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# taz.de -- Rasentennis-Turnier in Berlin verschoben: Harter Rückschlag
> Die Premiere des Tennisturniers auf Rasen in Berlin kann allenfalls
> verspätet stattfinden. Sicher scheint nur, dass künftig weniger Geld da
> ist.
Bild: So schön hätte es in Berlin auch werden sollen: Tennis auf Rasen in Wim…
BERLIN taz | Noch am 18. März, als es in Deutschland nach offiziellen
Angaben etwa 10.000 Corona-Infizierte gab und die Kanzlerin von der größten
Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg sprach, verkündeten die
Veranstalter des Berliner Rasenturniers stoisch, das Turnier werde „ganz
normal stattfinden“. Die Vorbereitungen für Juni liefen weiter „auf
Hochtouren“. Erst als am 1. April Wimbledon, das größte Sportevent auf
Rasen, [1][abgesagt] wurde, gab man auch in Berlin das Unvermeidliche
bekannt – die Verschiebung des eigenen Wettbewerbs.
„Wir waren voll im Plan, es ging nur noch um kosmetische Änderungen wie
neue Umkleiden“, sagt heute Turnierdirektorin [2][Barbara Rittner]. Die
neuen Rasencourts beim gastgebenden LTTC Rot-Weiß sind fertiggestellt, und
kein Artikel lässt die Erwähnung von deren hervorragenden Zustand aus.
Viel Hoffnung ruhte auf dem groß beworbenen, ursprünglich für Mitte Juni
geplanten neuen Rasenturnier, das den Namen eines Sponsors trägt und mit
einem kolportierten Budget von vier Millionen Euro das große Tennis in die
Hauptstadt zurückbringen sollte. Als Vorbereitungsturnier für Wimbledon mit
Angelique Kerber, Julia Görges, Sofia Kenin und Cori Gauff. Nun ist die
Verschiebung klar, ein völliger Ausfall aber sehr denkbar.
Ende April soll die Entscheidung fallen, und wie so viele Sportveranstalter
hofft man auch beim Tennis darauf, das Turnier irgendwann in irgendeiner
Form noch dieses Jahr austragen zu können. „Wir haben einen Hauptsponsor
und einen Verein, die die Verschiebung unterstützen, technisch ist es also
möglich“, so Rittner. „Das große Problem ist die Frage: wie geht es mit d…
Tennis-Tour weiter?“
Die WTA-Tour pausiert bis mindestens Mitte Juli, und schon jetzt ist klar,
dass die Saison, sofern sie überhaupt weitergeht, bis Mitte Dezember dauern
würde. Auf dem Berliner Rasen kann aber nach Angaben der Veranstalter nur
bis Ende August gespielt werden, das Zeitfenster beträgt damit eher Wochen
als Monate. Weiterhin müssten, so Rittner, für eine Fortsetzung der
WTA-Tour alle Reisebeschränkungen aufgehoben sein. „Ich persönlich sehe das
nicht. Dann muss man erwägen, welche Turniere geographisch Sinn machen.“
Und zu erwägen sind auch die finanziellen Folgen für den LTTC Rot-Weiß.
## „Wir brauchen das Publikum“
Die Berliner Zeitung schrieb jüngst vage von der Befürchtung, der Klub
könne „in ernsthafte finanzielle Probleme kommen“. Der Verein selbst möch…
sich weder zum Turnier noch zur eigenen Situation äußern, mit Verweis auf
die noch unklare Terminlage. Auch der Veranstalter Emotion Group erwidert
auf Anfrage, man könne „zum jetzigen Zeitpunkt zu möglichen Verlusten
nichts sagen“. Auch nicht dazu, ob die Emotion Group einen Teil der Kosten
übernehme.
Rittner sagt: „Rot-Weiß ist ein Verein, der in den letzten Jahren seine
Probleme hatte. Gerade deshalb hatten sie Interesse an dem Turnier.
Manchmal braucht es so eine Initialzündung, Dinge anzupacken. Sie wären
unglaublich enttäuscht, wenn das Turnier ausfällt, und die Mitglieder
machen sich natürlich Gedanken um finanzielle Folgen. Aber die
Kostenübernahme zwischen Verein und Veranstalter wurde bis ins Detail
geregelt.“
Wie sie geregelt ist, bleibt offen. Ein Vorteil besteht offenbar darin,
dass der namensgebende Hauptsponsor schon für 2021 zugesagt hat. Sollte das
Rasenturnier in diesem Jahr ausfallen, wird es wohl, sofern die Pandemie
nicht unabsehbar eskaliert, zum Juni-Termin im kommenden Jahr stattfinden,
das Projekt ist nicht am Ende. Die Einnahmen könnnten dann indes geringer
ausfallen als geplant. Nach eigenen Angaben standen die OrganisatorInnen
bis vor kurzem in Gesprächen zu TV-Übertragung mit den
Öffentlich-Rechtlichen, Sky und Eurosport.
Nun sind die Verhandlungen unterbrochen, und es ist kein Geheimnis, dass
die Sender nach Ende der Krise weniger in Sportrechte investieren werden.
Zwischen der großen Absage für 2020 und der großen Verschiebung übt man
sich derweil in kleineren Gedankenspielen. „Wir müssen uns fragen: Was
passiert, wenn international noch keine Turniere erlaubt sind, aber in
Deutschland beispielsweise schon wieder Tennis vor Zuschauern gespielt
werden darf?“, fragt Barbara Rittner.
„Machen wir dann vielleicht ein kleineres Einladungsturnier?“ Das liege
aber weit in der Zukunft. Nach aktueller Lage erscheint es unrealistisch,
dass im August wieder Stadionpublikum erlaubt sein wird. Ein Thema nämlich
ist fürs Berliner Rasentennis, im Gegensatz etwa zum Fußball, keine Option:
Geisterspiele. Laut Turnierdirektorin erwirtschafte man üblicherweise 25
bis 40 Prozent der Einnahmen durch Eintrittsgelder. „Wir brauchen das
Publikum.“
14 Apr 2020
## LINKS
[1] https://www.wimbledon.com/en_GB/news/articles/2020-04-01/cancellation_of_th…
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Rittner
## AUTOREN
Alina Schwermer
## TAGS
Tennis
Wimbledon
Steffi Graf
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Tennis
Wimbledon
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