# taz.de -- Historikerbericht der FPÖ in Österreich: 700 Seiten über „brau… | |
> Die Rechtspopulisten haben ihren Report zur Parteigeschichte | |
> veröffentlicht. Selbstkritik gab es teils zum eigenen Umgang mit dem | |
> Bericht. | |
Bild: Nach Skandalen über Ex-FPÖ-Chef Strache will die FPÖ ihren Ruf retten … | |
WIEN taz | [1][Der Historikerbericht der FPÖ ist da]. Einen Tag vor | |
Weihnachten beschenken Österreichs Rechtspopulisten die Öffentlichkeit mit | |
einem fast 700 Seiten starken Konvolut, das die „braunen Flecken“ in der | |
Vergangenheit der Partei aufarbeiten soll. Partei-Ideologe Andreas Mölzer | |
fasste das Ergebnis zusammen: „Man könnte pointiert sagen: Zu behaupten, | |
die FPÖ ist eine Nachfolgepartei der NSDAP, ist eine Verharmlosung des | |
Nationalsozialismus.“ | |
Thomas Grischany, Mitautor und Ex-Kabinettsmitarbeiter von Ex-Vizekanzler | |
Heinz-Christian Strache sprach von einem „kritischen und schonungslosen | |
Bericht“, räumte aber ein, dass im Vorfeld Fehler begangen worden seien. So | |
habe die Kommission nicht ausreichend klargemacht, „was sie will und was | |
sie darf“. Auch sei nicht ausreichend kommuniziert worden, dass die | |
Aufarbeitung mit diesem Schritt nicht abgeschlossen sei. Weitere Beiträge | |
würden folgen. | |
Generalsekretär Christian Hafenecker versicherte in einer kurzfristig | |
einberufenen Pressekonferenz, der gewählte Termin am 23. Dezember sei kein | |
„taktisches Manöver“. Vielmehr habe man den Bericht im Rahmen einer | |
Podiumsdiskussion mit Kritikern präsentieren wollen, doch habe es nur | |
„Absagen gehagelt“. Eingeladen waren demnach unter anderen der | |
Zeithistoriker Oliver Rathkolb, der Rechtsextremismusforscher Andreas Peham | |
und die Historikerin Margit Reiter, die vor wenigen Wochen mit „Die | |
Ehemaligen“ ein Standardwerk über die Ursprünge der FPÖ vorgelegt hat. | |
Unter anderem Zeithistoriker Oliver Rathkolb hatte die [2][32-seitige | |
Zusammenfasssung], welche die FPÖ im Sommer veröffentlicht hatte, als | |
„unprofessionell“ kritisiert. Der Bericht widerspreche wissenschaftlichen | |
Standards wie Transparenz. Solche Kritik wies Hafenecker zurück: Immerhin | |
sechs habilitierte Historiker, von denen die Mehrheit der Partei nicht | |
nahestehen, würden für Qualität bürgen. Mindestens zwei von ihnen hatten | |
sich allerdings damals vom Gesamtbericht distanziert – weil sie nicht an | |
einer „Reinwaschung“ der FPÖ beteiligt sein wollten. | |
## Wenig über den Einfluss schlagender Verbindungen | |
In Auftrag gegeben wurde der Bericht vor fast zwei Jahren, als der | |
FPÖ-Niederösterreich-Kandidat Udo Landbauer zurücktreten musste, weil er | |
einer Burschenschaft angehört, bei der ein Liederbuch mit NS-Texten | |
gefunden wurde. Dass auf die deutschnationalen schlagenden Verbindungen, | |
deren Einfluss in den Reihen der FPÖ besonders groß ist, nur am Rande | |
eingegangen wird, erklärte Hafenecker damit, dass das keine | |
Vorfeldorganisationen der Partei seien und man daher auf deren Archive | |
keinen Zugriff hatte. | |
Mölzer sieht aber die Ursprünge der Freiheitlichen in der liberalen | |
Bewegung der Corporierten, die 1848 in Deutschland und Österreich zu | |
Aufständen gegen die Monarchien führte und niedergeschlagen wurde. Der | |
Bericht kann allerdings nicht verheimlichen, dass die Väter der 1956 | |
entstandenen FPÖ und deren 1949 gegründeten Vorläuferorganisation Verband | |
der Unabhängigen (VdU) NSDAP-Mitglieder waren. | |
23 Dec 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.fpoe.at/fileadmin/user_upload/www.fpoe.at/dokumente/2019/PDFs/B… | |
[2] /Studie-zur-Rechten-in-Oesterreich/!5611124 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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