# taz.de -- Massaker in Nigeria: „Banditen“ überfallen Dörfer | |
> In früher ruhigen Gebieten Nigerias gibt es immer mehr brutale Gewalt. | |
> Überfälle im Bundesstaat Kaduna fordern 51 Tote. | |
Bild: Ein ausgebranntes Haus nach dem Überfall auf ein Dorf in Kaduna, 8. Mai … | |
COTONOU taz | Wut und Entsetzen sind im Nordwesten Nigerias groß. In drei | |
Landkreisen im Bundesstaat Kaduna haben Banditen am früheren Sonntagmorgen | |
51 Menschen getötet und zahlreiche Gebäude niedergebrannt. Eine Mitteilung | |
der Regierung von Präsident Muhammadu Buhari lässt durchklingen, dass die | |
Angriffe auf Zivilisten sehr brutal waren. Sie seien eine Reaktion auf eine | |
aktuelle Militäroperation in Birnin Gwari und dem Kaduru-Wald gewesen, so | |
Garba Shehu, Sprecher des Präsidenten. | |
Auch müssen sie gut geplant gewesen sein, denn zwischen fünf und acht Uhr | |
morgens überfielen die Bewaffneten gleich mehrere Dörfer. Sie sollen – | |
mitunter ist von etwa 100 Angreifern die Rede – einigermaßen zeitgleich | |
agiert haben. Informationen über Verhaftungen der mutmaßlichen Täter gibt | |
es bisher nicht. | |
Gut einen Tag später gibt Nigerias Regierung bekannt, dass sie sich von | |
solchen Vorfällen nicht erpressen lässt und Militäroperationen gegen | |
Bewaffnete auch nicht einstellt. Neben Kaduna finden diese auch in den | |
angrenzenden Bundesstaaten Niger, Zamfara und Katsina statt. Auch wolle man | |
„alle verfügbaren Ressourcen“ zur Verfügung stellen, um „die Banditen in | |
die Knie zu zwingen“. | |
Bei einem Besuch am Montag in einigen der betroffenen Dörfern betonte | |
Kadunas Gouverneur Nasir El-Rufai, man sei nicht bereit, mit den Angreifern | |
zu verhandeln, noch würden sie eine Amnestie erhalten. Stattdessen sollten | |
sie mit gleichen Mitteln wie die Anhänger der im Nordosten Nigerias | |
kämpfenden islamistischen Terrormiliz [1][Boko Haram] bekämpft werden. | |
Letztendlich, so der Gouverneur, hätte der Angriff noch schlimmer ausgehen | |
können. Doch die Sicherheitskräfte hätten unverzüglich reagiert. | |
Dabei haben solche Angriffe seit 2019 massiv zugenommen, und eine | |
Verbesserung der Situation ist nicht in Sicht: War zuerst vor allem der | |
Bundesstaat [2][Zamfara] betroffen, ist es jetzt [3][Kaduna]. Die Banditen | |
rauben Vieh, stehlen Güter, ermorden zunehmend Zivilisten oder entführen | |
diese, um Lösegelder zu erpressen. | |
Während Organisationen oder Kirchen offiziell betonen, dass sie diesen | |
Forderungen nicht nachkommen, kaufen Familien oft mit ihren Ersparnissen | |
entführte Angehörige frei. | |
Die anhaltende Unsicherheit hat im Nordwesten Nigerias auch die Wirtschaft | |
lahmgelegt. Viele Felder liegen brach, Güter können kaum noch transportiert | |
werden. | |
3 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Islamisten-in-Nigeria/!5644212/ | |
[2] /Nigeria-im-Wahlkampf/!5563589/ | |
[3] /Gewalt-in-Nigeria/!5578095/ | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
## TAGS | |
Nigeria | |
Kaduna | |
Muhammadu Buhari | |
Nigeria | |
Protest | |
Nigeria | |
Nigeria | |
Nigeria | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Massaker in Nigeria: Reisbauern „geschlachtet wie Tiere“ | |
Beim schwersten mutmaßlichen Boko-Haram-Massaker in Nigeria dieses Jahr | |
sterben mindestens 110 Menschen. Regierung kritisiert Opfer | |
Proteste in Nigeria: Morde und Entführungen | |
Im Bundesstaat Katsina wollen viele die Gewalt von Banden und Terroristen | |
nicht mehr akzeptieren. Auch Armut und Arbeitslosigkeit verschärfen sich. | |
Scharia in Nordnigeria: Von Moral keine Spur | |
Vor 20 Jahren wurde im Norden Nigerias die Scharia eingeführt, wütenden | |
Protesten zum Trotz. Seitdem ist das Land mehr denn je religiös gespalten. | |
Bahn fahren in Nigeria: Sichere Ankunft statt Entführung | |
In Nigeria werden Züge immer beliebter. Für viele Passagiere sind die | |
Straßen der Grund: Dort ist es wegen alltäglicher Überfälle viel zu | |
gefährlich. | |
Nigerias Präsident beginnt neue Amtszeit: Vier weitere Jahre „Baba go slow“ | |
Nigerias wiedergewählter Präsident Muhammadu Buhari wird für seine zweite | |
Amtszeit vereidigt. Gefeiert wird aber nicht. |