| # taz.de -- Erdoğan in Brüssel: Die EU ist selbst schuld | |
| > Um Verantwortung für Geflüchtete auszulagern, hat sich die EU erpressbar | |
| > gemacht. Das war ein Fehler. | |
| Bild: Kann die EU erpressen: Recep Tayyip Erdoğan | |
| Seit mehr als einer Woche spielen sich [1][an der türkisch-griechischen | |
| Grenze grausame Szenen] ab. Ganz Europa schaut zu und [2][verwaltet kalt | |
| die „Ordnung an der Grenze“,] statt den Flüchtenden zu helfen. Die EU hält | |
| weiter an dem umstrittenen Flüchtlingsabkommen mit der Türkei fest. „Heute | |
| sind wir inmitten eines tiefen Dilemmas“, sagte EU-Kommissionspräsidentin | |
| Ursula von der Leyen nach dem kurzfristigen Treffen mit dem türkischen | |
| Präsidenten Erdoğan am Montagabend in Brüssel. Das Treffen endete [3][ohne | |
| konkrete Ergebnisse], die Stimmung war angespannt. Erdoğan reiste noch vor | |
| der geplanten gemeinsamen Pressekonferenz kommentarlos ab. | |
| Man dürfe sich nicht von der Türkei erpressen lassen, heißt es in diesen | |
| Tagen oft. Doch bei aller Kritik an dem überaus zynischen Handeln Erdoğans | |
| – in diese Lage hat sich die EU selbst sehenden Auges gebracht, als sie vor | |
| vier Jahren den Flüchtlingspakt mit der Türkei unterzeichnet hat. Das | |
| Flüchtlingsabkommen war von Anfang an ein Fehler. Die EU hat sich | |
| erpressbar gemacht, um sich freizukaufen und jegliche Verantwortung für die | |
| Menschenrechte von Geflüchteten in die Türkei auszulagern. Damals wie heute | |
| hat sie Menschenrechtsverletzungen in Kauf genommen, um die Verhandlungen | |
| nicht zu gefährden. | |
| Im Nachhinein zu kritisieren, was falsch gelaufen ist, ist so einfach wie | |
| unbefriedigend. Doch vor den Folgen des Deals haben bereits 2016 | |
| Menschenrechtsorganisationen und Migrationsexpert*innen gewarnt. Heute sind | |
| diese Folgen Realität: Erdoğan instrumentalisiert Menschen für seine innen- | |
| und außenpolitischen Zwecke und die EU lässt sich darauf ein, denn der | |
| Flüchtlingsschutz Europas ist längst zu einem Schutz vor Flüchtenden | |
| geworden. Erdoğan glaubt, dass er weiter die Oberhand hat, und die EU lässt | |
| sich erpressen. Daran wird sich nichts ändern, solange der Umgang mit | |
| Flüchtenden nicht aus einer neuen Perspektive angegangen wird. | |
| 10 Mar 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Gefluechtete-an-der-EU-Aussengrenze/!5667063 | |
| [2] /Deutsche-Polizisten-an-EU-Grenze/!5667064 | |
| [3] /Erdoan-trifft-EU-Spitze/!5670274 | |
| ## AUTOREN | |
| Elisabeth Kimmerle | |
| ## TAGS | |
| EU-Grenzpolitik | |
| Recep Tayyip Erdoğan | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| EU-Türkei-Deal | |
| EU-Türkei-Deal | |
| EU-Grenzpolitik | |
| Griechenland | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Flucht aus Syrien: Bekämpft die Ursachen! | |
| Europa will Flüchtende fernhalten. Die stehen aber an der Grenze, weil | |
| nichts zu ihrem Schutz unternommen wurde. | |
| Erdoğan trifft EU-Spitze: „Ein guter Anfang“ | |
| In Brüssel kann von der Leyen den türkischen Präsidenten Erdoğan nicht zur | |
| Kooperation bewegen. Der fordert, dass Hilfsgelder vollständig ausgezahlt | |
| werden. | |
| EU-Kurs in Flüchtlingskrise: Von der Leyens Dilemma | |
| Die EU-Kommissionspräsidentin fordert von Griechenland die Einhaltung des | |
| Asylrechts. Die Türkei müsse Druck von der Grenze nehmen. | |
| Koalitionsausschuss zu Geflüchteten: GroKo springt zu kurz | |
| Berlin fällt nichts Besseres ein, als sich mit dem brutalen Verhalten an | |
| der EU-Außengrenze zu solidarisieren. |