| # taz.de -- Pressevielfalt in NRW: „Westdeutsche Zeitung“ lagert aus | |
| > Die „WZ“ wird ihren Mantelteil nicht mehr selbst herstellen, der | |
| > Düsseldorfer Lokalredaktion droht das Aus. Unklar ist, wie viele Stellen | |
| > wegfallen. | |
| Bild: Wie bei fast allen sinkt auch bei der „WZ“ die Auflage | |
| Bochum taz | Es ist der nächste Schlag gegen die Pressevielfalt: Die | |
| Westdeutsche Zeitung (WZ) will offenbar große Teile ihres bisher in | |
| Düsseldorf produzierten überregionalen Mantelteils nicht mehr selbst | |
| herstellen. Auch der WZ-Lokalredaktion in Nordrhein-Westfalens | |
| Landeshauptstadt droht faktisch das Aus. Offenbar soll der Mantel künftig | |
| von der Unternehmensgruppe Aschendorff zugeliefert werden, die in Münster | |
| die Westfälischen Nachrichten und die Münstersche Zeitung herausgibt. Die | |
| Inhalte des Düsseldorfer Lokalteils könnten bald [1][vom direkten | |
| Konkurrenten, der Rheinischen Post], stammen. | |
| Wie fast alle deutschen Zeitungen leidet die seit 1887 erscheinende WZ | |
| darunter, dass die Auflage sinkt. Allein in den vergangenen drei Jahren | |
| fiel die verkaufte Gesamtauflage des Blattes mit Hauptsitz in Wuppertal von | |
| rund 73.500 auf etwa 58.700. Vor zehn Jahren konnten täglich noch 122.000 | |
| Stück abgesetzt werden. Besonders dramatisch ist die Situation in | |
| Düsseldorf: Für die Region meldete die WZ im vierten Quartal 2019 noch | |
| 9.600 verkaufte Exemplare, in der Landeshauptstadt allein dürften es | |
| weniger als die Hälfte sein. | |
| „Die Rheinische Post ist uns weit enteilt“, räumt WZ-Chefredakteur Lothar | |
| Leuschen ein. „Wir wollen uns auf die Lokalredaktionen konzentrieren, die | |
| noch relevante Marktanteile haben“, sagt Leuschen. Bisher in Düsseldorf | |
| beschäftigten Redaktions-Mitarbeiter*innen soll deshalb angeboten werden, | |
| etwa nach Wuppertal, Krefeld oder Kempen wechseln. Zwar hofft der | |
| Chefredakteur, dass es nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommt. Aber | |
| Leuschen sagt auch: „Härten lassen sich leider nicht ausschließen.“ | |
| ## Kündigungen nicht ausgeschlossen | |
| Nach einer massiven Sparwelle, bei der nach Angaben des DJV 2014 jede | |
| zweite Stelle gestrichen wurde, umfasst die Redaktion der WZ aktuell | |
| insgesamt noch rund 50 Mitarbeiter*innen, darunter 13 für den Mantel und | |
| neun in der Lokalredaktion Düsseldorf. Noch sei unklar, wie viele Stellen | |
| jetzt wegfielen, sagt Betriebsrat Andreas Reiter. Die Geschäftsführung habe | |
| betriebsbedingte Kündigungen ausdrücklich nicht ausgeschlossen. | |
| Der DJV in NRW kritisierte den WZ-Rückzug aus Düsseldorf als ideenlos. | |
| „Kaputtsparen ist kein Zukunftskonzept“, sagt Landesvorsitzender Frank | |
| Stach. „Zeitungen, die komplett aus zugekauften Inhalten bestehen, sind | |
| journalistische Mogelpackungen.“ Chefredakteur Leuschen verspricht dagegen, | |
| die „Kontrolle über den Mantel nicht aus der Hand“ geben zu wollen – und | |
| mit „eigenen Kommentaren, Glossen, Features“ die Blattfarbe erhalten zu | |
| wollen. | |
| Dass mit einer massiv ausgedünnten Redaktion aber kaum mehr als Kosmetik | |
| möglich ist, zeigt in Düsseldorf schon heute die Lokalausgabe der NRZ, in | |
| der [2][viele Beiträge aus der Rheinischen Post stammen]. Und in Dortmund | |
| gilt die Westfälische Rundschau als „Zombie-Zeitung“, die nahezu identisch | |
| mit den Ruhr-Nachrichten ist. | |
| Konzentrationsprozesse gibt es auch in Ostwestfalen, wo die Neue | |
| Westfälische einen gemeinsamen Mantel mit der Lippischen Landeszeitung, dem | |
| Mindener Tageblatt und dem Haller Kreisblatt gebildet hat. Im Gegenzug | |
| wollen dort das Westfalen-Blatt aus Bielefeld und die Glocke aus Oelde eng | |
| zusammenarbeiten. „Immer mehr Zeitungen in NRW bestehen komplett oder | |
| teilweise aus zugekauften Inhalten“, sagt der DJV-Landesvorsitzende Stach | |
| dazu. „Damit opfern die Medienhäuser die Meinungs – und Medienvielfalt und | |
| ihre eigene Zukunft der Rendite.“ | |
| 29 Jan 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Wyputta | |
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