Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Volleyballturnier für Olympia: Auftritte mit gewisser Unruhe
> Das betagte deutsche Volleyballteam ist beim Qualifikationsturnier für
> die Olympischen Spiele auf Kurs – trotz Zipperlein und Unsicherheiten.
Bild: Punktegarant: Georg Grozer (l.) im Drückduell mit dem Belgier Tomas Rous…
Existenzielles steht im Leistungssport fast immer auf dem Spiel. Von
Do-or-die-Begegnungen ist häufig die Rede. [1][„Hero or Zero“] heißt der
Hashtag, mit dem der Deutsche Volleyball-Verband das Turnier dieser Tage in
Berlin bewirbt. Acht Nationalteams wetteifern bis Freitag in der
Max-Schmeling-Halle um ein einziges Ticket für die olympischen Spiele im
August in Tokio.
Der Ernst der Lage war genügend markiert und der Schrecken am Montagabend
in der Halle entsprechend groß, als ausgerechnet Georg Grozer nach einem
Schmetterschlag auf dem Boden sitzend verharrte und nach seinem rechten
Unterschenkel griff.
Der Mann, der bereits beim Auftaktsieg am Sonntag gegen Tschechien im
zweiten Satz das Spiel in Kipplage mit einer Aufschlagserie von sieben
Punkten wieder zugunsten der Deutschen drehte. Der Spieler, der mit seiner
unnachahmlichen Wucht wie so häufig für das deutsche Nationalteam auch
gegen Belgien am Montag die wichtigen Punkte erschmettert hatte und trotz
seines Ausfalls in den letzten Minuten die Grundlagen für den zweiten
Dreisatzsieg (25:18, 25:23, 26:24) und damit den nahezu sicheren Einzug ins
Halbfinale geschaffen hatte.
Was dieser Georg Grozer aber in dieser misslichen Lage für ein Zwiegespräch
mit seinem Teamkollegen Lukas Kampa führte, zeugte eher von einer
unvermuteten Leichtigkeit. Und wahrscheinlich braucht es auch diese, damit
die Deutschen am Freitagabend im Finale ihren Traum realisieren können.
Kampa erzählte später, Grozer habe am Boden nur von Krämpfen gesprochen.
„Er wollte nicht, dass ich ihn dehne, denn dann sehen die Leute ja, dass er
alt ist.“
## Zu viele Fehlangaben
Die launige Bemerkung hat einen durchaus ernsteren Hintergrund. Das Alter
spielt nicht nur für Grozer, 35, und Kampa, 33, eine große Rolle. Im
deutschen Team schwinden auch für Marcus Böhme, 34, und Markus Steuerwald,
30, die Möglichkeiten auf große sportliche Erlebnisse. [2][Die
Qualifikation für die Olympischen Spiele v]or vier Jahren in Rio de Janeiro
verpasste das deutsche Team knapp. Nun geht es in Berlin darum, noch einmal
die Kräfte zu bündeln, dieses oder jenes Zipperlein zu kaschieren. Grozer
biss nach der ersten Schmerzattacke noch einmal auf die Zähne und
kapitulierte erst nach einem Sprungaufschlag beim Rückstand von 22:24.
Zu seinen Gedanken in diesem Moment befragt, antwortete Libero Julian
Zenger lachend: „Den Satz noch schnell zu gewinnen. Georg ist extrem
wichtig für uns.“ Sein Ausfall hätte den Belgiern bei weiteren Sätzen
gewiss Auftrieb gegeben.
Obwohl das deutsche Team in Berlin in den ersten beiden Partien keinen Satz
abgeben musste, waren die Auftritte von einer gewissen Unruhe geprägt. „Von
sehr vielen Ups und Downs“, sprach Marcus Böhme nach der Partie gegen
Belgien. 20 Fehlangaben wird sich das deutsche Team gegen bessere Gegner
kaum erlauben können.
Zugute kommt der vom Italiener Andrea Gianni betreuten Mannschaft der
Spielplan. Die Gegner sind nach Schwierigkeitsgrad gestaffelt. Der
schwerste Gruppengegner, Vize-Europameister Slowenien, wartete erst am
Dienstagabend (Spielende nach Redaktionsschluss) auf die Deutschen. Als
Gruppenerster hätte man sogar im Unterschied zum Halbfinalkontrahenten
einen Ruhetag. All das sind ideale Voraussetzungen dafür, um sich Schritt
für Schritt steigern zu können.
Verlässliche Prognosen scheinen indes bei diesem Turnier schwieriger denn
je. In der anderen Gruppe, die mit Europameister Serbien stärker besetzt
ist, geht es drunter und drüber. Frankreich bezwang Serbien spektakulär
deutlich mit 3:0, musste sich aber im zweiten Spiel Außenseiter Bulgarien
(2:3) geschlagen geben.
Marcus Steuerwald wollte sich auch deshalb nicht auf einen Lieblingsgegner
im Halbfinale festlegen. „Es wird mental eine ganz schwierige Situation.
Alle sind müde, alle kommen aus einer langen Saison. Niemand ist
hundertprozentig fit.“ Vielleicht ist das eine Chance für das betagte
deutsche Team.
7 Jan 2020
## LINKS
[1] http://www.volleyball-verband.de/de/redaktion/2020/-heroorzero--grozer-als-…
[2] https://www.spiegel.de/sport/sonst/volleyball-deutschland-verpasst-direkte-…
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Volleyball
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Qualifikation
Volleyball
sexueller Missbrauch
Volleyball
## ARTIKEL ZUM THEMA
Volleyballer in Olympiaform: Buhlen um Aufmerksamkeit
Die Auswahl der deutschen Volleyballer ist nach dem Sieg gegen Bulgarien
auf dem Weg nach Olympia. Nur ein Erfolg fehlt noch.
Kolumne American Pie: Das Monster im Arztkittel
Sexuelle Übergriffe im Turnen, Volleyball und Schwimmen: Wie der US-Sport
von einem weiteren Missbrauchsskandal erschüttert wird.
Frauen-Team beim Beachvolleyball: Die Bombe tickt
Karla Borger und Margareta Kozuch wollen spielen, dürfen aber nicht. Ein
Konflikt mit dem Volleyball-Verband droht zu eskalieren.
Volleyball-Bundestrainer hat genug: Der Unantastbare
Stelian Moculescu wird sein Amt als Volleyball-Bundestrainer niederlegen.
So richtig verbunden fühlt sich Moculescu nur dem VfB Friedrichshafen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.