Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ruderin über Atlantiküberquerung: „Das Meer sieht aus wie die A…
> 5.000 Kilometer, 42 Tage, 1 Boot: Meike Ramuschkat ist mit Freundinnen
> über den Atlantik gerudert, als schnellstes Frauenteam der Atlantic
> Challenge.
Bild: Beim Training auf der Nordsee: Die Ruderinnen, die den Atlantik überquer…
taz: Frau Ramuschkat, hatten Sie auf Ihrem Trip auch mal Zeit, eine Runde
im Atlantik zu schwimmen?
Meike Ramuschkat: Zwei von uns waren mal im Wasser, um das Boot von
Muscheln zu befreien. Und Timna ist reingesprungen, als wir Delfine um uns
herum hatten. Nur hat das so einen Platsch gemacht, dass die Delfine dann
alle wieder weggeschwommen sind.
Sonst sind Sie pausenlos gerudert bei Ihrer Atlantiküberquerung?
Wir haben uns alle zwei Stunden abgewechselt: Zwei rudern, zwei machen
Pause.
Puh, wieso tut man sich das an?
Ich habe den Entschluss gefasst, nachdem ich den Start auf La Gomera 2017
gesehen habe. Mich haben die Boote mit all ihren Details und die
eingeschworenen Teams inspiriert. Und am Ende wollte ich einfach wissen, ob
ich dazu körperlich und geistig auch in der Lage bin.
Und was haben Sie dann gemacht auf so einem engen Boot, wenn sie nicht
gerudert sind?
[1][Tagsüber hatten wir meist doch ein bisschen was zu tun, also essen,
dokumentieren, den Weg checken]. Meist waren wir in den zwei Kabinen an
Bord. Und die sind extrem eng und feucht, am Ende sogar schimmlig. Das fand
ich teilweise echt schlimm. Nachts haben wir dann versucht zu schlafen,
immer so anderthalb Stunden.
Also war das Rudern fast angenehmer?
Ja. Zumindest, wenn nicht mal wieder viermal in einer Schicht eine Welle
überschwappte und man bis auf die Unterhose nass wurde. Wir haben aber auch
versucht, es uns schön zu machen.
Das heißt?
Wir haben uns natürlich viel unterhalten. Vor allem nachts war das wichtig,
um nicht einzuschlafen. Anfangs haben wir da oft „Die drei???“ gehört, aber
das war zu einschläfernd. Tagsüber hatten wir viel Musik über Boxen laufen
– Schlager, Oldies, Hip-Hop, alles gemischt. Zur Weihnachtszeit auch mal
Rolf Zuckowski.
Wie war denn das Weihnachtsfest?
Nicht so weihnachtlich. Die Tage vorher waren ziemlich hart und wir hatten
alle nicht die Power, richtig zu feiern. Unsere Männer hatten uns so
Tannenbäume aus Pappe eingepackt, aber die haben wir an dem Tag gar nicht
ausgepackt. Wir wollten nicht zu lange Pause machen und Zeit verlieren.
Steffi hat uns Stollen gebacken und mitgebracht – das war cool
weihnachtlich.
Was gab es denn sonst zu essen auf dem Boot?
Viel Fertignahrung, die man mit Wasser zubereitet und Vollnahrungsshakes.
Das Wichtigste waren die Snacks, so Sachen, auf die man Lust hat:
Schokolade oder Salzstangen. Aber wir haben alle zwischen sieben und zwölf
Kilo abgenommen.
War das nicht eine ziemlich langweilige Aussicht, die ganze Zeit nur Meer?
Ich habe nie gedacht, wie langweilig blau hier. Das Meer sieht da draußen
aus wie die Alpen mit Tälern und Bergen, riesenhoch und wahnsinnig
beeindruckend. Manchmal hatten wir Wellen, die waren bestimmt zwölf Meter
hoch. Und bei Regen sind die Wellen ganz glatt mit so Pickeln drauf.
Wird einem da schlecht?
Ja, uns war ziemlich viel übel. Vor allem die ersten Tage, da war es
besonders wild. Steffi hätte bestimmt gerne vorher gewusst, dass man so
lange seekrank wird. Teilweise mussten wir unsere Schichten dann auch
anpassen, weil Einzelne ausgefallen sind.
Und haben Sie auch mal andere Boote getroffen?
Tatsächlich nur ganz selten. Einmal kamen wir an so einem Frachter vorbei,
dann haben wir die angefunkt, damit sie uns nicht übersehen. Die waren
ziemlich verwirrt, was da mitten auf dem Atlantik ein Ruderboot macht. Und
wir haben nur gesagt: „Big ship, big ship, hier ist Doris, bitte fahrt weit
weg.“ „Doris“ hieß ja unser Boot.
Was passiert jetzt mit „Doris“?
Wir haben schon vor der Abfahrt den Verkauf geregelt. Ein britisches
Ruderinnen-Team bekommt sie. Wenn alle Boote am Ziel angekommen sind,
werden sie gemeinsam verschifft. Wir haben schon gehört: Unseres ist bisher
das sauberste.
Und haben Sie sich verabschiedet?
Na ja, wir haben sie ausgiebig geputzt, das war eine Art Verabschiedung.
Aber wir werden sie auch in England mit übergeben. Noch kleben da unsere
Fotos und Sticker drin.
Was haben Sie an Land als Erstes gemacht?
Unsere Familien haben uns begrüßt, dann gab es Burger, Aperölchen und
Haribos. Jetzt sind wir gemeinsam in einem Ferienhaus und machen noch ein
bisschen Urlaub.
3 Feb 2020
## LINKS
[1] https://www.instagram.com/wellenbrecherinnen/
## AUTOREN
Nele Spandick
## TAGS
Rudern
Atlantik
Extremsport
Frauensport
Alpinismus
Kolumne Erste Frauen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Extremsportlerin aus Nepal: Die Expeditionen der Putzfrau
In den USA muss sich Lhakpa Sherpa ihr Geld mit Reinemachen verdienen.
Dabei gilt sie als Pionierin des Bergsteigens.
Profi-Surferin Bianca Valenti: Welliger Weg zur Gleichstellung
Bianca Valenti hatte das Surfen schon aufgegeben. Als Frau sah sie keine
Chance für sich. Über die Big Waves ist sie doch noch zum Star geworden.
Eisbaden: "Ich mags zweimal und dafür kurz"
Ursula Kawohl gilt vielen als Extremsportlerin. Die Vorsitzende der
Berliner "Seehunde" geht schwimmen, wenn der See zugefroren ist.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.