Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Maskenpflicht hilft gegen Corona: Pandemie verlangsamt
> In Jena gab es schon früh die Pflicht einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
> Eine Studie zeigt, dass die Pandemie damit abgeschwächt werden konnte.
Bild: Jena war Vorreiter bei der Pflicht, unter anderem in Bussen und Bahnen ei…
Berlin taz | Atemmaske tragen? Ja oder Nein? Zu Beginn der Coronapandemie
dominierte hierzulande klar das Nein. Bilder aus asiatischen Regionen, auf
denen nur Menschen mit Mund-Nasen-Masken zu sehen waren, wurden fast schon
belächelt. Auch Gesundheitspolitiker, Mediziner und die allermeisten
Virologen sprachen sich gegen den Mundschutz im Alltag – auf der Straße, im
Geschäft oder in Bus und Bahn – aus. [1][Medizinische Masken mit FFP2- oder
FFP3-Standard, ja selbst einfache OP-Masken,] die bis vor Kurzen kaum zu
bekommen waren, sollten den Mitarbeitern in den Gesundheitseinrichtungen
vorbehalten bleiben.
Und für selbstgemachte Alltagsmasken lägen keine wissenschaftlichen Studien
vor, die eine Schutzwirkung vor Coronaviren nachweisen würden, hieß es fast
einstimmig aus den Expertenkreisen. Das Tragen von Masken könnte sogar
Virusinfektionen begünstigen, denn den Menschen würde damit eine
trügerische Sicherheit vermittelt; mit Mundschutz würden sie unvorsichtig
werden. Das all dies nicht zutrifft, konnte jetzt ein gemeinsames Projekt
von Forschern aus Mainz, Darmstadt, Kassel und dem dänischen Sønderborg
aufzeigen. Ihr Ergebnis: Mit der Einführung der Maskenpflicht gingen die
Infektionszahlen deutlich zurück.
Die Forschergruppe nutzte für ihre vom Bonner Forschungsinstitut zur
Zukunft der Arbeit (IZA) als Diskussionspapier veröffentlichte Studie die
dezentrale Entscheidungsstruktur bei der Gesundheitspolitik in Deutschland.
Sie verglichen die Infektionszahlen im thüringischen Jena, das bei der
Maskenpflicht eine Vorreiterrolle hat, mit den Zahlen in anderen Städten,
in denen die Maskenpflicht erst später kam.
[2][In der Stadt Jena war die Maskenpflicht schon am 6. April eingeführt
worden]. Zwei, drei Wochen früher als in anderen Städten oder Landkreisen
in Deutschland. „Begleitet wurde die Einführung der Maskenpflicht zudem
durch eine öffentlichkeitswirksame Kampagne „Jena zeigt Maske“, die bereits
eine Woche vorher am 30. März startete“, schreiben die Forscher in einer
Zusammenfassung ihrer Studie.
„Die Zahl der registrierten Neuinfektionen ist in den Tagen nach der
Einführung praktisch auf null gefallen“, berichtet die Forschergruppe. Dass
schon drei Tage nach dem 6. April weniger Neuinfektionen registriert
wurden, obwohl die mittlere Inkubationszeit der Coroanviren etwa fünf Tage
beträgt – dazu kommt nach Angaben der Forscher noch eine Meldeverzögerung
von 2–3 Tagen –, sei auf die Kampagne in Jena zurückzuführen. Viele Jenaer
hätten schon vor der Pflicht eine Maske getragen.
## Vergleich mit anderen Städten
Um zu überprüfen, ob der Rückgang der Neuinfektionen tatsächlich auf die
Alltagsmasken zurückzuführen sind, verglichen die Forscher den
Infektionsverlauf in Jena mit den Covid-19-Fällen in Städten, die ähnliche
„Strukturmerkmale“ aufweisen – zum Beispiel Bevölkerungsdichte,
Durchschnittsalter der Bevölkerung und dem Angebot an Ärzten und
Apotheken. Die Auswahl für den Jena-Vergleich fiel auf Städte wie
Darmstadt, Cloppenburg, Trier oder Rostock.
Aus dem Infektionsverlauf in diesem Städten schlossen die Forscher dann,
wie die Infektionszahlen in einem „synthetischen Jena“ gewesen wären, wenn
dort keine Maskenpflicht zum 6. April eingeführt worden wäre. „Nach unseren
Berechnungen tut sich eine signifikante Kluft zwischen den Fallzahlen in
Jena und der Vergleichsgruppe ohne Maskenpflicht auf“, sagt der Koautor der
Studie Timo Mitze, Professor an der Süddänischen Universität (Syddansk
Universitet) in Sønderborg. Zehn Tage nach Beginn der Maskenpflicht in Jena
sei die Gesamtzahl der dort registrierten Covid-19-Fälle lediglich von 142
auf 158 gestiegen, in dem „synthetischen Jena“ hingegen von 143 auf 205.
Die Zunahme der Infektionen in Jena entsprach also nur etwa einem Viertel
der Zunahme in der Vergleichsgruppe. Dieses Zahlen beziehen sich auf alle
registrierten Covid-19-Fälle. Für die tägliche Wachstumsrate berechneten
die Forscher einen Rückgang um 60 Prozent.
In einem zweiten Schritt verglichen die Forscher verschiedene Städte
miteinander, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten eine Maskenpflicht
eingeführt hatten. In einigen Städten begann die Maskenpflicht am 22.
April. Das Gros der Städte folgte jedoch erst am 27. April. Auch hier waren
weniger Neuinfektionen die Folge, auch wenn der Effekt, der zehn Tage
später einsetzte, nicht so ausgeprägt war wie in Jena. Die Studie zeigt auf
jeden Fall, dass ein Mund-Nasen-Schutz zu einer Verlangsamung der
Covid-19-Entwicklung beitragen kann.
11 Jun 2020
## LINKS
[1] /Schutz-vor-Coronavirus/!5672820
[2] /Masken-gegen-Corona/!5679173
## AUTOREN
Wolfgang Löhr
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Covid-19
Infektion
Maskenpflicht
Mundschutz
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Corona Live-Ticker
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schutzwirkung von OP-Masken bei Corona: Für die anderen
Eine dänische Studie zeigt, dass OP-Masken nur einen geringen
Infektionsschutz für die TrägerInnen haben. Geschützt werden die anderen.
Maskenpflicht im Zug: Bahn lehnt Strafen ab
In den Zügen der Deutschen Bahn gilt die Maskenpflicht. Hart eingreifen
will die Bahn jedoch nicht, sie weist die Verantwortung von sich.
+++ Corona News am 6. Juni +++: Brasilien droht mit WHO-Austritt
Der Lehrerverband fordert eine Maskenpflicht für Schüler. Im Lockdown sank
der Alkoholkonsum. Und eine 108-jährige hat ihre Covid-19-Infektion
überstanden.
Ende der Corona-Maßnahmen: Thüringer Alleingang
Bodo Ramelow kündigt ein Ende der Corona-Schutzmaßnahmen an – und erntet
Widerspruch. Wie fragil die Lage ist, zeigen zwei lokale Ausbrüche.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.