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# taz.de -- Mörder von Ján Kuciak verurteilt: 23 Jahre für Auftragsmord
> Das Urteil für den Mord an dem Journalisten und seiner Lebensgefährtin:
> eine langjährige Haftstrafe. Angehörige kritisieren es als zu milde.
Bild: Der Angeklagte bei einem Gerichtstermin im Dezember 2019
Ein enttäuschtes Raunen ging durch den Saal, als die Richterin dem Henker
sein Strafmaß zur Kenntnis gab. Denn dreiundzwanzig Jahre Haft erschien dem
Publikum zu wenig für einen brutalen Killer wie Miroslav Marček. Das befand
auch der zuständige Staatsanwalt und legte Revision ein, noch bevor das
Urteil in den Gängen des Spezialgerichts in Pezinok verhallt war.
Miroslav Marček ist 37 Jahre alt. Als im Leben gescheiterter Ex-Soldat ist
er in den einschlägigen Kreisen als Mann fürs Grobe bekannt. Marček hatte
gestanden, [1][am 21. Februar 2018 den jungen Investigativjournalisten Ján
Kuciak und seine Verlobte Martina Kušnírová] in ihrem Haus in der Gemeinde
Veľká Mača, nur eine knappe Autostunde von der Hauptstadt Bratislava
entfernt, erschossen zu haben.
Für einen Auftragsmord sieht das slowakische Gesetz mindestens 25 Jahre
Haft vor und ermöglicht sogar eine Sicherheitsverwahrung auf Lebenszeit.
Das in diesem Kontext eher milde Urteil, erklärte die vorsitzende Richterin
Ruzena Sabova, sei darin bedingt, dass der Angeklagte [2][kooperativ
gewesen sei und alles zugegeben habe]. „Das ist ein Signal des Gerichts,
dass ein Geständnis etwas bedeutet. Es hat einen Sinn, den Behörden bei der
Strafverfolgung zu helfen, ganz besonders bei solchen schweren
Gewaltverbrechen“, begründete sie in fast verteidigender Haltung das
Strafmaß.
In ihrer Urteilsverkündung ließ Sabova jedoch keinen Zweifel an der
abstoßenden Brutalität des Mordes. „Die Opfer hatten keine Chance, sich zu
wehren“, betonte Richterin Sabova in ihrer Urteilsverkündung: „Die
Brutalität, Unmenschlichkeit und Kaltblütigkeit des Täters sah das Gericht
bei der Ermordung Martina Kušnírovás.“ Denn Marčeks Auftrag war es, Ján
Kuciak zu beseitigen. Und obwohl er wusste, dass dessen Freundin ebenfalls
im Haus war, unternahm er nichts, um unerkannt zu bleiben, als er Ján mit
einem Schuss in den Kopf hinrichtete. „Als sie dann auftauchte, tötete er
diese Frau ebenfalls kaltblütig“, so die Richterin.
## Enttäuschte Hinterbliebene
Dass sie trotz allem in ihrem Urteil unter dem möglichen Strafmaß blieb,
ist für die Familien der Opfer unverständlich. „Ich bin wütend und gar
nicht zufrieden“, schimpfte Martina Kušnírovás Mutter nach der
Urteilsverkündung. „Er hätte lebenslang bekommen sollen, er hat uns doch
das Teuerste genommen, unsere Kinder.“
Auch Ján Kuciaks Vater hatte vom Gericht eine höhere Strafe erhofft: „Dass
er gestanden hat, mag ja mildernd wirken. Aber ich hätte schon 25 Jahre
erwartet“, vertraute er der slowakischen Tageszeitung Pravda an.
Marček ist der Zweite von fünf Angeklagten, der im Zusammenhang mit dem
Doppelmord verurteilt wurde. Neben dieser Tat befand ihn das Gericht auch
eines weiteren Auftragsmordes schuldig: Im Jahre 2016 hatte Marček den
Unternehmer Peter Molner auf ähnliche Weise wie Ján Kuciak getötet. Bei
beiden setzte er einen zweiten Schuss auf sein Opfer, um sicherzugehen.
Der Prozess geht derweil weiter. Noch steht die Verurteilung der
Drahtzieher aus. Der Hauptangeklagte Marián Kočner wurde zu Jahresbeginn
allerdings schon in einer anderen Sache verurteilt. Für gefälschte Wechsel
erhielt er 19 Jahre Haft.
7 Apr 2020
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[2] /Mord-an-slowakischem-Journalisten/!5652378
## AUTOREN
Alexandra Mostyn
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