# taz.de -- Wortwahl „Nazinotstand“: Dresdens OB distanziert sich | |
> Dirk Hilbert, Oberbürgermeister von Dresden, kritisiert den Begriff | |
> „Nazinotstand“. Der Stadtrat hatte einen Beschluss unter diesem Namen | |
> gefasst. | |
Bild: So romantisch sieht die Lebensrealität in Dresden nicht aus | |
Berlin taz/dpa | Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hat sich in | |
dem Streit über einen Stadtratsbeschluss unter dem Motto „Nazinotstand?“ | |
von der Wortwahl distanziert. Am Mittwoch hatte der Stadtrat der | |
sächsischen Landeshauptstadt unter diesem Namen eine Grundsatzerklärung für | |
die Stärkung von Demokratie und Zivilgesellschaft verabschiedet. | |
In dem Beschluss argumentierten die Stadträte, dass „antidemokratische, | |
antipluralistische, menschenfeindliche und [1][rechtsextremistische | |
Einstellungen und Taten bis hin zu Gewalt in Dresden] immer stärker offen | |
zutage treten“. In der Öffentlichkeit seien Gegenstimmen zum Rechtsruck zu | |
wenig sichtbar. | |
Den Beschlussvorschlag hatte Max Aschenbach von der Satirepartei Die Partei | |
in das Stadtparlament eingebracht. „Diese Stadt hat ein Problem mit Nazis“, | |
sagte der Stadtrat in seiner Rede zur Initiative und verwies unter anderem | |
auf die [2][Pegida-Bewegung]. Sein Vorschlag war nach Debatten mit anderen | |
Fraktionen noch geändert worden, die sich an der Begrifflichkeit | |
„Nazinotstand“ rieben. | |
Der FDP-Stadtrat Holger Hase sagte, ein solches Signal sei auch mit Blick | |
auf die Kulturhauptstadtbewerbung für 2025 kaum hilfreich. Die Freien | |
Wähler erinnerten daran, dass Notstandsverordnungen demokratische | |
Grundrechte einschränkten. Die CDU sprach von „reiner Symbolpolitik“ und | |
einem „sprachlichen Missgriff“. | |
## Keine Beteiligung an „sprachlicher Eskalation“ | |
Der Oberbürgermeister sagte der Deutschen Presse-Agentur, der gewählte | |
Begriff sei in einer Art und Weise populistisch, die dem eigentlichen | |
Anliegen nicht gerecht werde. Wenn sich der Stadtrat damit selbst | |
verpflichte, jetzt viel stärker zu handeln und Präsenz zu zeigen, dann | |
könne er das nur begrüßen, sagte Hilbert. Der Titel sei aber nicht | |
geeignet, das Thema zu beschreiben. | |
Hilbert will sich nach eigenen Worten nicht an sprachlichen Eskalationen | |
beteiligen. Es sei erschreckend, dass in den vergangenen Jahren die Gewalt | |
und der Fanatismus in der rechtsextremen Szene stark zugenommen hätten. Das | |
gelte aber nicht nur für Dresden und Sachsen, sondern auch für Deutschland | |
und Europa. | |
Der Politiker räumte ein, dass Dresden in puncto Rechtsextremismus stärker | |
in der öffentlichen Wahrnehmung stehe als andere Städte: „Das hat uns | |
gezwungen, sich viel intensiver mit dem Problem auseinanderzusetzen.“ Er | |
könne seine Amtskollegen nur immer wieder davor warnen, die Lage zu | |
unterschätzen. Die rechte Szene sei in der Lage, sich unheimlich schnell zu | |
organisieren: „Wer sich da in einer vermeintlichen Sicherheit wiegt, kann | |
schnell überrascht werden.“ | |
3 Nov 2019 | |
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## AUTOREN | |
Franziska Bauer | |
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