# taz.de -- Reform der betrieblichen Altersvorsorge: 25 Euro mehr im Monat | |
> BetriebsrentnerInnen müssen ab Januar weniger Krankenkassenbeiträge | |
> zahlen. Damit ist eine rot-grüne Regelung nach 15 Jahren korrigiert. | |
Bild: Senioren an der Elbe: Hoffentlich mit Betriebsrente | |
Berlin taz | Ältere Menschen, die eine Betriebsrente beziehen, werden im | |
kommenden Jahr um insgesamt 1,2 Milliarden Euro pro Jahr entlastet. Ab dem | |
kommenden Jahr müssen sie auf ihre Betriebsrente erst oberhalb eines | |
Freibetrages von monatlich 159 Euro Beiträge an die Krankenkasse zahlen. | |
Ein Ruheständler, der 210 Euro Betriebsrente pro Monat bekommt, spart | |
dadurch knapp 25 Euro im Monat, so eine Rechnung aus dem | |
Bundesgesundheitsministerium. Der Bundesrat ließ das [1][Gesetz] am Freitag | |
passieren, es tritt am 1.Januar in Kraft. | |
Bisher mussten Betroffene den Beitragssatz der Krankenkasse von rund 15 | |
Prozent auf ihre komplette Betriebsrente zahlen, sobald die Bezüge eine | |
Grenze von 155,75 Euro im Monat überstiegen. Statt dieser Grenze gibt es | |
künftig einen Freibetrag, der ab dem 1.Januar 2020 zunächst exakt bei | |
159,25 Euro liegt. Nur für Anteile, die über diesem Freibetrag liegen, | |
müssen künftig Beiträge bezahlt werden. | |
## Ein Drittel zahlt keine Beiträge mehr | |
Wird die betriebliche Altersvorsorge in einem einmaligen Kapitalbeitrag | |
ausgezahlt, wird diese Summe auf eine monatliche Leistung umgerechnet. Auch | |
für diese gilt dann der neue Freibetrag. | |
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erläuterte, dass ein Drittel der | |
BetriebsrentnerInnen durch die Reform gar keinen Beitrag für die | |
Krankenkassen mehr zahlen müsse, weil ihre Bezüge unter dem Freibetrag | |
liegen. Ein weiteres Drittel werde höchstens noch die Hälfte der Beiträge | |
zahlen müssen. Und ein weiteres Drittel mit höheren Bezügen werde um rund | |
300 Euro im Jahr entlastet. | |
Die rot-grüne Regierung hatte im Jahre 2004 eingeführt, dass Menschen, die | |
monatliche Betriebsrenten oder Einmalzahlungen erhalten, die vollen | |
Beiträge an die Krankenkassen abführen müssen. Und zwar sowohl den | |
Arbeitnehmer- als auch den Arbeitgeberanteil. Grund dafür war die damals | |
klamme Situation der Krankenkassen. Zuvor waren Einmalleistungen gar nicht | |
„verbeitragt“ worden, für monatliche Bezüge galt zuvor nur der hälftige | |
„Arbeitnehmer“-Beitrag. | |
## Ein Wutthema für SPD-Hasser | |
Da es für Altverträge keinen Bestandsschutz und keine Übergangsregelungen | |
gab, entwickelte sich die „Doppelverbeitragung“ der Betriebsrenten seit 15 | |
Jahren zum Wutthema der Versicherten, es gründeten sich Stammtische von | |
[2][Protestverbänden.] Der Ärger vieler WählerInnen über die SPD nährt sich | |
auch aus der Einführung dieser Abzüge, die viele Ältere bis heute erleben, | |
wenn sie in den Ruhestand treten und die Leistungen fällig werden. | |
Auch mit dem neuen Gesetz bleibt die doppelte „Verbeitragung“ durch den | |
Abzug von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeitrag erhalten. Durch die | |
Freibetragsregelung sind aber viele RentnerInnen nicht oder nicht mehr wie | |
im bisherigen Maße betroffen. | |
Viele Menschen in Deutschland haben allerdings gar keinen Anspruch auf eine | |
Betriebsrente. Nach Zahlen der gewerkschaftsnahen | |
[3][Hans-Böckler-Stiftung] haben nur 55 Prozent der Beschäftigten einen | |
Anspruch auf eine zusätzliche betriebliche Altersversorgung. Gerade | |
kleinere Unternehmen bieten gar keine Betriebsrenten an. | |
20 Dec 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/betriebsrentenfreibetragsgesetz… | |
[2] https://dvg-ev.org/ueber-uns/ | |
[3] https://www.boeckler.de/themen_33334.htm | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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