Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Silvesterfeuerwerk in Sydney: Bleibt die Hafenbrücke dunkel?
> Die Brände in Australien weiten sich aus. Das weltbekannte Feuerwerk soll
> trotzdem stattfinden – doch das letzte Wort hat der Feuerwehrkommandant.
Bild: Das berühmte Feuerwerk auf der Hafenbrücke in Sydney – dieses Jahr oh…
SYDNEY taz | Wenn es nach dem Vizepremierminister des australischen
Bundesstaates New South Wales geht, bleibt die weltbekannte Hafenbrücke von
Sydney an Silvester dunkel. John Barilaro setzte sich am Montag in den
sozialen Medien dafür ein, dass das traditionelle Feuerwerk am Dienstag
gestrichen wird. „Das Risiko ist zu hoch und wir müssen unsere erschöpften
Freiwilligen respektieren“, [1][schrieb er auf Twitter].
Seine Nachricht ist die jüngste Entwicklung in einer zunehmend emotional
geführten Debatte. Eine bis Montag von über 270.000 Einwohnern
unterzeichnete Petition hatte gefordert, das fast sechs Millionen
australische Dollar (3,75 Millionen Euro) teure Spektakel abzusagen.
Stattdessen sollte das Geld den von Feuern betroffenen Gemeinden zukommen.
Es sei eine Frage des Respekts, so das Argument. Bisher [2][sind den
Bränden zehn Menschen zum Opfer gefallen]. Rund 1.000 Gebäude wurden
zerstört.
Von einer solchen Geste will die Stadt Sydney allerdings nichts wissen. Die
Verwaltung hält an der Durchführung fest. Sprecherin Tanya Goldberg sagte
am Sonntag gegenüber den Medien, „eine Absage hätte wenig praktischen
Nutzen für die verwüsteten Gemeinden“.
Die Veranstaltung wird traditionell entlang den Ufern des Hafens von Sydney
von rund einer Million Besuchern mitverfolgt und im Fernsehen rund um den
Globus übertragen. Etwa eine Milliarde Menschen verfolgen an ihren
Bildschirmen das nach dem Feuerwerk im neuseeländischen Auckland zweite
große Spektakel des neuen Jahres.
## Absage im letzten Moment möglich
„Die Vorbereitungen für diese Feierlichkeiten begannen vor 15 Monaten, was
bedeutet, dass der größte Teil des Budgets, der vorwiegend für die
Sicherheit der Zuschauer verwendet wurde, bereits ausgegeben ist“, so
Goldberg.
„Eine Stornierung würde den Geschäften in Sydney ernsthaft schaden,
insbesondere nach den jüngsten Berichten über eine schwächere Entwicklung
im Einzelhandel. Auch würde sie die Pläne von Tausenden von Menschen
zunichte machen, die aus dem ganzen Land und aus Übersee kommen“.
Selbst Premierminister Scott Morrison schaltete sich ein. Er setze sich für
die Durchführung des Feuerwerks ein, um der Welt die „australische
Zähigkeit“ zu zeigen. Doch selbst der Regierungschef kann die Durchführung
nicht anordnen. Der Kommandant des NSW Rural Fire Service (RFS), Shane
Fitzsimmons, wollte nicht ausschließen, das Feuerwerk im letzten Moment
abzusagen, sofern Gefahr besteht, dass Feuerwerkskörper weitere Brände
auslösen könnten.
Das wäre der Fall, wenn die Behörde für die Region Sydney den
Katastrophenzustand ausrufen müsste. Auf die Frage nach den Kosten einer
Absage für die Stadt, sagte Fitzsimmons: „Wenn ich es für zu riskant halte,
kümmert mich das nicht“.
## Temperaturen bis zu 40 Grad
Für Dienstag wird mit einer [3][weiteren Intensivierung der Hitzewelle]
gerechnet. Die in großen Teilen Südostaustraliens herrschenden Temperaturen
von bis zu 40 Grad hatten auch am Montag die Arbeit der Feuerwehr
erschwert. Im Fokus stand einmal nicht der Bundesstaat New South Wales, wo
weiterhin 126 Feuer brennen – das größte über eine Fläche von über einer
halben Million Hektar.
Zeitweise kritischer war die Situation im südlich gelegenen Teilstaat
Victoria. Im Gebiet Gippsland drohten tausende Urlauber von einem Großfeuer
überrollt zu werden. Trotz Warnungen der Behörden brachten sich viele nicht
in Sicherheit. In Teilen von Südaustralien rief die Feuerwehr den
Katastrophenzustand aus.
Premier Morrison beugte sich inzwischen dem Druck verschiedener Kreise,
Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Kompensation für den Ausfall von
Einkommen zu bezahlen. Davon profitieren aber nur Mitglieder der Feuerwehr
in New South Wales. Morrison sagte, dass das Geld den Freiwilligen zur
Verfügung gestellt würde, die selbstständig sind oder für kleine oder
mittlere Unternehmen arbeiten und die in dieser Brandsaison mehr als zehn
Tage im Einsatz waren.
Die Zahlungen von bis zu 300 Dollar pro Person und Tag – insgesamt bis zu
6.000 Dollar (3.749 Euro) – sollen steuerfrei und nicht
bedürftigkeitsabhängig sein.
Obwohl der Verband der Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren seit Wochen
eine solche Lösung gefordert hatte, dürften nicht alle Betroffenen von der
Möglichkeit einer Kompensation Gebrauch machen. „Freiwillige Feuerwehrleute
wären brüskiert, wenn man uns bezahlen würde“, so der
Einsatzverantwortliche David Loft während eines Interviews im Vorfeld des
Entscheids.
30 Dec 2019
## LINKS
[1] https://twitter.com/JohnBarilaroMP/status/1211408617733115905
[2] /Buschbraende-in-Australien/!5647637
[3] /Kein-Ende-der-Buschbraende-in-Australien/!5652799
## AUTOREN
Urs Wälterlin
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Silvester
Feuerwerk
Australien
Feuer
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Silvester
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Unkontrollierte Buschfeuer in Australien: Warten auf die Apokalypse
taz-Korrespondent Urs Wälterlin lebt im australischen Busch. Hier
beschreibt er die Bedrohung seiner Familie durch die Feuergefahr.
Feuersbrunst in Australien: Vögel fallen vom Himmel
Die Buschfeuerkrise hält an. In der Bevölkerung wächst der Unmut über die
Klimapolitik der Regierung unter Premierminister Scott Morrison.
Diskussion um Böllerei zum Jahresende: Feinstaubalarm zu Silvester
Das private Feuerwerk zum neuen Jahr steht in der Kritik. Die Deutsche
Umwelthilfe hat für Verbotszonen mobilisiert – mit einigem Erfolg.
Kein Ende der Buschbrände in Australien: Eine neue Hitzewelle droht
Die Regierung will erschöpfte Feuerwehren mit Hilfe des Militärs entlasten.
Sie leugnet weiter den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Bränden.
Buschbrände in Australien: Feuer heizen Klimadebatte an
Bei heftigen Bränden sind in Australien mindestens zehn Menschen ums Leben
gekommen. Eine Fläche so groß wie Belgien ist abgebrannt.
Verheerende Buschbrände in Australien: Freiwillig gegen Flammen
Brände bedrohen ganze Landstriche. David Loft kämpft dagegen. Für seinen
Einsatz erhält er keinen Cent – so wie die meisten Brandbekämpfer.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.