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# taz.de -- Türkische Schulen in Deutschland: Besser nicht
> Die Türkei möchte Schulen in Deutschland, wie es deutsche Schulen in der
> Türkei gibt. Ob man das gewährt, sollte man sich gut überlegen.
Bild: Wenn türkische Schulen in Deutschland eröffnen, welche Lehrer*innen wer…
Die Türkei ist berühmt für ihren Geschichtsrevisionismus. Die Armenier
waren auf einmal weg. Die Kurdenfrage ist gelöst. Noch besser: Türken und
Kurden sind Geschwister. Die Türkei ist berühmt für Leugnung und Verfolgung
ihrer Minderheiten – Knastaufenthalt gibt es gratis dazu, wenn man nicht
mit dem Staatsdiskurs übereinstimmt.
In der Türkei gibt es drei deutsche Schulen: in Ankara, Istanbul und Izmir.
So weit, so gut. [1][Die Türkei möchte nun drei türkische Schulen in
Deutschland eröffnen]: in Berlin, Frankfurt am Main und Köln. In einer
globalen Welt sind verschiedensprachige Schulen natürlich nur ein Vorteil.
Ja, drei türkische Schulen in Deutschland sind noch keine 300 türkischen
Schulen. Doch jede türkische Schule in Deutschland ist eine zu viel.
[2][Seit Jahren treibt der türkische Moscheeverband Ditib in Deutschland
sein Unwesen]: Indoktrinierung, politische Einflussnahme und Spionage.
Trotzdem sind Ditib-Moscheen bis heute nicht verboten. Sie erhalten ihre
Anweisungen direkt aus Ankara. Das wäre bei den türkischen Schulen in
Deutschland anders. Sie müssten sich natürlich, je nach Bundesland, an die
jeweiligen Schulgesetze halten. Das bedeutet konkret: An türkischen Schulen
in Deutschland müssten die jeweiligen deutschen Lehrpläne eingehalten
werden. Das ist aber keine Garantie dafür, dass dies auch zu 100 Prozent
geschieht.
## Zehntausende entlassene Lehrer*innen
Von den Zehntausenden Lehrerin*innen, die in der Türkei gefeuert wurden,
weil sie nicht staatstreu genug sind, wird sicher keine*r einen neuen Job
in einer türkischen Schule in Deutschland bekommen. Ganz im Gegenteil: Die
Türkei wird dafür sorgen, dass die „richtigen“ türkischen Lehrer*innen in
den türkischen Schulen in Deutschland unterrichten werden. Diese
Lehrer*innen werden dann – davon ist auszugehen – direkt und gezielt
ausgewählt. Die Auswahlkriterien werden sein: Pro-AKP und Pro-Erdoğan.
Während die Türkei auf dem Weg zum Faschismus und einer wie Erdoğan an der
Macht ist, sollte man es sich gründlich überlegen, ob man wirklich
türkische Schulen in Deutschland eröffnen will. Statt AKP-Schulen zu
eröffnen, sollte man besser auf unsere Bildung setzen, den
muttersprachlichen Unterricht an deutschen Schulen weiter ausbauen und den
muslimischen Religionsunterricht nicht der Ditib überlassen.
Die Einflussnahme der Türkei in Deutschland hat seit Kurzem einen weiteren
Namen: seit dem 13. Januar gibt es den türkischsprachigen Sender TRT
(bekannt als Erdoğan-Fanportal) auch auf Deutsch. Wie zu erwarten, sind die
Themen des Senders: antimuslimischer Rassismus, Terroristen-Kurden, die
friedensstiftende Rolle der Türkei in Libyen. Kein Wort über
völkerrechtswidrige Einmärsche in Syrien, die Bombardierung von Shingal,
Verhaftung von Journalist*innen und Kurd*innen in der Türkei.
31 Jan 2020
## LINKS
[1] /Tuerkische-Schulen-in-Deutschland-geplant/!5655056
[2] /Nach-Erdoans-Moschee-Eroeffnung/!5539257
## AUTOREN
Ronya Othmann
Cemile Sahin
## TAGS
Türkei
Islamverband Ditib
Kolumne Orient Express
Schwerpunkt AKP
Türkei
Schwerpunkt Rechter Terror
Türkei
Deutsche Islamkonferenz
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