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# taz.de -- Die Wahrheit: Distanzhalma mit Boxenludern
> Die Folgen von Corona auf den Sport sind noch gar nicht genug ausgelotet.
> Was ist mit Gewichtheben? Oder Darts? Oder Synchronschwimmen?
Bild: Sorgt die Krise für mehr Chancengleichheit? Auf dem Platz herrschen jede…
Morgen sollte eigentlich das fünftägige Festival für Springreiter in
Punchestown bei Dublin beginnen. Es ist jedoch wegen Corona abgesagt
worden. Das war voreilig. Man hätte es in etwas modifizierter Form durchaus
stattfinden lassen können – nämlich ohne Reiter. Pferde können sich nicht
mit Covid-19 anstecken.
Es geht bei Pferderennen ohnehin nur um die Wetten. Und man wettet auf den
Gaul und nicht auf denjenigen, der auf ihm sitzt. Berühmte Pferde sind in
die Geschichte eingegangen – Shergar, Red Rum, Mr. Ed, Danedream. In Irland
erinnert man sich noch gern an Master Robert, einen Ackergaul aus Donegal
im Nordwesten der Insel.
Am Morgen hatte er noch ein Feld gepflügt, am Nachmittag gewann er das
englische Grand National. Das war 1924. Lord Airlie hatte das Pferd für 50
Pfund gekauft. Es scheffelte Preisgelder in Höhe von 50.000 Pfund – und
sorgte obendrein für eine anständige Kartoffelernte. Wer war der Jockey?
Das weiß niemand mehr.
Der Engländer Lester Piggot ist eine Ausnahme, weil er nicht nur jede Menge
Gewinner geritten hatte, sondern auch ein Jahr und einen Tag wegen
Steuerhinterziehung im Knast saß. Dafür nahm ihm die Queen seinen
Adelstitel weg. Aber im Grunde sind Jockeys überflüssig.
Das Grand National ist ein gutes Beispiel für reiterlose Rennen, die Hälfte
der Pferde verliert unterwegs den Jockey. Wenn ein Pferd ohne diesen
Ballast gewinnt, zählt das allerdings nicht. Statt des Jockeys könnte man
den Tieren einen Sack Hafer aufschnallen. Hunde rennen doch auch ohne
Jockeys. Im süd-irischen Waterford veranstalten sie morgens um acht
Windhundrennen ohne Zuschauer – nur für den asiatischen Wettmarkt. Geht
doch.
Die Formel-1-Saison müsste ebenfalls nicht zu Ende sein, bevor sie begonnen
hat. Es wäre eine gute Gelegenheit, fahrerlose Autos zu testen. Dann
könnten Ferrari, Mercedes und Co. beweisen, was sie drauf haben. Die Fahrer
dürften unterdessen mit den Boxenludern Distanzhalma spielen.
Man scheint überhaupt wenig Fantasie auf die Anpassung der Regeln
bestimmter Sportarten im Zuge von Corona verwendet zu haben. Stattdessen
hat man einfach alles abgesagt. Gewichtheben zum Beispiel ist kein
Kontaktsport, sondern kann in den eigenen vier Wänden betrieben werden,
wenn man TÜV-geprüfte Gewichte verwendet.
Selbst Synchronschwimmen ist bei Kontaktverbot möglich: Man lässt die
Teilnehmer einfach in verschiedenen Schwimmbecken antreten. Das müsste
nicht mal im selben Stadion stattfinden, die Becken könnten auch in
verschiedenen Städten, ja sogar auf anderen Kontinenten stehen, solange
Kameras installiert sind.
Nur im Darts haben sich die Legenden Phil Taylor und Raymond van Barnefeld
ein Fernduell von zu Hause aus geliefert. Bei Mannschaftssportarten gibt es
allerdings keine Lösung. Hat etwa ein reuiger Eigentümer einer Dauerkarte
für Hertha BSC etwas mit Corona zu tun?
27 Apr 2020
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Kolumne Die Wahrheit
Schwerpunkt Sport trotz Corona
Darts
Kolumne Die Wahrheit
Bono
Die Wahrheit
Schwerpunkt Utopie nach Corona
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