# taz.de -- Wahlen in Argentinien: Rückkehr der Peronisten | |
> Argentiniens konservativer Präsident Macri verliert gegen den Peronisten | |
> Fernández. Grund ist die Wirtschaftskrise. Die wird sich jetzt noch | |
> verschärfen. | |
Bild: Sie hoffen, dass jetzt alles besser wird: Feiernde Anhänger des Wahlsieg… | |
Buenos Aires taz | Argentinien hat einen neuen Präsidenten. Mit 48 Prozent | |
der Stimmen setzte sich der Mitte-links-Politiker Alberto Fernández am | |
Sonntag bei der Präsidentschaftswahl bereits im ersten Wahlgang durch. | |
Fernández kam über die für einen Sieg in der ersten Runde erforderlichen 45 | |
Prozent. | |
Der konservative amtierende Präsident Mauricio Macri landete mit 40,4 | |
Prozent auf Platz zwei. Dritter wurde mit 6,2 Prozent der frühere | |
Wirtschaftsminister Roberto Lavagna. Mit dem Sieg von Fernández erringt | |
auch die umstrittene ehemalige Präsidentin [1][Cristina Kirchner] | |
(2007–2015) das Amt der Vizepräsidentin. | |
„Presidente, Presidente – Alberto Presidente“ sangen Fernández' | |
Anhänger*innen bereits kurz nach Schließung der Wahllokale. Als der Sieger | |
kurz nach 23 Uhr vor der Wahlkampfzentrale auf die Bühne trat, hatte sich | |
in den umliegenden Straßen eine riesige Menschenmenge versammelt. „Die | |
Regierung ist wieder in der Hand der Argentinier*innen“, rief er der Menge | |
zu. Auch die erste laue Frühlingsnacht des Jahres ließ die Menschen bis | |
weit nach Mitternacht feiern. | |
Argentiniens Landkarte war im Norden und Süden in die blaue Farbe des | |
peronistischen Wahlbündnisses Frente de Todos (Front für alle) getaucht. In | |
19 von 23 Provinzen lag Fernández vor Macris Wahlbündnis Juntos por el | |
Cambia (Zusammen für den Wandel). Lediglich ein gelber Querbalken über den | |
zentralargentinischen Provinzen Mendoza, San Luis, Córdoba und Santa Fe | |
zeigte an, wo Macri vorn lag. | |
Der konservative Präsident hatte seine Niederlage unumwunden eingestanden. | |
Vor seiner enttäuschten Anhängerschaft beglückwünschte er den „gewählten | |
Präsidenten Alberto Fernández, den ich für Montag zum Frühstück eingeladen | |
habe“, so Macri, der damit zeigen wollte, dass er für eine geordnete | |
Übergabe der Regierung sorgen werde. Alberto Fernández hat die Einladung | |
angenommen. | |
Der 60-jährige Fernández tritt das Amt am 10. Dezember an. Viele | |
Argentinier*innen treibt die Sorge um, wie das Land die 44-tägige | |
Übergangsperiode [2][ökonomisch überstehen] soll. Die Zentralbank kündigte | |
noch am Sonntagabend eine striktere Devisenpolitik an. | |
Ab Montag können die Argentinier*innen nur noch 100 US-Dollar pro Monat in | |
den Wechselstuben kaufen und 200 Dollar über ein Bankkonto. Damit sollen | |
die Dollarreserven gesichert werden. Anfang September hatte die Bank eine | |
10.000-Dollar-Beschränkung verhängt, um einen Kursrutsch im Peso | |
einzudämmen. Am Freitag vor der Wahl hatte sich die US-Währung trotz | |
Stützungsverkäufen der Zentralbank aber auf den Rekordwert von 65 Peso | |
verteuert. | |
In den Umfragen hatte Macri stets hinter seinem Herausforderer gelegen. | |
[3][Unter dem Motto „Sí, se puede“] – Ja, es geht – hatte er dafür | |
gekämpft, Fernández in die Stichwahl zu zwingen. Zwar konnte er gut 2,2 | |
Millionen Stimmen im Vergleich zu den [4][Vorwahlen] zulegen, Fernández | |
dagegen lediglich 100.000. Aber Macris verheerende Wirtschafts- und | |
Sozialbilanz gab am Ende doch den Ausschlag. Die Zahlen der Arbeitslosen | |
und Armen, der Firmenpleiten und der Inflation stiegen stetig auch in den | |
vergangenen Wochen, während Wirtschaft, Reallöhne und Konsum weiter sanken. | |
Auch in der Provinz Buenos Aires haben die Peronist*innen die Macht | |
zurückgewonnen. Mit Axel Kicillof setzte sich der Frente-Kandidat und | |
ehemalige Wirtschaftsminister Cristina Kirchners bei der Gouverneurswahl | |
durch. Er errang 52 Prozent der Stimmen, die amtierende Gouverneurin María | |
Eugenia Vidal (Juntos por el Cambia) kam auf knappe 39 Prozent. | |
Auf konservativer Linie bleibt dagegen zum vierten Mal in Folge die | |
Hauptstadt Buenos Aires. Bei der Bürgermeisterwahl setzte sich Amtsinhaber | |
Horacio Rodríguez Larreta (Juntos por el Cambia) mit 55 Prozent der Stimmen | |
durch. | |
Trotz seines Triumphes wird Alberto Fernández im zukünftigen | |
Abgeordnetenhaus, wo die Hälfte der 274 Parlamentarier neu gewählt wurde, | |
mit 120 Sitzen nicht über eine eigene Mehrheit verfügen. Macris Bündnis | |
wird mit 119 Mandaten stärkste Oppositionsfraktion im Parlament sein. Im | |
zukünftigen Senat hingegen bleibt die peronistische Partei mit 37 Sitzenn | |
stärkste Kraft. Macris Bündnis kommt auf 29 Mandate. | |
28 Oct 2019 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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