ermittelt werden.
Ob unter diesen Voraussetzungen tatsächlich viele Menschen ihre
Begeisterung für die BBL entdecken, bleibt abzuwarten. Ist das nicht der
Fall, droht durch die Fortsetzung der Saison wohl ein noch größerer
finanzieller Schaden, als dies ohnehin schon der Fall ist. Eines ist aber
in jedem Fall offensichtlich: Ob mit oder ohne Final-Turnier, durch die
Coronapandemie steht die BBL vor einer ungewissen Zukunft.
5 Jun 2020
## LINKS
[1] https://www.easycredit-bbl.de/de/aktuell/news/news/
[2] /Rasta-Vechta-vor-Halbfinal-Einzug/!5595118
[3] /Basketball-Finale/!5513441
## AUTOREN
Alexander Büge
## TAGS
Basketball
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Basketball
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WNBA
Henning Harnisch
Basketball
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