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# taz.de -- Solidarität und Vernetzung: Altes Netzwerk für neue Krise
> „Rostock hilft“ hatte sich 2015 zusammengefunden, um Geflüchtete zu
> unterstützen. Heute koordiniert Ronja Thiede Hilfsangebote in der
> Corona-Krise.
Bild: Sie bringt Unterstützer*innen dort hin, wo sie gebraucht werden: Sonja T…
Bremen taz | „Wir kämpfen gegen die soziale Isolation“, sagt Ronja Thiede.
Ihr Job beim Bäcker muss momentan coronabedingt pausieren. Umso mehr kann
sich die 29-Jährige der Arbeit im Verein „Rostock hilft“ widmen. Hier
engagieren sich Menschen in der Coronakrise, die schon vor fünf Jahren den
Transit für 35.000 Geflüchtete nach Skandinavien über die Hansestadt
erleichterten. Mit denen, die blieben, schufen die Rostocker*innen Angebote
wie das „Newcomer Café“. Ein Integrationsprojekt, das nun, wie der Rest des
öffentlichen Lebens, stillsteht.
Ronja Thiede war 2015 dabei und ist es auch jetzt: Sie kümmert sich um die
Social-Media-Kanäle der Initiative, die gerade dabei ist, ihr
krisenerprobtes Netzwerk zu reaktivieren. Die Gruppe vermittelte einer
alten Frau eine Gesprächspartnerin und machte einen Spendenaufruf für eine
Familie, die in einem Geflüchtetenheim lebt und Möbel brauchte. Innerhalb
von zwei Stunden hatten sie die Second-Hand-Einrichtung zusammen.
Das alte Netzwerk funktioniert. Fast alle Hilfsinitiativen von 2015 seien
jetzt wieder dabei, sagt Ronja Thiede. „Rostock hilft“ kann in der
[1][Coronakrise] auf eine Vielzahl von Akteur*innen zurückgreifen: Vereine,
Kirchen und Jugendzentren gehören zu den alten Verbündeten. Es melden sich
auch einzelne Menschen mit Hilfsangeboten: Eine Therapeutin bietet einen
Online-Gesprächskreis für Eltern an, die ihre Kinder jetzt [2][zu Hause
betreuen] müssen und sich mit anderen über Probleme austauschen wollen.
„Rostock hilft“ bündelt solche Angebote und trägt sie weiter an
Hilfesuchende, beispielsweise über die Facebookseite. „Wir fordern die
Menschen vor allem auf, in ihrer Nachbarschaft zu schauen, wer Hilfe
braucht“, sagt Ronja Thiede. Wenn das gut funktioniere, müsse gar nicht
jede Hilfsanfrage über eine zentrale Stelle vermittelt werden.
Rostocker Hackergruppen helfen
Anders als 2015 ist, dass die Organisator*innen sich digital vernetzen
müssen. „Es ist was ganz anderes“, sagt Ronja Thiede. „2015 waren wir die
ganze Zeit draußen oder zusammen im Büro.“ Jetzt arbeitet die Gruppe wie
alle anderen im Homeoffice vom Computer aus. Eine besonders große Hilfe
dabei sind die Rostocker Hackergruppen „Systemausfall“ und „Hackspace“,…
dem Netzwerk helfen, seine Arbeit online fortzusetzen.
„Wir sehen uns als Schnittstelle in der Stadt, wir sind auch ein
politischer Player“, sagt Ronja Thiede. Manche Probleme würden von der
Stadtverwaltung nicht gesehen, fürchtet sie. Deswegen trat die Initiative
auch schon mit der Regierung und Bürgerschaftsfraktionen in Rostock in
Verbindung. In einem Brief wies die Gruppe darauf hin, dass viele
Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete in Mecklenburg-Vorpommern nicht
mit den Vorsichtsmaßnahmen wegen Corona übereinstimmten.
Sie fordern auch, die Tafeln aufrechtzuerhalten – Probleme und Forderungen,
die es nicht nur in Rostock gibt. Trotzdem kann „Rostock hilft“ auf einen
Erfahrungsschatz zurückgreifen, den viele neue Initiativen nicht haben.
„Wir haben alle schon mal Hand in Hand miteinander gearbeitet“, sagt Ronja
Thiede.
30 Mar 2020
## LINKS
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## AUTOREN
Dominika Vetter
## TAGS
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Solidarität
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