# taz.de -- Zehn Milliarden für den Klimaschutz: Es geht auch ohne Trump | |
> Industrieländer füllen den „Grünen Klimafonds“ der UNO wieder auf. Das | |
> soll zeigen: Hilfe kommt, auch wenn die USA und Australien nichts zahlen. | |
Bild: Besser nicht austrocknenen lassen: See in Spanien | |
BERLIN taz | Im internationalen Klimaschutz gibt es auch gute Nachrichten: | |
Geld ist da, auch wenn die USA und Australien nicht mitmachen. Am Freitag | |
beschloss eine Konferenz von Geberländern in Paris, den „Grünen Klimafonds�… | |
(GCF) der UNO für die nächste Runde der Projektfinanzierung mit knapp 9,8 | |
Milliarden Dollar auszustatten, bestätigte das | |
Bundesentwicklungsministerium. Damit senden die Industriestaaten einen | |
Monat vor der nächsten Klimakonferenz im chilenischen Santiago das positive | |
Signal, dass sie ihre Versprechen zur Finanzierung einhalten wollen. | |
Deutschland hatte seinen Anteil von 1,5 Milliarden Euro schon letztes Jahr | |
verkündet, ebenso Großbritannien mit 1,44 Milliarden Pfund und Frankreich | |
mit 1,55 Milliarden Euro. | |
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) erinnerte daran, dass vom | |
Klimawandel „am stärksten die armen Länder mit den niedrigsten Emissionen | |
betroffen sind. 100 Millionen Menschen in Küsten- und Dürregebieten sind | |
bereits jetzt durch Hitze und steigende Meeresspiegel gefährdet, ihre | |
Lebensgrundlage zu verlieren. Wir haben deshalb unseren Beitrag für den | |
Green Climate Fund auf 1,5 Milliarden Euro erhöht.“ | |
Der Grüne Klimafonds (GCF) der UNO ist das größte und wichtigste | |
Instrument, um armen Ländern zu helfen, ihre CO2-Emissionen zu senken und | |
sich an den Klimawandel anzupassen. Er ist Teil eines Versprechens, das die | |
Industrieländer 2009 gegeben haben: Für die vom Klimawandel am meisten | |
betroffenen Staaten ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar an Hilfsgeldern | |
zu mobilisieren. In diesen 100 Milliarden sind allerdings alle direkten und | |
indirekten Hilfen aus der Entwicklungsarbeit, Kredite, Zuschüsse und | |
Investitionen enthalten. Laut einem [1][Bericht der | |
Industrieländerorganisation OECD] haben die reichen Staaten im Jahr 2017 | |
eine Summe von 71,2 Milliarden zusammengebracht und sind auf dem Weg, das | |
100-Milliarden-Ziel für 2020 zu erreichen. | |
Der GCF ist dabei der sichtbarste Teil des Versprechens. Er wurde vor der | |
Klimakonferenz von Paris 2015 das erste Mal gefüllt, ebenfalls mit etwa 10 | |
Milliarden US-Dollar. Die Summe hat sich inzwischen auf etwa 7,5 Milliarden | |
reduziert: Die USA weigern sich unter Präsident Trump, 2 von 3 der damals | |
versprochenen Milliarden zu zahlen, durch Wechselkursschwankungen ging etwa | |
eine weitere Milliarde verloren. Bei der Wiederauffüllung waren die USA und | |
Australien nicht dabei. | |
Der GCF hat in den letzten Jahren laut einer [2][Übersicht der | |
Entwicklungsgruppe Oxfam] mehr als 110 Projekte für insgesamt 5 Milliarden | |
finanziert, die zum Beispiel Solarenergie für Nigeria und Mali, Aufforstung | |
in Honduras oder bessere Landwirtschaft in Bhutan und Belize fördern. Auf | |
der Wunschliste des Fonds stehen weitere 300 Projekte, für die 15 | |
Milliarden Dollar nötig wären. | |
Für die Entwicklungsländer ist der GCF ein wichtiger Indikator dafür, wie | |
ernst es die reichen Länder beim Klimaschutz meinen. Sie sind im Vorstand | |
des GCF mit jeweils 12 Sitzen gleichberechtigt mit den Geberländern | |
vertreten und können Geld für Projekte direkt anfordern – ohne den Umweg | |
über Exportkreditbanken. | |
Die Mittel aus dem GCF sollen jeweils zur Hälfte für CO2-Reduzierung und | |
für die Anpassung an den Klimawandel ausgegeben werden. Das ist eine | |
zentrale Forderung der Entwicklungsländer, die bereits jetzt auf höhere | |
Meeresspiegel, unregemäßigeren Regen oder längere Dürren reagieren müssen. | |
Doch von den allgemeinen Klimahilfen fließen weltweit [3][nur knapp 20 | |
Prozent] in diese Anpassungsmaßnahmen, bemängelt die OECD. | |
Für den Finanzexperten von Oxfam, Jan Kowalzig, ist es „ermutigend, dass | |
dass einige Länder wie Norwegen, Schweden, Frankreich, Großbritannien und | |
auch Deutschland ihre Beiträge verdoppeln wollen. Dass Australien und die | |
USA keinen einzigen Cent in den Fonds geben wollen, ist angesichts ihrer | |
Rolle beim Verursachen der Klimakrise völlig verantwortungslos.“ Andere | |
Regierungen wie die Schweiz, Österreich, Niederlande oder Kanada sagten | |
zwar Geld zu, bleiben für Oxfam allerdings „deutlich unter ihrem fairen | |
Anteil“ | |
25 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.oecd.org/environment/climate-finance-provided-and-mobilised-by-… | |
[2] https://oi-files-d8-prod.s3.eu-west-2.amazonaws.com/s3fs-public/2019-10/Bac… | |
[3] https://www.climatechangenews.com/2019/09/13/one-fifth-climate-finance-goin… | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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