# taz.de -- Kündigung eines Amazon Managers: Giftige Unternehmenskultur | |
> Aus Protest gegen die Entlassungen von Whistleblowern bei Amazon hat Tim | |
> Bray gekündigt. Er erkennt sogar die Ursache allen Übels: den | |
> Kapitalismus. | |
Bild: Allein im großen Lager – einigen Amazon-Mitarbeiter_innen wurde gekün… | |
Amazon hat mir vor Kurzem einen Blu-ray-Player gebracht. Ich musste dafür | |
nur mein Rückgrat abgeben und mir eine Ausrede einfallen lassen: Wie sonst | |
soll ich die Zeit der Ausgangsbeschränkungen gut überstehen? [1][Amazon | |
wird seit Jahren zu Recht kritisiert:] nicht nur wegen der Bedrohung für | |
kleine Geschäfte, sondern auch wegen der Arbeitsbedingungen. Eine Ausrede | |
zu erfinden fiel mir leicht. Ich bin geübt darin, einige Ideale meiner | |
Bequemlichkeit zuliebe zu vernachlässigen. Jetzt wurde diese Leichtigkeit | |
zerstört – ausgerechnet von einem Manager des Amazon-Tochterunternehmens | |
Amazon Web Services (AWS). | |
Wie sie die Coronakrise überstehen können, haben sich [2][auch | |
Amazon-Mitarbeiter*innen in den Lagern] gefragt: intern, aber auch laut | |
auf der Straße. Einige agierten als Whistleblower und berichteten, dass | |
sie sich durch die Schutzmaßnahmen des Konzerns nicht genug geschützt | |
fühlen. Wie es sich für Amazon gehört, entließ man dort einfach einige | |
dieser Menschen – auch mit der Begründung, sie würden die Schutzmaßnahmen | |
missachten. Manager Tim Bray zog Schlüsse und kündigte. | |
Als „lachhaft“ bezeichnete Bray [3][in seinem Blog die offizielle Erklärung | |
zu den Kündigungen] zweier Hauptorganisatorinnen des Protestes. „Jedem | |
vernünftigen Beobachter war klar, dass sie wegen Whistleblowings | |
rausgeworfen wurden.“ Der Vorgang sei für ihn ein Zeichen für das Gift, das | |
durch die Adern der Unternehmenskultur fließe. Das Problem sei nicht die | |
Angst vor Covid-19, sondern wie Amazon mit Menschen umgehe. | |
Ja, mit seinem öffentlichen Groll versucht Bray, sich auch als | |
Top-Führungsperson zu positionieren. Und verweist auf die scheinbar tollen | |
Arbeitsbedingungen: Geld, Work-Life-Balance, Diversität. Doch er erkennt | |
auch Naheliegendes: Bei AWS hätten die Mitarbeitenden „Macht“, die | |
Amazon-Lagermitarbeiter*innen seien hingegen „schwach und werden immer | |
schwächer“, Corona führte zu mehr Arbeitsplatzverlusten und damit dem | |
Verlust von Krankenversicherungen. | |
Und warum das Ganze? Wegen des „Kapitalismus“. Jede überzeugende Lösung | |
müsse damit beginnen, sie als Kollektiv zu stärken, so Bray. Ein Manager | |
erkennt das Böse im Kapitalismus. Juhu! | |
8 May 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Online-Handel-und-Corona/!5675129 | |
[2] /Amazon-Mitarbeiter-in-Coronakrise/!5673469 | |
[3] https://www.tbray.org/ongoing/When/202x/2020/04/29/Leaving-Amazon | |
## AUTOREN | |
Johannes Drosdowski | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Amazon | |
Whistleblower | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Aus Le Monde diplomatique: Volksgesundheit und Staatsräson | |
Seit Jahrhunderten nutzen Staaten Epidemien, um ihre Macht auszuweiten. In | |
Zeiten von Corona wittern nun auch Techkonzerne einen riesigen Datenschatz. | |
Aus Le Monde diplomatique: Hinter den Mauern von Amazon | |
In der Krise boomt der Online-Handel. Logistikzentren entpuppen sich als | |
Infektionsherde und Gewerkschaften kämpfen für Schutzmaßnahmen. | |
Prekär Beschäftigte in Coronazeiten: „Ungeschützt ausgeliefert“ | |
Wer prekär arbeitet – etwa in den Branchen Reinigung und Pflege –, wird am | |
stärksten von den Folgen der Coronakrise getroffen, sagt Ute Kathmann. |