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# taz.de -- Golfsport in Coronapause: Ein Clubhaus zum Essen
> Das Golfer-Paradies liegt derzeit in Dänemark, Schweden, Rheinland-Pfalz
> oder Berlin. Allen anderen bleibt nicht viel mehr als Homegolf.
Bild: Titelverteidigung verschoben: Tiger Woods mit der Masters-Trophäe 2019
„Golf erzählen ist viel schöner als Golf spielen“, lautet eine
Branchenweisheit. Und in der Tat: GolferInnen erzählen tatsächlich leidend
gern, am liebsten von Dramen, die keinen interessieren, etwa warum sie an
Bahn 13 wegen dieser kleinen gemeinen Unebenheit und dem ärgerlichen
Windstoß im falschen Moment, als gerade ein Laubblatt die Konzentration
ablenkend zart raschelnd sich zu bewegen anschickte, und dann...
Derzeit kann man am besten vom Nichtgolfspielen erzählen. Das
Turniergeschehen ruht, abgesehen von ein paar viertklassigen Events, etwa
der Outlaw Tour in Arizona, wo Donald Trump das Virus allumfassend verboten
hat. Die British Open im Juli sind ersatzlos gestrichen. Die drei anderen
Majors sollen im Herbst stattfinden. In Augusta, Austragungsort der
Masters, werden sie mit ihrem legendären Perfektionismus daran arbeiten,
die berühmten Magnolien und Azaleen auch im November zur Blüte zu bringen.
[1][Vorjahressieger Tiger Woods] tut so, als sei alles wie gehabt.
Zumindest fast: Am Mittwoch vor dem geplanten Masterstermin (9.–12. April)
richtete er das traditionelle Champions Dinner aus. Allerdings im, so
Woods, „quarantine style“ brav im Kreise seiner Familie: also mit der
derzeitigen Gattin, den beiden Kids sowie zwei zotteligen Hunden, wie ein
Foto belegte. Und Dinner hieß: mit einer großen Torte in Form des
Südstaaten-Clubhauses von Augusta, Georgia. Die sah niedlich aus. Wie sie
schmeckte, blieb offen.
Golf spielen soll der Tiger aber auch. Phil Mickelson und er wollen sich im
Mai an einem geheimen Ort zum Showduell treffen, zum „Coronavirus Relief
Match“. Begleitet werden sie von den Football-Riesen [2][Tom Brady] und
Peyton Manning; alles live im Fernsehen. Die Erlöse werden gespendet.
## Golfen am Billardtisch
Andere Profis üben sich derweil im Homegolf. Schöne Schläge von
Klopapierrollen in Papierkörbe kann man bewundern. Englands Justin Rose
chipt einen Ball auf einen Billardtisch, wo er an seinen bunten Brüdern
vorbeirollt und gleich im Loch versinkt. Aber was heißt gleich? Niemand
weiß, wie viele Fehlversuche es vorher gab. Neuseelands Profi Phil
Tataurangi knallt den Golfball quer durch ein Auto mit weit geöffneten
Türen. Dellen von misslungenen Versuchen waren nicht zu sehen.
Derweil leiden Millionen Hobbygolfer weltweit. Die Plätze sind gesperrt,
mit Ausnahme nördlicher Paradiese wie Dänemark oder Schweden und jetzt
Meck-Pom. Aber da kommt man ja nirgends hin! Rheinland-Pfalz und Berlin
fangen auch an – aber nur für eigene Mitglieder. Der eigene Garten bliebe
zum Üben, aber handelsübliche Fangnetze sind, so Händler, bis Ende des
Jahres nicht lieferbar. So bleibt nur zähneknirschende Solidarität mit
anderen Sportarten, auch wenn Golf coronasafe ist, weil es direkten Kontakt
nur zwischen Schlägerblatt und Ball gibt.
Wohl gibt es Eifersüchteleien auf ReiterInnen: Die dürfen ihre Sportgeräte
innerhalb der Reitanlagen eine Stunde am Tag bewegen. Gemein! Warum gilt
das nicht auch für mich und meine Schläger? Grund: Golfschläger sind zu
robust, anders als unbewegte Rösser werden sie nicht krank. Solopolo ist
auch keine Alternative. Den meisten Golfern fehlt’s am Pferd.
Aus dem Abc der Vorurteile – heute G wie Golfs Wortbedeutung: Der Begriff
Golf, scherzten einst schlichtgeistige Chauvis, sei eine Abkürzung für
„Gentleman only. Ladies forbidden.“ Derzeit müsste es eher Galf heißen:
Gentlemen and Ladies forbidden.
Wahr ist: Die Schotten sehen das alte Verb goulf als Ursprung, was schlagen
hieß. Die wahrscheinlich wirklichen Erfinder des Spiels in den Niederlanden
reklamieren ihr Verb kolven für golfen. Nutzt ihnen derzeit auch nichts.
24 Apr 2020
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## AUTOREN
Bernd Müllender
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