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# taz.de -- Gaspipeline im Schwarzen Meer: Wunderbare Freundschaft
> Mit Türk Stream bewegt sich die Türkei noch einen Schritt auf Russland
> zu. Europa muss aufpassen, Erdogan nicht in Putins Armen versinken zu
> lassen.
Bild: Solche Projekte schweißen zusammen
Es ist ein Prozess in Zeitlupe, aber er schreitet scheinbar unaufhaltsam
voran. Die am Dienstag in Istanbul in Betrieb genommene neue Gaspipeline
[1][Türk Stream], von Russland durch das Schwarze Meer an die türkische
Küste etwas westlich von Istanbul gebaut, ist ein weiterer Schritt der
Türkei Erdoğans weg vom Westen und hin zu Russlands Präsident Putin.
Zwar wurde die Pipeline schon vor langer Zeit geplant und dann jahrelang
verlegt – doch ihre Fertigstellung kommt nun zu einem denkwürdigen
Zeitpunkt. Mit Türk Stream wird die Ukraine neben der fast fertig gebauten
Nord-Stream-2-Pipeline erneut umgangen, was Putin gerade jetzt besonders
willkommen ist. Der Türkei wiederum bringt sie billigeres Gas und größere
Energiesicherheit als der frühere Ukraine-Transit.
Solche Projekte schweißen zusammen und erhöhen gleichzeitig den
Problemberg, den die Türkei in der letzten Zeit gegenüber Brüssel und
Washington aufgehäuft hat. Neben dem russischen Gas bauen russische Firmen
jetzt auch noch ein erstes Atomkraftwerk an der türkischen Mittelmeerküste.
Die Abhängigkeit der Türkei von russischer Energie wächst damit
signifikant. Und parallel dazu wächst auch die Rüstungszusammenarbeit
zwischen den beiden autoritär regierten Staaten.
Nicht nur hat die Türkei mit dem [2][Kauf des russischen
Raketenabwehrsystems S-400] einen wichtigen Schritt weg von der Nato
gemacht, es sind auch weitere gemeinsame russisch-türkische
Rüstungsprojekte im Gespräch. Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind die
russischen Touristen in der Türkei. Mit knapp 7 Millionen Besuchern im Jahr
stellen sie längst das größte Kontingent.
Putin hat Erdoğan in Syrien mitspielen lassen, und bei dem Treffen der
beiden Präsidenten am Dienstag in Istanbul wurde auch über eine gemeinsame
Politik in Libyen beraten. Im Vergleich dazu kommen aus Washington nur
[3][Sanktionsdrohungen] und aus der EU so gut wie gar nichts. Wenn Europa
nicht bald aufwacht, ist die Türkei vollends in Putins Schoß gelandet.
8 Jan 2020
## LINKS
[1] /Die-Turk-Stream-Pipeline/!5329772
[2] /Tuerkei-kauft-russisches-Abwehrsystem/!5606783
[3] /Kein-tuerkisches-VW-Werk/!5630242
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Nord Stream 2
Recep Tayyip Erdoğan
South-Stream-Pipeline
Türkei
Schwerpunkt Libyenkrieg
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
Gas
Nord Stream 2
US-Sanktionen
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