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# taz.de -- Ausbreitung des Coronavirus: Erster Fall in Deutschland
> In Bayern gibt es den ersten bestätigten Fall des Coronavirus in
> Deutschland. Zudem erwägt die Bundesregierung, Deutsche aus China
> auszufliegen.
Bild: Im Labor der Charité
München dpa | Erstmals ist in Deutschland eine Infektion mit dem neuartigen
Coronavirus bestätigt worden. Ein Mann aus dem Landkreis Starnberg in
Bayern habe sich mit dem Erreger infiziert, teilte ein Sprecher des
Gesundheitsministeriums in München am späten Montagabend mit. Das Virus
kann eine Lungenkrankheit auslösen, an der im [1][Hauptverbreitungsland
China] bereits mehr als 100 Menschen gestorben sind – die meisten davon
waren ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen.
Der Patient in Bayern befindet sich nach Angaben der „Task Force
Infektiologie“ des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
(LGL) klinisch in einem guten Zustand, wie es in der Mitteilung hieß. „Er
wird medizinisch überwacht und ist isoliert.“ Weitere Angaben zu dem Mann
machte der Sprecher zunächst nicht.
Das bayerische Gesundheitsministerium und das LGL wollen die Öffentlichkeit
am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz informieren. „Dann besteht
die Möglichkeit für Fragen der Medien“, hieß es weiter.
Der Ministeriumssprecher betonte: „Das Risiko für die Bevölkerung in
Bayern, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, wird von der
Task Force Infektiologie des LGL und vom Robert-Koch-Institut (RKI) derzeit
als gering erachtet.“ Menschen, die engen Kontakt mit dem Patienten hatten,
würden ausführlich aufgeklärt und über mögliche Symptome, Hygienemaßnahmen
und Übertragungswege informiert.
## Über hundert Tote in China
In Europa waren zuvor drei Infektionen mit dem neuartigen Virus
nachgewiesen worden. Alle drei betreffen Menschen in Frankreich, die zuvor
in China gewesen waren.
Die Gesamtzahl der weltweit bekannten Erkrankungen ist auf über 4.500
gestiegen, nachdem das chinesische Staatsfernsehen am Dienstag einen Sprung
um mehr als 1.700 Fälle im Vergleich zum Vortag meldete. Allein in der
besonders schwer betroffenen Provinz Hubei habe es auch 24 weitere
Todesopfer gegeben, sodass landesweit mindestens 106 Menschen an der
Lungenkrankheit gestorben seien.
Das neue Virus 2019-nCoV stammt ursprünglich vermutlich von einem Markt in
der chinesischen Millionenstadt Wuhan, wo es wohl von dort gehandelten
Wildtieren auf den Menschen übersprang. Eine schützende Impfung oder eine
spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung gibt es nicht. Die
Symptome – darunter trockener Husten, Fieber und Atemnot – können aber mit
Medikamenten abgemildert werden.
## Experten: Verlauf meist eher mild
Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die neuartige
Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, möglicherweise sogar
ohne Symptome. Von den in China registrierten Todesfällen gehen die meisten
nach bisherigen Erkenntnissen auf ältere und ohnehin schon stark
geschwächte Patienten zurück.
Der neue Erreger ist dem Virus, das zur Sars-Epidemie 2002/2003 führte,
sehr ähnlich. Damals hatte es nach Daten der Weltgesundheitsorganisation
zwischen November 2002 und Juli 2003 neun Nachweise in Deutschland gegeben.
Todesfälle gab es hier nicht.
China hat im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung drastische Maßnahmen
ergriffen: In Hubei wurden mehr als 45 Millionen Menschen weitgehend von
der Außenwelt abgeschottet. Fern- und Nahverkehr wurden gestoppt.
Wegen der Lungenkrankheit wollen immer mehr Länder ihre Staatsangehörigen
aus den besonders betroffenen Regionen zurückholen, so etwa Großbritannien
und Belgien, Japan, Frankreich und die USA. Auch die Bundesregierung
erwägt, ausreisewillige Deutsche aus China auszufliegen. Eine mögliche
Evakuierung werde in Betracht gezogen, sagte Außenminister Heiko Maas
(SPD). Nach Spiegel-Informationen soll die Luftwaffe am Mittwoch oder
Donnerstag nach China fliegen und rund 90 deutsche Staatsbürger ausfliegen,
die sich beim Auswärtigen Amt gemeldet haben. Dem Spiegel zufolge besteht
Peking in den Gesprächen mit der Bundesregierung aber darauf, dass
Zivilmaschinen und keine Militärflugzeuge den Einsatz übernehmen.
In der Metropole Wuhan in Zentralchina, dem Ausgangsort der Epidemie, leben
etwa 90 Deutsche, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte. Hinweise
darauf, dass sich einer von ihnen mit dem neuartigen Virus angesteckt hat,
gibt es demnach bisher nicht.
Bislang hatte es in Deutschland lediglich Verdachtsfälle gegeben. Einige
Bundesländer haben ergänzende Sicherheitsvorkehrungen getroffen,
beispielsweise an Flughäfen. Pandemie- und Umgangspläne sorgten für
Klarheit, was im Fall der Fälle an den Flughäfen und an den Kliniken zu tun
sei, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
28 Jan 2020
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[1] /Folgen-des-Coronavirus-in-China/!5656573
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