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# taz.de -- German Open in Berlin wackeln: Die Hundekehle gehört den Amateuren
> Eigentlich sollten an diesem Montag die German Open der Frauen beginnen.
> Doch das hat der Hauptsponsor aus Katar abgesagt. Der Tennisclub LTTC ist
> dennoch nicht hoffnungslos.
Bild: So schön hätte es in Berlin auch werden sollen: Tennis auf Rasen in Wim…
Eigentlich hätten an diesem Montag im Grunewald auf der Anlage des LTTC
Rot-Weiß Berlin die 30. German Open der Frauen beginnen sollen. Seit langer
Zeit schon ein Termin mit beträchtlichem Renommee im Berliner
Sportkalender. Noch vergangenes Jahr wetteiferten hier sieben der zehn
weltbesten Tennisspielerinnen um ein Preisgeld von 1,3 Millionen Euro.
Doch dieser Tage werden nur Hobbysportler an der Hundekehle ihre Schläger
schwingen. Das seit Jahren defizitäre Geschäft mit den German Open wollte -
trotz laufenden Vertrags bis 2009 - auch der Tennisverband Katars nicht
weiterbetreiben. Die Araber hatten 2004 das Turnier dem klammen Deutschen
Tennisverband abgekauft.
Josef Minderjahn, der Präsident des LTTC Rot-Weiß, möchte aber nicht mehr
über den Verlust der Veranstaltung lamentieren: "Wir sind zwar in ein Loch
gefallen, wollen aber jetzt nach vorn blicken." Kein böses Wort über den
Vertragsbruch der Kataris oder über den Umstand, dass diese offene
Rechnungen in Berlin hinterlassen haben. "Das wird in Kürze geklärt sein",
beschwichtigt Minderjahn.
Seine allgemeine Zuversicht hat gewiss damit zu tun, dass wieder ein neues
Projekt im Entstehen ist. Siegfried Gießler, der Präsident des
Tennis-Verband Berlin-Brandenburg, sagt, er habe gehört, dass man nach
jahrelanger Flaute in der Wirtschaft einen Unterstützerkreis gefunden
hätte, der wieder Geld in ein neues Turnier investieren möchte.
Minderjahn erklärt dazu nur: "Ich bin ein Geschäftsmann vom alten Schlag.
Ich rede erst, wenn die Unterschriften trocken sind." Über mangelnde
Unterstützung beklagt er sich jedenfalls nicht. Er lobt, dass es in diesen
Zeiten sogar positive Zeichen vonseiten der Berliner Politik gäbe. Das
Turnier sei ja auch ein gesellschaftliches Ereignis in der Stadt gewesen.
Zudem verweist er stolz darauf: "Die Spielerinnen der Tour haben die German
Open zuletzt zum beliebtesten Turnier gewählt." Einstweilen hat man sich
als Austragungsort des Fed Cups beworben. Die Deutschen Frauen sind gerade
in die Weltliga aufgestiegen.
Trotz aller zarten Visionen steht derzeit aber das Gesundschrumpfen beim
LTTC Rot-Weiß im Vordergrund. Den Schuldenstand habe man in den letzten
drei Jahren um 2 Millionen auf 1,5 Millionen Euro senken können, so
Minderjahn. In Zeiten des Boris-Becker- und Steffi Graf-Booms seien leider
keine Rücklagen gebildet worden, gibt der Präsident zu. Damals, als man
1.700 Mitglieder im Verein hatte, verhängte man noch einen Eintrittsstopp.
Heute, da der Club nur noch 1.200 Beitragszahler zählt, steht die
Mitgliederakquise ganz oben auf der Prioritätenliste. Man bemüht sich vor
allem um die Kinder. Ein Jahr können sie sich auf der Anlage kostenlos
ausprobieren. Aus der Not versucht man eine Tugend zu machen. Weil man nun
nicht mehr die Tennisstars von heute sehen kann, wirbt man damit, dass man
vom 4. bis 12. Juli bei einem der größten internationalen Jugendturniere
die Stars von morgen sehen wird.
Bleibt nur noch das 7.000 Zuschauer fassende Steffi-Graf-Stadion als
Mahnmal eines nimmer endenden Wachstumsglaubens. Dem LTTC Rot-Weiß kostet
allein die Instandhaltung 50.000 Euro pro Jahr. 16 Motoren der ausfahrbaren
Tribüne müssen gewartet werden. Minderjahn sagt, er würde die Arena sofort
zurückbauen lassen, wenn ihm jemand 2,5 Millionen in die Hand drücken
würde. Momentan wird über Alternativnutzungen nachgedacht. Die
Beach-Volleyballer ließen sich aus dem Stadtzentrum nicht hierherlocken.
Nun wird vielleicht im Winter eine Eislauffläche installiert.
18 May 2009
## AUTOREN
Johannes Kopp
Johannes Kopp
## TAGS
Tennis
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