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# taz.de -- Gewerkschafter siegt vor Gericht: Tarim darf streitbar bleiben
> Die Sicherheitsfirma Kötter kann den unbequemen Ver.di-Mann Özay Tarim
> nicht zum Schweigen zwingen – und zieht sich vom Flughafen Düsseldorf
> zurück.
Bild: Özay Tarim im Arbeitskampf am Düsseldorfer Flughafen
BOCHUM taz | Die Sicherheitsfirma Kötter ist mit ihrem Versuch gescheitert,
den kritischen Gewerkschafter Özay Tarim [1][per Unterlassungsklage im Wert
von 112.500 Euro mundtot zu machen]. Flugblätter, in denen der Ver.di-Mann
Kötter vorwarf, Fluggastkontrolleur*innen am Airport Düsseldorf
einzuschüchtern und deren grundgesetzlich garantiertes Streikrecht
auszuhebeln, seien „als Meinungsäußerung im Rahmen von
Arbeitskampfmaßnahmen zulässig“, urteilte das Arbeitsgericht Düsseldorf
jetzt in erster Instanz.
Tarim hatte dem Chef der „Aviation“-Flughafensparte von Kötter, Peter
Lange, vorgeworfen, persönlich eine Mitarbeiterin instrumentalisiert und
sie dazu gebracht zu haben, Kolleg*innen per SMS zum Streikbruch
aufzurufen. [2][Wer trotz Urlaubs oder zugesagter freier Tage nicht
erscheine, könne eine Festanstellung vergessen – das sei der Tenor der
Botschaft gewesen.]
Das Essener Unternehmen mit seinen bundesweit 18.500 Beschäftigten gilt als
gewerkschaftsfeindlich: Noch heute gebe es bei „Kötter Aviation“
Mitarbeiter*innen mit Arbeitsverträgen, in denen das Streikrecht einfach
unterlaufen werde, bestätigte Gewerkschaftssekretär Tarim der taz. „Im
Falle von Arbeitsmaßnahmen verpflichtet sich der Arbeitnehmer, an diesen
nicht teilzunehmen“, heißt es darin. Zwar habe Kötter dies per Aushang am
schwarzen Brett in Frage gestellt – doch neue Verträge gab es nicht.
Die Unterlassungsklage mit ihrem sechsstelligen Streitwert sei deshalb der
Versuch gewesen, Tarim zum Schweigen zu bringen, glauben viele
Gewerkschafter*innen. Denn der 42-Jährige hat die Rückendeckung der lange
als unorganisierbar geltenden Flughafen-Sicherheitssparte: Seit 2013 haben
die 1.100 Kötter-Mitarbeiter*innen am Flughafen Düsseldorf immer wieder
gestreikt. Ihre Gewerkschaft konnte so eine Erhöhung des Stundenlohns um
fast 50 Prozent von 12,36 auf aktuell 18,36 Euro durchsetzen – ab 2021
sollen es sogar 19,01 Euro sein.
„Politisch war das Klageverfahren ein Angriff auf die Meinungsfreiheit der
Gewerkschaften“, erklärt deshalb auch Ver.di-Fachbereichsleiterin Andrea
Becker: „Daher freut uns die Entscheidung des Gerichts sehr.“
Zwar ist das Urteil noch nicht rechtskräftig und Berufung möglich. Kötter
hat aber bereits einen massiven Rückzieher gemacht: Ab dem 1. Juni ist die
Essener Firma nicht mehr Auftragnehmer am Düsseldorfer Flughafen.
Ihre Beschäftigten und Aufgaben übernimmt der „Deutsche Schutz- und
Wachdienst“, der bereits für die Fluggastkontrollen in Bremen
verantwortlich ist. „Wir erwarten eine konstruktive Zusammenarbeit“, sagt
Tarim dazu – „und weniger Auseinandersetzungen vor Gericht“.
7 Apr 2020
## LINKS
[1] /Unterlassungsklage-gegen-Verdi-Sekretaer/!5647599
[2] /Bedingungen-in-der-Sicherheitsbranche/!5642187
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
Verdi
Arbeitskampf
Flughafen
Verdi
Security
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