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# taz.de -- Radrennen nach Corona: Rückkehr auf Asphalt
> Der Radsport wagt sich wieder nach draußen. Nach einem Rennen auf dem
> Sachsenring wurde am Sonntag das Kotzener Bergzeitfahren veranstaltet.
Bild: Sieger am Sachsenring: Tobias Nolde aus Deutschland
Am Sonntag nahmen 17 Frauen und 106 Männer am [1][6. Kotzener
Bergzeitfahren] in der Nähe von Rathenow teil. „Wir haben uns danach
gerichtet, was im Rahmen der Eindämmungsverordnung möglich war“, sagt
Organisator Henry Bertz der taz. „Start- und Zielbereich lagen auf einem
Sportplatz. Sportveranstaltungen bis 150 Teilnehmern können auf solchen
Anlagen ja durchgeführt werden.“ Im Startbereich durften sich maximal sechs
Personen mit den notwendigen Abständen aufhalten.
„Der Fahrer, der jeweils startet, dazu die nächsten drei in der
Startreihenfolge sowie zwei Organisatoren. Gestartet wurde im Abstand von
60 Sekunden. Und wir hatten die Athleten aufgefordert, beim Überholen
jeweils zwei Meter seitlichen Abstand einzuhalten. Die Breite der Straße
gibt das auch her“, erläutert Bertz weiter.
Weil ein Radrennen auf dem begrenzten Areal eines Sportplatzes aber wenig
Sinn macht, führte der Parcours dann über öffentliche Straßen. Das war ein
absolutes Novum im Covid-19-Regime. Bereits am vorletzten Wochenende hatte
in Sachsen das traditionsreiche [2][72. Sachsenringradrennen]
stattgefunden.
Es war, im Gegensatz zum Bergzeitfahren der Jedermänner und Jederfrauen in
Kotzen, für Profis und Kaderathleten ausgerichtet und fand auf der
Motorsportrennstrecke Sachsenring statt. „Es war kein öffentlicher Bereich,
sondern abgesperrtes Gelände. Und das war überhaupt die Voraussetzung, dass
wir das Rennen durchführen konnten“, sagt Organisator Dietmar Lohr.
## Zu meiden: öffentliches Straßenland
Rennen auf der Straße hatte das sächsische Innenministerium nicht erlaubt.
Diese Erfahrung machte am vorletzten Donnerstag die Radsportabteilung der
DHfK Leipzig. Sie hatte ein Einzelzeitfahren organisiert. „Es entsprach den
Hygienevorschriften. Wir hatten auch die Zustimmung der Gemeinde. Aber dann
kam das Aus, weil es auf öffentlichem Straßenland stattfinden sollte“,
erzählt der DHfK-Mitarbeiter und frühere DDR-Radsportler Michael Schiffner.
Lohrs Trumpf war also der Sachsenring – ein Gelände, groß genug für
Radrennen, aber dennoch abgesperrt. „Für die Sportler war es schön, dass
nach den langen Wochen des Trainings jetzt wieder ein Wettkampf stattfand“,
meinte Lars Wackernagel, Ex-Profi beim Rennstall Wiesenhof und aktuell
Manager des Thüringer Continental-Teams P&S Metalltechnik, das auch den
Sieger stellte: Tobias Nolde.
Wackernagel hofft jetzt, dass sich andere Veranstalter inspiriert fühlen.
„Es gibt ja auch andere Rennstrecken wie den Nürburgring zum Beispiel“,
sagt er. Das Sachsenringrennen war ein echtes Straßenrennen, mit
Massenstart und Peloton. Die Startaufstellung erinnerte zwar an die Formel
1. Markierungen in großem Abstand waren auf den Asphalt gemalt, an denen
die Rennfahrer auf das Startsignal warteten.
## Vorsicht im Pulk
Dann aber fuhren sie wieder als Pulk zusammen. „Straßenradsport im Modus
des Social Distancing ist einfach nicht möglich. Das war auch vorher allen
klar“, sagt Nick Kracik. Der Trainer am Olympiastützpunkt Berlin war als
sportlicher Leiter des U23-Rennstalls KED-Stevens mit zwei Fahrern auf dem
Sachsenring dabei. „Wir haben das vorher mit unseren Sportlern
durchgesprochen. Das ist ja wie im Fußball. Kein Fußballspiel wäre möglich,
wenn man immer 1,50 Meter Abstand hält“, sagt Kracik.
Die Beispielwirkung des Ballgeschäfts hebt auch Wackernagel hervor: „Die
Bundesliga hat vorgemacht, dass Sport im Freien mit mehreren Leuten geht.“
Extra Tests, wie es das Hygienekonzept der DFL vorsieht, gab es aber nicht.
Die Teilnehmer mussten lediglich eine Vereinbarung unterschreiben, im
Vollbesitz ihrer körperlichen Kräfte zu sein und in den letzten 14 Tagen
keinen Kontakt mit einer infizierten Person gehabt zu haben.
Das klingt gewagt, ergibt im Leistungssport aber Sinn. „Leistungssportler
nehmen schon Nuancen in ihrem Körper wahr. Und so ein Rennen wie das am
Sachsenring mit 122 Kilometer Länge und 3.000 Höhenmetern bestreitet man
auch nur, wenn man gesund und fit ist“, meint Wackernagel. Zuschauer gab es
am Sachsenring nur jenseits des Zauns. „Vielleicht 20, 25 Personen“, meint
Lohr, der in normalen Jahren 500 bis 1.500 Zuschauer zählt.
Der Unterschied in der Stimmung an der Strecke war also weniger stark
spürbar als derzeit in den leeren Fußballstadien. Stille Rennen ist der
Radsport in Deutschland allerdings auch ohne Covid-19 schon gewohnt. An
einem neuen Rennen Ende August plant er bereits wieder.
7 Jun 2020
## LINKS
[1] https://www.radsport-sued05.de/aktuelles/
[2] https://www.internationales-sachsenringradrennen.de/
## AUTOREN
Tom Mustroph
## TAGS
Radsport
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Radrennen
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