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# taz.de -- AfD-Parteitag in Baden-Württemberg: Buhrufe für Weidel
> Die AfD Baden-Württemberg wählt mit 54 Prozent Alice Weidel zu ihrer
> Vorsitzenden. Das knappe Ergebnis zeigt, wie gespalten der Verband ist.
Bild: Viel zu bunte Blumen für eine so braune Seele
Böblingen taz | Da hat auch der Schnaps nichts genutzt. Dirk Spaniel,
Kandidat des „Flügels“ hatte kleine Fläschchen mit Hochprozentigem an die
Mitglieder verteilt, die sie allerdings nicht mit in die Halle nehmen
durften. Und so sah man einige von ihnen schon am Einlass schnell noch eine
Flasche leeren, bevor sie die Halle betreten konnten.
Gegen Mittag musste Spaniel dann den Durchmarsch seiner Konkurrentin Alice
Weidel zuschauen, beim Kampf um den Landesvorsitz der
baden-württembergischen AfD. Im ersten Wahlgang löst sie Spaniel ab, wenn
auch nur mit 54 Prozent der Parteitagsstimmen. Damit wählen die Delegierten
die Bundessprecherin der Partei und Vorsitzende der Fraktion auch noch zur
neuen Landesvorsitzenden. Und Weidel kann auch auf den
Stellvertreter-Posten im Landesvorstand ihre Leute platzieren: Markus
Frohnmaier und Martin Hess.
Damit haben sich nach den Maßstäben der AfD im zerstrittenen
baden-württembergischen Landtag gemäßigte Kräfte durchgesetzt. Der
rechtsextreme „Flügel“ kann keinen seiner Kandidaten durchbringen. Weidel
sagt: „Damit können wir den Landesverband vom Kopf auf die Füße stellen“.
Doch da sind Zweifel erlaubt, denn ihr Ergebnis knapp über 50 Prozent
zeigt, wie gespalten der Verband ist. Auch Buhrufe und von Mißtrauen
geprägte Geschäftsordnungsdebatten deuten darauf hin, wie tief diese
Spaltung ist.
## Weidel lobt Höcke
Weidel versucht es mit Komplimenten an die rechte Symbolfigur Björn Höcke,
dessen Parteiausschluss sie zuerst betrieben, aber mittlerweile im
Bundesvorstand wieder gestoppt hat. Höcke habe [1][mit der Wahl von
Kemmerich] einen „guten Job“ gemacht, „höchster Respekt dafür“, sagt …
Unter dem Eindruck der erfolgreichen AfD-Winkelzüge scheinen sich die
Reihen in der Partei fürs Erste zu schließen. Die Presse könne schreiben,
was sie wolle, sagt Christina Baum, Landtagsabgeordnete der AfD. „Wir sind
nicht mehr aufzuhalten. Der Schleier der Demokratie ist gefallen.“ Wenig
glaubhaft, dass Weidel solche Leute ernsthaft in der Partei disziplinieren
könnte, selbst wenn sie es wollte. Ihr Engagement im Lande scheint auch von
Anfang an knapp dosiert zu sein. Im nächsten Jahr steht die Landtagswahl in
Baden-Württemberg an, bei der Weidel allerdings nicht als Spitzenkandidatin
antreten will. „Ich gehöre in den Bundestag“, sagte sie der Presse.
An der Befriedung des baden-württembergischen Landesverbandes, zu dem der
[2][Antisemit Wolfgang Gedeon] gehört, waren schon andere gescheitert.
Bundessprecher Jörg Meuthen gelang es über Jahre nicht, Ruhe in die
Landespartei zu bekommen. Kürzlich musste er den Kreisverband wechseln, um
beim Bundesparteitag als Delegierter aufgestellt zu werden. Meuthen hatte
vorab Zweifel daran geäußert, dass seine Vorstandskollegin Weidel neben all
ihren Ämtern in Berlin genug Zeit habe, um sich dem unruhigen Landesverband
zu widmen.
Vor der Tür zeigte derweil ein Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften und
Kirchen, wie wenig willkommen die Partei ist. Den über tausend
AfD-Delegierten standen 450 Demonstranten gegenüber. Sie hatten sich unter
dem Schlagwort „Böblingen bleibt bunt“ versammelt und ein vielseitiges
Programm auf die Beine gestellt.
15 Feb 2020
## LINKS
[1] /Coup-der-AfD-in-Thueringen/!5662211
[2] /Landespolitiker-Wolfgang-Gedeon/!5637672
## AUTOREN
Benno Stieber
## TAGS
Alice Weidel
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Baden-Württemberg
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Björn Höcke
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