# taz.de -- Volleyball-Bundestrainer hat genug: Der Unantastbare | |
> Stelian Moculescu wird sein Amt als Volleyball-Bundestrainer niederlegen. | |
> So richtig verbunden fühlt sich Moculescu nur dem VfB Friedrichshafen. | |
Bild: Stelian Moculescu will spätestens nach den Olympischen Spielen als Bunde… | |
Es sind wahrhaft aufwändige Tage, die Stelian Moculescu und die von ihm | |
betreuten Volleyballer des VfB Friedrichshafen zu bestehen haben. Letzte | |
Woche das Hinspiel im Viertelfinale der Champions-League beim italienischen | |
Spitzenklub aus Treviso - so etwas wie das Real Madrid der Schmetterszene - | |
am Donnerstag der zweite Vergleich und mittendrin das Pokalfinale im | |
ostwestfälischen Halle. | |
Bei Highlights in solch gebündelter Form droht Reizüberflutung, weshalb | |
Moculescu sich und seiner Belegschaft nach dem zehnten Triumph im | |
nationalen Cupwettbewerb erst einmal Entspannung verordnet hat. Doch | |
anstatt zu regenerieren, musste Friedrichshafens Macher gestern schon | |
wieder eine Baustelle beackern. Via Agentur war verbreitet worden, der | |
57-Jährige sei sich mit seinem Klub einig über eine Vertragsverlängerung | |
bis 2013, zudem würden die beiden wichtigsten Geldgeber ihr Engagement | |
fortsetzen. Moculescu, Trainer und wichtigster Repräsentant des VfB, hatte | |
die Nachrichtenlage geradezurücken: Noch sei nichts klar, "wir haben noch | |
gar nicht angefangen, Gespräche zu führen". | |
Richtig sei, dass es eine große Bereitschaft gibt, über das 2009 | |
terminierte Vertragsende in Friedrichshafen zu bleiben: "Wenn die mich | |
haben wollen, werden sie sich schon an mich wenden." Eine Koketterie, | |
schließlich genießt Moculescu am Bodensee den Status des Unantastbaren. | |
Seitdem er 1997 gekommen ist, hat der vormals ewige Zweite 18 von 21 | |
möglichen nationalen Titeln geholt, dazu kommt als Krönung der Triumph in | |
der Champions League 2007. Bei solch einer Bilanz liegt es nahe, die | |
Zusammenarbeit weiterzuführen. | |
Dagegen wird der Trainer seinen zweiten Job bald aufgeben. Moculescu, im | |
Nebenberuf auch noch Bundestrainer, hat jüngst verkündet, was seit geraumer | |
Zeit ein offenes Geheimnis war: In diesem Jahr ist Schluss beim | |
Nationalteam. Spätestens nach den Olympischen Spielen in Peking oder - wenn | |
die Qualifikation misslingt - bereits vorher. Dass der gebürtige Rumäne | |
beim Deutschen Volleyball-Verband (DVV) hinschmeißt, während er in | |
Friedrichshafen langfristige Pläne hegt, ist nachvollziehbar. Einerseits | |
verdient er bei seinem Klub den Großteil seines Einkommens, während er beim | |
DVV als preisgünstige Honorarkraft geführt wird. Andererseits hat sich beim | |
Perfektionisten im Laufe der Jahre immer mehr Frust angehäuft. Den | |
Funktionären wirft er unprofessionelles Handeln vor. Zudem vermisst | |
Moculescu den Respekt vor seiner Arbeit, "ein paar wenige Personen | |
ausgenommen, spüre ich von Seiten des Verbandes keine Wertschätzung". | |
Da bietet das Umfeld am Bodensee offensichtlich einen weitaus höheren | |
Wohlfühlfaktor. Zumindest wird Moculescu nicht müde, beim Branchenprimus | |
Strukturen zu preisen, an deren Schaffung er selbst maßgeblich mitgewirkt | |
hat. "Meine Prioritäten waren immer in Friedrichshafen, nie woanders", | |
betont der Erfolgsmensch: "Wir haben hier ein sehr gut funktionierendes | |
Management, als Sponsoren zwei Global Player, die wissen, was sie an uns | |
haben. Schließlich tragen wir den Namen Friedrichshafen in die Welt." | |
Dazu kommen hochkarätige Spieler aus sieben Nationen, die nach dem Umbau | |
der Mannschaft vor dieser Saison in der Lage scheinen, erneut zum großen | |
Schlag auszuholen. Das Spiel in Treviso wurde nach eindrucksvoller Leistung | |
mit 3:2 gewonnen, schlechter will der VfB auch am Donnerstag nicht | |
abschneiden. "Wir sind einer der am professionellsten geführten | |
Volleyballklubs, die es auf der Welt gibt", sagt Moculescu: "Nicht die | |
Reichsten, nicht die Größten, aber die Solidesten." | |
In den zehn Jahren seines Wirkens ist der VfB Friedrichshafen Moculescus | |
Herzensangelegenheit geworden. Die Beziehung reicht weit über ein reines | |
Arbeitnehmerverhältnis hinaus. Er spüre eine Seelenverwandtschaft zu Uli | |
Hoeneß, hat Moculescu jüngst verraten, weil der Manager den FC Bayern | |
München ebenfalls als Lebenswerk ansehe. Und weil Moculescu genauso | |
empfindet, wird er seinem Klub auch treu bleiben, wenn er nicht mehr als | |
Trainer in der Halle steht. Doch eines weiß der Baumeister vom Bodensee | |
genau: "Ich werde sicherlich nie Funktionär. Das ist nicht meine Welt." | |
13 Mar 2008 | |
## AUTOREN | |
Felix Meininghaus | |
## TAGS | |
Volleyball | |
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