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# taz.de -- Coronavirus in Großbritannien: Johnson regiert aus Krankenbett
> Großbritanniens Regierungschef Boris Johnson ist heftig an Covid-19
> erkrankt. Doch noch führt er die Regierungsgeschäfte.
Bild: Dienstkater Larry wartet vor der Tür von Boris Johnsons Amtssitz
London taz | Seit Sonntagabend befindet sich der britische Premierminister
Boris Johnson im Krankenhaus. Der 57-Jährige, der seit dem 27. März nach
Infizierung mit Sars-Cov-2 in Selbstisolation in 10 Downing Street lebte,
wurde gegen 20 Uhr in das Guys-and-St.-Thomas-Krankenhaus auf der Südseite
der Themse eingeliefert, gegenüber dem britischen Parlament. Er halte sich
dort auf ärztliche Empfehlung auf, nicht weil sich sein Wohlbefinden stark
verschlechtert hätte, so wurde von Regierungssprecher*innen betont. Im
Krankenhaus werde Johnson mit Sauerstoff versorgt.
Am Montagnachmittag twitterte Johnson, dass er bei guter Laune sei und mit
seinem Team in Kontakt bleibe und dass er dem Krankenhausteam um ihn herum
danke. Bisher hatte der Premier seine Symptome eher als mild beschrieben,
zuletzt berichtete er aber am vergangenen Freitag, an Fieber zu leiden.
Johnson ist weltweit der erste Regierungschef, den das Virus bisher ins
Krankenhaus gebracht hat. Auch Johnsons Lebenspartnerin Carrie Symonds, die
mittlerweile von ihm schwanger ist, berichtete am Samstag, dass sie eine
Woche lang krank war. Andere Personen um den Premier waren ebenfalls
erkrankt, darunter auch Gesundheitsminister Matt Hancock und dessen
Staatsministerin Nadine Dorries, der medizinische Regierungsberater Chris
Whitty und der Chefberater von 10 Downing Street, Dominic Cummings. Hancock
ist seit Donnerstag wieder im Einsatz.
## Videokonferenzen aus Isolation
Johnson hatte sein Kabinett im Februar so umbesetzt, dass sich seine
persönliche Übersicht und Kontrolle über Regierungsentscheidungen
ausweitete. Deswegen kann er jetzt nicht einfach Pause machen. So schonte
sich Johnson trotz seiner Erkrankung wenig und arbeitete von einem kleinen
für ihn geräumten Büro in Isolation weiter, ja er gab sogar öffentliche
Erklärungen von dort aus ab und leitete Videokonferenzen.
Bei einem Treffen des Notfallausschusses am Montag wurde Johnson durch
Außenminister Dominic Raab vertreten. Da dieser allerdings weniger mit den
Maßnahmen bezüglich der Coronaviruspandemie zu tun hat, wird angenommen,
dass er es gemeinsam mit Gesundheitsminister Hancock und Kabinettsminister
Michael Gove tut. Beide haben Johnson bereits letzte Woche vertreten.
Die Hauptentscheidungen zur Regierungsstrategie bezüglich der Pandemie,
etwa zu Finanzhilfen für Betroffene des virusbedingten
Wirtschaftsabschwungs, gesellschaftlichen und medizinischen Vorkehrungen,
der Beschaffung von Tests und Beatmungsgeräten und Schutzkleidung für den
staatlichen Gesundheitsdienst, sind jedoch bereits gefallen. Derzeit geht
es eher um die Beseitigung logistischer Engpässe.
Weitere Entscheidungen hängen eher von den weiteren Beobachtungen und
Ratschlägen der wissenschaftlichen Regierungsberater ab. In den vergangenen
Tagen war die Zahl der Covid-19-Toten in Großbritannien [1][stark
angestiegen], mit über 500 Toten pro Tag seit Anfang April.
## Kabinettssitzung abgesagt
Eine Kabinettssitzung für Dienstag wurde dennoch abgesagt. Nur der
ministeriale Coronavirusstab soll sich noch treffen. Viele Medien
spekulieren, ob Johnson wirklich vom Krankenbett aus die
Regierungsgeschäfte führen kann.
Labours [2][neuer Parteiführer Keir Starmer] war einer von vielen, die
Johnson eine rasche Genesung wünschten, während Trump angab, ganz Amerika
bete für den Premier. Hoffnung gab es von der Queen, die am 21. April 94
Jahre alt wird. In einer im Fernsehen ausgestrahlten Sonderansprache aus
Windsor am Sonntagabend versicherte sie, das Land werde die Krise
überstehen.
6 Apr 2020
## LINKS
[1] /Testkapazitaet-in-Grossbritannien/!5673423&s=Boris+Johnson/
[2] /Richtungswechsel-bei-der-Labour-Partei/!5673543&s=Boris+Johnson/
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn
## TAGS
Großbritannien
Boris Johnson
Schwerpunkt Coronavirus
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Schwerpunkt Coronavirus
Labour
Boris Johnson
BBC
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