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# taz.de -- US-Präsident in Indien gefeiert: Trumps Modi-Show
> Der US-Präsident bekommt in Indien den von ihm so sehr gewünschten
> triumphalen Empfang, den er zu Hause nie bekommen hätte.
Bild: In seiner Heimatstadt ließ Indiens Premier Modi sich und Trump über den…
MUMBAI taz | „Hallo Trump“, hallt es im westindischen Ahmedabad über
Lautsprecher. Indiens Premierminister Narendra Modi begrüßt mit kräftiger
Stimme den US-Präsidenten zusammen mit 100.000 jubelnden Menschen mit
weißen Kappen.
Sie sind ins neue und weltgrößte Cricket-Stadion gekommen, um dem
US-Präsidenten am Montag auf seinem ersten Staatsbesuch in Indien einen
triumphalen Empfang zu bereiten. Die vielen Menschen, die Trump hier
erwartet hatte, ließen nicht auf sich warten, wenngleich Trump vorher
großspurig von „Millionen“ gesprochen hatte.
Dem ersten Treffen der beiden Männer in Indien ging eine Reise Modis in die
USA voraus. Dort waren die beiden im September in einem Stadion im
texanischen Houston vor 50.000 Indern und indisch-stämmigen Amerikanern
aufgetreten. Aus dem damaligen „Howdy Modi“ wurde jetzt „Namaste Trump“.
Der Gast Trump eröffnete jetzt offiziell das neue Stadion, bevor er mit
seiner Frau und Tochter zum zweitägigen Besuch anreiste. Bevor er später
zum UNESCO-Welterbe Taj Mahal flog und am Dienstag in der Hauptstadt
Neu-Delhi erwartet wird.
## Eine einzige Lobhudelei
Modi und Trump nutzten die Bühne, um jeweils für sich und den anderen zu
werben. Beide überschütteten sich dabei mit Lob und unterstrichen die
Errungenschaften Indiens, die Bevölkerung mit Infrastruktur versorgt zu
haben.
„Wir werden uns immer an diese bemerkenswerte Gastfreundschaft erinnern.
Indien wird einen besonderen Platz in unseren Herzen einnehmen“, sagte
Trump bei seiner Ansprache. Dabei ist nicht zu unterschätzen, dass Indiens
wachsende Mittelschicht ein interessanter Markt für die USA ist.
Trump warb für bessere Handelsbeziehungen. Doch Indien versucht seinen
Markt mit hohen Einfuhrzöllen auf ausländische Produkte zu schützen. Das
sorgt für Streit, Gespräche über ein Handelsabkommen stehen erst am Anfang.
## Rüstungsdeal erwartet
Ein weiteres Thema ist auch die Zusammenarbeit in Verteidigungs- und
Sicherheitsfragen. Trump kündigte Waffenexporte im Wert von drei Milliarden
Dollar an, die am Dienstag unterzeichnet werden sollen. Die USA würden
Indien mit den „besten und am meisten gefürchteten Waffen“ versorgen.
Zunächst soll es um US-Helikopter für Indiens Marine gehen.
Der Konflikt zwischen Indien und Erzrivalen Pakistan, der vor einem Jahr
nach einem Anschlag auf Soldaten zu eskalieren drohte, ist längst nicht
abgeklungen. Dementsprechend wurde Trumps Aussage, dass Pakistan ein
Verbündeter der USA sei, lau aufgenommen.
Beifall gab es hingegen für Trumps Aussage, dass die USA und Indien fest
entschlossen seien, sich vor radikal-islamistischem Terrorismus zu
schützen.
## Indiens Wirtschaft schwächelt
Indien ist für die USA als strategisches Gegengewicht zu China und dessen
wachsendem Einfluss interessant. Doch ist die postulierte Partnerschaft
brüchig. Für Trump wird es nicht einfach, Modi von einem Handelsabkommen
mit den USA zu überzeugen. Denn Indiens Wirtschaft schwächelt.
Ob Trump, wie von manchen prognostiziert, in Delhi auch unliebsame Themen
wie Indiens strittiges Einbürgerungsgesetz oder den Dauerkonflikt Kaschmir
ansprechen wird, ist noch unklar. Zu kritisch wird es wohl nicht werden,
möchte er die Beziehungen nicht überstrapazieren. Er scheint die Reise vor
allem zu nutzen, um im heimischen Wahlkampf die Stimmen von gut vier
Millionen indischstämmigen Personen, die in den USA leben, zu gewinnen.
Für Modi ist Trumps Besuch eine willkommene Ablenkung von der jüngsten
innenpolitische [1][Niederlage] und den anhaltenden Protesten. Noch während
Trump im Flieger nach Nordindien saß, eskalierte bei einem Protest gegen
das Einbürgerungsgesetz in Delhi erneut die Gewalt. Ein Polizist kam dabei
ums Leben.
24 Feb 2020
## LINKS
[1] /Landtagswahl-in-Indien/!5659776
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
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