# taz.de -- Dreistufenplan des DFB: Fußballs Elitenproblem | |
> In der Bundesliga gab es Maßnahmen, die gegen Rassismus wirken sollten. | |
> Über Nacht wurde aus ihnen praktische Solidarität mit einem Milliardär. | |
Bild: Solidarität hat eine Adresse: Karl-Heinz Rummenigge mit Dietmar Hopp | |
Es reicht. Irgendwann ist es genug. Der Fußball ist in einer Art kaputt, | |
dass er so moralisch fragwürdige Gestalten wie Karl-Heinz Rummenigge mit | |
einem derartigen Renommée ausstattet. Und dazu überdrehte Sky-Reporter | |
zutage fördert, die sich nichts Geileres vorstellen können, als einmal am | |
Hinterreifen des Autos eines Bayern-Angestellten zu lecken. Man wird ihnen | |
sagen müssen, was sie sind: Zerstörer einer öffentlichen Kultur, | |
Manipulateure, machtgeile Bratzen. | |
Dieses Kabinettstückchen, das er da aufgeführt hat, war das Allerletzte. | |
Wir rekapitulieren kurz, es fühlt sich ja an, als sei es Monate her; und | |
eigentlich haben auch alle ganz andere Sorgen. Trotzdem sind so autoritäre | |
Moves von so Sonnenvorsitzenden wie Rummenigge von Interesse. Diese | |
Zeiten, der Lockdown der Bundesliga, haben ihm nämlich einen wichtigen | |
Vorteil genommen: das Momentum. | |
Akt 1: Der DFB erweitert seinen [1][Dreistufenplan]. Er weist die | |
Schiedsrichter*innen an, das zu beachten und auch bei „eindeutig | |
personifizierten Bannern anzuwenden. Es ist eine Lex Hopp, vor dem Duell | |
Bayern gegen Hoffenheim. | |
Akt 2: In diesem Spiel werden dann „personifizierte Banner“ gezeigt, das | |
Spiel wird unterbrochen, und als es danach noch mal zu Zwischenfällen | |
kommt, beschließen die Spieler, nicht weiterzuspielen. Da steht es 6:0 für | |
die Bayern. Auf Sky hat irgendein Claqueur noch ewig lang Zeit, sich über | |
„die Chaoten“, die das Spiel kaputt machen, zu erregen. Währenddessen sieht | |
man auf der Tribüne [2][Karl-Heinz Rummenigge], wie er sich demonstrativ | |
neben Dietmar Hopp stellt und immer wieder den Arm um ihn legt. Hinterher | |
wird er sagen, er sei tief betroffen gewesen. Angesehen hat man ihm das | |
nicht: Er lachte, feixte, freute sich, grinste selbstzufrieden. So sieht | |
kein Mann aus, der betroffen ist. So sieht einer aus, dessen Plan aufgeht. | |
Akt 3: Der Plan ist die Entmachtung der Fans, es geht darum, eine | |
investorenfreundlichere Atmosphäre zu schaffen. Auch zu Corona hat | |
Karl-Heinz Rumenigge in erster Linie gesagt, er sei dafür, den übernächsten | |
Spieltag abzuhalten, obwohl da längst klar war, dass das verheerend sein | |
könnte: Schließlich gehe es am Ende des Tages ja doch um Finanzen. Das geht | |
natürlich vor, das müssen vulnerable Menschen schon einsehen; schließlich | |
wachsen die Designeruhren ja nicht auf Bäumen. | |
Eigentlich war der Dreistufenplan gegen Diskriminierung und Rassismus | |
entworfen. Aber natürlich bekommt es eine Riege alter weißer reicher Männer | |
hin, einen solidarisch gedachten Akt für ihre Belange umzudeuten. Und | |
kriegt dann noch Applaus von ihren subalternen Pappnasen wie Thomas Müller, | |
die einen Aufschrei veranstalten, als hätten sie gerade eigenhändig | |
Auschwitz befreit. Ebenjener Müller, der sagte, in der Nationalmannschaft | |
gebe es keinen Rassismus und der zu Hanau genau nichts sagt. Man muss schon | |
alt, reich, weiß und ein Mann sein, um hierzulande Solidarität zu bekommen. | |
Diese Männer haben ein Instrument gegen Rassismus zu einer Farce gemacht. | |
Sie werden ihrer Verantwortung nicht gerecht. Es gibt ein Elitenproblem, | |
vor allem im Fußball. Tribune wie Karl-Heinz Rummenigge verlangt es | |
natürlich auch nach Liebe und Anerkennung. Nichts davon hat er verdient. | |
19 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.dfb.de/news/detail/erlaeuterungen-zum-drei-stufen-plan-213823/ | |
[2] https://www.youtube.com/watch?v=Wp5AVG3UtWU | |
## AUTOREN | |
Frédéric Valin | |
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