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# taz.de -- Ai Weiwei über die Deutschen: Autoritär-faschistoider Charakter
> Die Deutschen sind autoritär, gehorsam, ungehemmt und ohne jegliche
> Integrität. So fasst es der Künstler Ai Weiwei zusammen – und er hat
> Recht.
Bild: Vor wenigen Monaten hat Ai Weiwei Deutschland in Richtung Cambridge verla…
Wäre Deutschland ein Tier, dann ein Schäferhund mit Aszendent in Schlange
und Mond in Wolf. „Schade“, denken Sie an dieser Stelle vielleicht, „jetzt
wird’s esoterisch“, aber bleiben Sie bitte dran, ich kann es erklären. Der
Charakter der Deutschen lässt sich als wachsam, autoritär, gehorsam,
ungehemmt, grob und ohne jegliche Integrität beobachten.
Diese für Sie vielleicht als Beleidigung empfundene Beschreibung ist nicht
von mir, auch wenn ich dem zustimme, sondern das Erleben [1][der Künstlers
Ai Weiwei]. So erzählte er es in einem Interview [2][der britischen Zeitung
dem Guardian.] Der chinesische Künstler hat seine Wahlheimat Berlin für das
britische Cambridge verlassen. Nicht, weil es dort keinen Rassismus gibt,
sondern weil die britischen Rassist*innen immerhin höflich sind.
Wer als nicht-weiße Person schon mal eine längere Zeit in anderen
überwiegend weißen europäischen Ländern verbracht hat, kann es vielleicht
nachvollziehen. Der Rassismus erscheint an deutschen Standards gemessen
etwas subtiler, respektvoller, fast schon zärtlich, liebevoll. Deutsche
sind wie Zahnpasta: extra white. Im internationalen Vergleich weißer
Menschen sind Deutsche die unerträglichsten.
Auch im Jahr 2020 hallt das Echo des Nationalsozialismus nach. Oder etwas
weniger poetisch ausgedrückt: Deutsche sind immer noch (und teilweise auch
schon wieder) auf ihrem Nazi-Mindset hängengeblieben. Das Wording mag sich
verändert haben, doch der autoritär-faschistoide Charakter bleibt erhalten,
so auch Ai Weiweis Beobachtung.
Es geht nicht nur um den weiterhin bestehenden [3][Nazi-Paragraphen 219a].
Die braune Suppe brodelt tiefer. Die weiße bürgerliche Mitte mag sich nicht
mehr als arisch beschreiben, [4][doch ihre Selbstbezeichnung „biodeutsch“],
die selbst in seriösen Medien als neutrale demografische Eigenschaft
auftaucht, ist nur ein Synonym für diesen Begriff. Die Blut-und-Boden-Logik
ist nie verschwunden. Deswegen der Unterschied zwischen Deutschen und
Passdeutschen – jene, die für immer Ausländer und somit eher Last als
Bereicherung bleiben werden. Viel zu retten gab es ohnehin nicht, aber
Deutschland schafft es immer wieder, das letzte bisschen seines Rufs zu
ruinieren. Einfach absurd, dass Deutsche sich für überlegen halten.
In Berlin wurde Ai Weiwei laut seiner Erzählung schon zwei Mal aus dem Taxi
geworfen, weil er ein Fenster geöffnet oder mit seiner Mutter telefoniert
hat – während andere auf der Rückbank auch mal vögeln oder koksen. Auf den
Sitzen deutscher Autos bringt es dir nichts, berühmt, begabt oder reich zu
sein. Egal, wie krass du bist, hier bist du in erster Linie irgend so ein
Ausländer.
22 Jan 2020
## LINKS
[1] /Ai-Weiwei-ueber-sein-Exil-in-Deutschland/!5619421
[2] https://www.theguardian.com/artanddesign/2020/jan/21/ai-weiwei-on-his-new-l…
[3] /Sascha-Lobo-ueber-den-Paragrafen-219a/!5648503
[4] /Kolumne-Habibitus/!5341199
## AUTOREN
Hengameh Yaghoobifarah
## TAGS
Ai Weiwei
Schwerpunkt Rassismus
Deutschland
Überwachungsstaat
Ai Weiwei
Kolumne Habibitus
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