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# taz.de -- Auswirkung geschlossener Wertstoffhöfe: Wir brauchen mehr Altpapier
> Papierhersteller sind auf die getrennte Sammlung von Abfällen angewiesen.
> Ausgerechnet beim Toilettenpapier deuten sich Versorgungsengpässe an.
Bild: Wichtige Rohstoffgrundlage – auch für Toilettenpapier: Altpapier auf e…
Berlin taz | Ausgerechnet beim heißbegehrten Toilettenpapier deuten sich
Versorgungsengpässe an. Weil aufgrund der Coronakrise von München über
Gelsenkirchen bis Berlin die kommunalen Wertstoffhöfe schließen, wird
weniger Altpapier gesammelt als üblich. Vor allem in Bayern und
Baden-Württemberg holen nicht kommunale oder private Entsorger Wertstoffe
wie Papier oder Glas ab; die BürgerInnen sammeln sie und bringen sie zu den
Wertstoffhöfen. Wenn diese dichtmachen, gerät die Abfalltrennung in Gefahr.
Schon vergangenen Donnerstag hatte das Bayerische Umweltministerium deshalb
einen Brief an die Regierungsbezirke des Freistaats verschickt, in dem es
empfahl, die kommunalen Wertstoffhöfe offen zu halten. Die
Abfallsammelinfrastruktur müsse selbstverständlich auch für „Papier, Glas
und Kunststoffabfälle“ aufrechterhalten werden. Doch das half nichts. Mit
Sorge hatten die Städte beobachtet, dass sich vor und in den Wertstoffhöfen
Menschen drängten – offenbar hatten viele die Zeit zu Hause dazu genutzt,
Keller und Garagen zu entrümpeln. Die Ansteckungsgefahr von Kunden und
Personal schien zu hoch.
Abgesehen davon: „Die kommunalen Entsorger müssen ihr Personal – gemäß d…
Pandemieplänen und dem Gesundheitsschutz – klug und effizient einsetzen,
damit auch im Notfall die Entsorgung aufrecht erhalten werden kann“, sagte
eine Sprecherin des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU).
Für die Unternehmen, die große Mengen Sekundärrohstoffe einsetzen, noch
brisanter: In ihren Notfallplänen haben die Betriebe festgelegt, welcher
Abfall am dringlichsten entsorgt werden muss: An erster Stelle stehen laut
VKU medizinische Abfälle, es folgen Rest- und Biomüll und erst danach
Wertstoffe wie Glas, Papier und Leichtverpackungen sowie, an letzter
Stelle, Sperrmüll. Die Konsequenz: Erste Unternehmen aus der
Papierindustrie fürchten um ihren Rohstoff. „Gerade bei Glas und Papier
sind die Einsatzquoten der gesammelten Wertstoffe so hoch, dass ohne eine
permanente Belieferung die Produktion neuer Waren zum Erliegen käme“, sagt
Peter Kurth, Präsident des Entsorgerverbandes BDE.
Der Geschäftsführer des Recycling-Verbandes BVSE wies darauf hin, dass
neben einer zurückgehenden Papiersammelmenge im Inland der Import von
Altpapier auf Hindernisse stoße, etwa durch Lkw-Staus an den Grenzen. Auf
diese Mengen sei Deutschland als Nettoimporteur aber angewiesen.
23 Mar 2020
## AUTOREN
Heike Holdinghausen
## TAGS
Abfall
Schwerpunkt Coronavirus
Kreislaufwirtschaft
Holz
Kreislaufwirtschaft
Konsum
Müll
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