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# taz.de -- Neue Vorwürfe gegen Jeffrey Epstein: Kein Einzeltäter
> Jeffrey Epstein soll Mädchen vergewaltigt und auf einer Privatinsel
> festgehalten haben. Es ist höchste Zeit, seine Mittäter und Helfer zu
> ermitteln.
Bild: Die Insel des Horrors: Little St. James Island, US-amerikanisches Außeng…
Mit gerade einmal 15 Jahren versucht ein Mädchen schwimmend von der
karibischen Insel Little Saint James zu fliehen. Zuvor soll sie von Jeffrey
Epstein missbraucht worden sein. Ihre Flucht gelingt nicht, sie wird
gefangen. Zurück auf der Insel wird ihr Pass vernichtet. Der Vorfall klingt
nach einer Szene aus einem Horrorfilm, doch er ist Gegenstand der am
Mittwoch erhobenen Klage der Generalstaatsanwaltschaft der Amerikanischen
Jungferninseln.
Die Generalstaatsanwältin Denise George verlangt Entschädigungen aus dem
Epstein-Erbe für mutmaßlich von dem Millionär begangene Verbrechen. Er
soll Dutzende Mädchen, einige von ihnen erst elf oder zwölf Jahre alt,
vergewaltigt und auf seiner Privatinsel gefangen gehalten haben. Das geht
aus neuen Beweisen hervor, einer Namensliste und einer Datenbank, womit
Epstein den Aufenthalt der Mädchen kontrolliert haben soll.
Die Straftaten sollen in den Jahren 2001 bis 2018 stattgefunden haben –
also bis kurz vor Epsteins Tod. Auch nach der neu erhobenen Zivilklage sind
viele Fragen ungeklärt. Höchste Priorität der Ermittlungen sollten nun die
möglichen Mitwisser*innen und Mittäter*innen haben. Es ist klar,
dass Epstein seine Straftaten nicht ohne Hilfe begangen hat.
Epstein war in seiner Zelle im Metropolitan Correctional Center im August
2019 gestorben. [1][Laut der Gerichtsmedizin beging er Suizid]. Sein Tod
ist Gegenstand von drei Ermittlungen in den USA. Nur einen Monat vorher war
Epstein, verurteilter Sexualstraftäter und millionenschwerer
Investmentbanker, verhaftet worden. Laut Anklage soll er zwischen 2002 und
2005 einen Sexsklavinnenring in New York und Florida betrieben haben – und
Hunderte minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und zur Prostitution
angestiftet haben. Der Prozess hätte im Juni 2020 beginnen sollen, im Fall
einer Verurteilung hätten ihm bis zu 45 Jahre Haft gedroht. Epstein hatte
alle Vorwürfe abgestritten.
## Unterstützung aus der Elite
Epstein verkehrte in elitären Kreisen. Das geht aus öffentlichen Fotos,
Zeugenaussagen und Epsteins „little black book“ hervor. Das Adressbuch aus
dem Jahr 2005 enthält Hunderte Telefonnummern von mächtigen und reichen
Prominenten. Es gibt gemeinsame Fotos und Videos von Epstein und
US-Präsident Donald Trump. Auch Bill Clinton taucht mit 21 Telefonnummern
in dem Adressbuch und in den Logbüchern von Epsteins Privatjet auf, ebenso
der Filmproduzent Woody Allen. Heute distanzieren sich alle von ihm. Welche
Rolle sie in den Missbrauchsfällen spielten, ist nicht geklärt.
Erste [2][Konsequenzen für einen möglichen Mittäter gab es im Fall Prinz
Andrew], einer der Söhne von Queen Elizabeth. Virgina Giuffre sagte
öffentlich aus, sie sei eine von Epsteins Sexsklavinnen gewesen und dreimal
zum Sex mit dem Royal gezwungen worden, zweimal davon als Minderjährige im
Jahr 2001. Nach einem BBC-Interview, in dem er alle Vorwürfe abzustreiten
versuchte, legte Prinz Andrew seine öffentlichen Ämter nieder.
Eine weitere wichtige Person in den Ermittlungen ist Ghislane Maxwell –
enge Vertraute Epsteins und womöglich Mittäterin. Viele Betroffene haben
erzählt, dass Maxwell den Sexklavenring Epsteins gemanagt habe, indem sie
die minderjährigen Mädchen „rekrutiert“ und „trainiert“ habe. Sie wur…
schon mehrmals im Zusammenhang mit Epstein angeklagt – in einigen Fällen
wurde sich außergerichtlich geeinigt. Sie ist Gegenstand der aktuellen
Ermittlungen. Aber seit dem Tod Epsteins ist nicht bekannt, wo Maxwell sich
aufhält.
Die mutmaßlichen Straftaten von Epstein sind ein politischer Skandal – oder
sollten es zumindest sein. Denn die aktuelle Zivilklage verstärkt das Bild,
dass man mit Reichtum und Macht jahrelang ungeschoren davonkommen kann.
Durch die Unterstützung aus seinem Netzwerk konnte Epstein sich sicher
fühlen.
Ein Beispiel dafür ist eine außergerichtliche Einigung mit Epstein aus dem
Jahr 2008, an der der Jurist Alexander Acosta beteiligt war. Er half
Epstein dabei, ein Verfahren vor einem Bundesgericht – also eine mögliche
lebenslange Haftstrafe – zu umgehen. Nach der Festnahme Epsteins 2019 trat
Acosta deshalb als Arbeitsminister zurück. Um weitere Horrorszenarien zu
verhindern, muss das Netzwerk ermittelt und zur Rechenschaft gezogen
werden. Denn Jeffrey Epstein war nicht allein.
16 Jan 2020
## LINKS
[1] /Tod-und-Taten-von-Jeffrey-Epstein/!5614810
[2] /Prinz-Andrew-legt-oeffentliche-Aemter-ab/!5640274
## AUTOREN
Carolina Schwarz
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sexueller Missbrauch
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