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# taz.de -- Grüne und Homöopathie: Vorstoß für Fachkommission
> Mehrere Bundestagsabgeordnete werben für eine Kommission mit Ärzten und
> Homöopathen, um den Streit zu beenden. Die Grünen-Spitze schweigt.
Bild: Wollen keinen Homöopathie-Streit: Grünen-ChefInnen Annalena Baerbock un…
Berlin taz | Grüne Fachpolitikerinnen aus der Bundestagsfraktion werben für
eine Kommission mit MedizinerInnen und HomöopathInnen, um den
parteiinternen Streit über Homöopathie beizulegen. Das geht aus einem
[1][Antrag für den Grünen-Parteitag] im November hervor. Die Grünen müssten
diskutieren, „was der Wissenschaftsbegriff und die evidenzbasierte Medizin
bedeutet und wie beides im Kontext der Integrativen Medizin einzuordnen
ist“, begründen die Abgeordneten ihr Anliegen.
Der Antrag würde also das ganz große Rad drehen: Ging es bei den Grünen
erst um konkrete Fragen, etwa die, ob homöopathische Mittel von
Krankenkassen übernommen werden sollten oder nicht, wird es nun etwas
nebulös. In dem Antrag werden viele Fragen gestellt: „Spiegelt das
derzeitige Gesundheitssystem die Anforderungen verschiedener
Patient*innengruppen ausreichend wider?“, heißt es. Oder: „Welche Rolle
soll künftig die sprechende Medizin einnehmen?“
Unterschrieben haben den Antrag mehrere Bundestagsabgeordnete, darunter zum
Beispiel Kordula Schulz-Asche, Maria Klein-Schmeink oder Kirsten
Kappert-Gonther. Alle drei befassen sich mit unterschiedlichen Bereichen
der Gesundheitspolitik. Zur Frage der Kassenfinanzierung von Homöopathie
positioniert sich der Antrag nicht, lässt aber durchaus Sympathie für diese
Heilmethode erkennen. Es gebe auch konventionelle Arzneimittel im
Leistungskatalog der Krankenkassen, „die nicht über einen Placebo-Effekt
hinaus wirken“ – zum Beispiel etwa die Hälfte der Antidepressiva.
Setzen die Grünen nun wirklich eine Kommission ein, die neu diskutiert, was
Wissenschaft oder evidenzbasierte Medizin ist? Erfinden sie gar die
Wissenschaft neu? Das könnte auf ein interessantes Schauspiel hinauslaufen.
Universitäten und WissenschaftlerInnen haben ja eine eigene Vorstellung von
ihrem Wissenschaftsbegriff – und werden sich von den Grünen kaum beraten
lassen. Eine Debatte zwischen SchulmedizinerInnen und HomöopathInnen über
ihren Wissenschaftsbegriff könnte interessant werden und sich sehr lange
hinziehen.
## Erbitterte Härte im Internet
Eigentlich ist der Stand der Wissenschaft klar: [2][„Homöopathische Mittel
allein wirken nicht gegen die Beschwerden], gegen die sie empfohlen
werden“, stellt die renommierte Helmholtz-Gemeinschaft fest.
Homöopathie-Verbände führen allerdings viele Studien an, die das Gegenteil
beweisen sollen. Der Streit wird im Internet seit Langem mit erbitterter
Härte geführt. Viele PatientInnen ficht der Stand der Wissenschaft sowieso
nicht an. Viele Deutsche nutzen die Mittel, die als „sanfte Medizin“
gelten, gerne, weil sie keine Nebenwirkungen haben.
Die Grünen-Spitze möchte das heikle Thema vom Parteitag fernhalten.
Bundesgeschäftsführer Michael Kellner sucht derzeit nach einem Kompromiss
zwischen Homöopathie-KritikerInnen und -BefürworterInnen. Er wollte sich am
Mittwoch nicht zu einer möglichen Fachkommission äußern. Bei der
Kompromisssuche sei „alles im Fluss“, hieß es. Die Sympathien der
Grünen-Spitze für ein öffentliches Schauspiel mit ExpertInnen dürften aber
überschaubar sein. Sie hatte vor zwei Wochen ein parteiinternes
Fachgespräch vorgeschlagen, um den Konflikt runterzudimmen.
Auch die Vorsitzenden der Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt und
Anton Hofreiter, wollten sich am Mittwoch auf taz-Nachfrage nicht zu dem
Vorstoß ihrer Abgeordneten äußern. Ob die Grünen es schaffen, ihren
Homöopathie-Streit vor dem Parteitag gütlich beizulegen, ist offen. Ein
Kompromiss kann noch bis Mitte November gefunden werden. Dann treffen sich
die Delegierten in Bielefeld.
30 Oct 2019
## LINKS
[1] https://antraege.gruene.de/44bdk/Gruene_Gesundheitspolitik__mit_Verantwortu…
[2] https://www.helmholtz.de/gesundheit/wirkt-homoeopathie-wirklich/
## AUTOREN
Ulrich Schulte
## TAGS
Homöopathie
Gesundheitspolitik
Medizin
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