# taz.de -- IT-Experte zum Aufbau von 5G: „Ein Ausschluss Huaweis ist falsch�… | |
> Technologie-Professor Torsten Gerpott warnt: Wenn man auf den | |
> Netzwerkausrüster aus China verzichtet, könnte das 5G-Netz teurer und | |
> langsamer werden. | |
Bild: Dort darf die Firma mitmachen: Huawei-Logo auf einem Sari in Indien | |
taz: Herr Gerpott, der Netzwerkausrüster Huawei steht weiter [1][wegen | |
Spionageverdachts in der Kritik]. Ebenso gibt es Druck aus den USA, nicht | |
auf die Technologie der Chinesen zu setzen. Warum schließt die | |
Bundesregierung Huawei beim Aufbau der Infrastruktur für den neuen | |
Mobilfunkstandard 5G nicht einfach ausdrücklich aus? | |
Torsten Gerpott: Um solche Unternehmen auszuschließen, ohne die Beziehungen | |
Deutschlands zu China stark zu belasten, braucht man harte Beweise und | |
nicht bloße Vermutungen. Diese Beweise fehlen aber bislang. In den | |
geänderten aktuellen Sicherheitsregeln der Bundesnetzagentur wird | |
gefordert, dass Lieferanten kritischer Kernkomponenten von Netzen „in | |
geeigneter Weise ihre Vertrauenswürdigkeit zusichern“ müssen. Durch den | |
Rückgriff auf das vage Konzept der „Vertrauenswürdigkeit“ behält die | |
Bundesregierung für die Zukunft immer noch die Möglichkeit, flexibel zu | |
entscheiden, ob sie Huawei doch als 5G-Lieferanten von Deutschland | |
fernhalten möchte. | |
Sie halten es also für richtig, dass die Bundesregierung dem Druck der USA | |
nicht nachgegeben hat? | |
Ja. Die Trump-Administration tritt oft sehr erratisch auf. Man sollte | |
deshalb nicht immer durch die Reifen springen, die sie einem gerade | |
hinhält. An Huawei sollten die gleichen Sicherheitsanforderungen gestellt | |
werden wie an andere Zulieferer. Wer diesen technischen Anforderungen | |
entspricht, darf bleiben – unabhängig davon, woher er kommt. | |
Sollten die Europäer bei einer so wichtigen Infrastruktur nicht auf | |
europäische Technologie setzen? | |
Ein Grundsatz der Bundesnetzagentur in ihren Sicherheitsanforderungen ist, | |
dass man Komponenten unterschiedlicher Ausrüster in Netzen verbauen, also | |
Monokulturen vermeiden sollte. Die Zahl der Lieferanten ist allerdings | |
überschaubar, es gibt keine große Auswahl. Die EU hat vor Kurzem eine | |
Risikobewertung der „Cyber Security“ in 5G-Netzen veröffentlicht. Und sie | |
hat sich dabei ebenfalls nicht ausdrücklich dazu durchgerungen, chinesische | |
Unternehmen von vornherein komplett zu verbannen. Warum sollte Deutschland | |
abweichend von der EU vorpreschen und den Wünschen des sprunghaften | |
US-Präsidenten nachkommen? Außerdem ist zu beachten, dass Huawei technisch | |
gut aufgestellt ist und oft zu niedrigeren Preisen als Wettbewerber | |
liefert. Sollte man in Deutschland auf Huawei verzichten, könnte der | |
Aufbau neuer 5G-Netze langsamer vonstattengehen und teurer werden. | |
Ist Huawei den europäischen Konkurrenten Ericsson und Nokia überlegen? | |
Ich würde Huawei aktuell nicht als technisch überlegen einstufen. Technisch | |
spielen die drei Unternehmen in einer ähnlichen Liga. Es geht eher darum, | |
Komponenten mehrerer Ausrüster zu verwenden, um einseitige Abhängigkeiten | |
auszuschließen. | |
Nun heißt es, dass die an einer Ausschreibung beteiligten 5G-Ausrüster zur | |
Herstellung von Netzkomponenten verpflichtet werden sollen, die | |
Ausspähaktionen unmöglich machen. Kann das funktionieren? | |
Eine zentrale Rolle bei der Umsetzung solcher Auflagen wird das Bundesamt | |
für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) spielen. Es wird | |
Abnahmeprüfungen für kritische Netzkomponenten organisieren. Zu wünschen | |
ist, dass dabei auch der Quellcode transparent gemacht wird. Wenn die | |
technischen Standards erfüllt sind, dann kann man immer noch über eine | |
politische Bewertung der Zusammenarbeit mit Huawei reden. Ich bezweifele | |
allerdings, dass es angemessen ist, politischen Kriterien bei der Wahl von | |
5G-Ausrüstern mehr Gewicht als in anderen Industrien einzuräumen. | |
Beispielsweise beziehen deutsche Konzerne trotz der schlechten | |
Menschenrechtslage in China wichtige Komponenten wie Batteriezellen für | |
Elektroautos von chinesischen Herstellern wie CATL, ohne das heute von der | |
Bundesregierung verlangt wird, auf entsprechende Lieferungen zu verzichten. | |
18 Oct 2019 | |
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[1] /Huawei-gegen-die-USA/!5610004 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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