# taz.de -- Nachruf auf Monika Schoeller: Die Engagierte | |
> Die langjährige S.-Fischer-Verlegerin Monika Schoeller ist im Alter von | |
> 80 Jahren gestorben. Sie begründete die berühmte „Schwarze Reihe“ mit. | |
Bild: Monika Schoeller in Frankfurt am Main, 2018 | |
„Vom Rand aus sieht und versteht man besser.“ Dieser Satz von [1][Monika | |
Schoeller,] die 1939 in die Verlegerfamilie von Holtzbrinck hineingeboren | |
wurde, verwundert zunächst. Das Verlagsimperium Holtzbrinck führte sie – | |
mit Bruder Georg und Halbbruder Stefan – zu einigen Erfolgen und zu immer | |
größeren Umsätzen. Dass ihr Privatvermögen dabei auf mehr als eine | |
Milliarde Euro anwuchs, spricht ebenfalls nicht dafür, dass sie eine | |
Perspektive vom Rande her kannte. | |
Doch Schoeller, die ihren Adelstitel bei der Heirat mit dem | |
Literaturwissenschaftler Bernd Schoeller ablegte, kannte die | |
Randständigkeit. Das betonte sie in einer Rede anlässlich eines Preises, | |
den ihr die jüdische Organisation B’nai B’rith verlieh, in der sie | |
schilderte, wie sie selbst als Kind während des Kriegs im Allgäu plötzlich | |
einmal eine Randposition einnehmen musste – als Stadtkind war sie auf dem | |
Land nicht wohlgelitten. | |
Diese Erfahrung und ihre Lehre im Verlag Artemis & Winkler führten dazu, | |
dass sie 1974 die Leitung der S. Fischer Verlage übernahm, denn der | |
traditionsreiche Verlag gehörte inzwischen zum Portfolio des elterlichen | |
Konzerns. Dort begründete sie 1977 gemeinsam mit Herausgeber Walter H. | |
Pehle die berühmte „Schwarze Reihe“, die sich bis heute mit der | |
Aufarbeitung der NS-Verbrechen beschäftigt. | |
Auch die Reihe „Die Frau in der Gesellschaft“ ging auf ihre Initiative | |
zurück – und dies zu einer Zeit, in der in den durchweg mit Männern | |
besetzten Chefsesseln der Verlage Feminismus eher belächelt wurde. Auch | |
hielt sie – mit Werkausgaben von Thomas Mann und von Hugo von Hofmannsthal | |
– das literarische Erbe des jüdischen Verlagsbegründers Samuel Fischer | |
hoch. 2002 zog sie sich aus der Leitung des Hauses zurück. Nominell blieb | |
sie Verlegerin. | |
Monika Schoeller war – trotz manch umstrittener verlagsinterner Maßnahmen – | |
eine große Verlegerin, eine große Mäzenin. Sie begründete die S. Fischer | |
Stiftung, mit der sie gerade in Osteuropa viele literarische Unternehmungen | |
unterstützte. Sie engagierte sich in der Kurt Wolff Stiftung und im | |
Literaturhaus Frankfurt. Am 17. Oktober ist Monika Schoeller kurz nach | |
ihrem 80. Geburtstag gestorben. | |
22 Oct 2019 | |
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[1] /Interview-mit-Verlegerin-Schoeller/!5113100 | |
## AUTOREN | |
Jörg Sundermeier | |
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