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# taz.de -- TV-Ausstrahlung der Leichtathletik WM: Was kommt nach den Kameras?
> Bei der letzten WM in Doha gab es Kritik an den Startblockkameras. Da das
> TV auf Sportereignisse angewiesen ist, könnte noch Kurioseres folgen.
Bild: Leichtathletik WM in Doha: Die Kameras am Startblock nehmen den Schritt d…
Die [1][Leichtathletik WM in Doha] ist nun auch schon wieder vorbei. Schön
war’s gewesen, zumindest schön warm. Davon zeugen ja allein die zahlreichen
AthletInnen, die gar nicht ins Ziel kamen, weil sie wegen der Hitze vorher
aufgeben mussten.
Im Fernsehen beziehungsweise gestreamt war’s trotzdem Bombe, diese Bilanz
ziehen jedenfalls Veranstalter und Verbände. Sie können ja auch gar nicht
anders. Ihre Einnahmen hängen mehr denn je von der medialen Vermarktung ab
(und vielleicht im Fall bestimmter Austragungsorte auch von sehr
zahlungswilligen Mächten im Hintergrund). Doch es ist die Medienkohle, die
den ganzen Betrieb unter Strom hält. Und das klassische Fernsehen braucht
die Live-Sportereignisse, weil sie die letzten großen Lagerfeuer sind, um
die sich die Menschen scharen. Und bei denen zeitunabhängiger Abruf on
demand ausnahmsweise mal nicht die erste Geige spielt: Live ist live. Da
werden dann auch Streamingdienste und andere Online-only-Angebote wieder zu
ganz normalen Sendern.
Dieser Teufelskreis der gegenseitigen Abhängigkeit ist alles andere als
neu. Er treibt nur immer kuriosere Blüten – die viel diskutierte
[2][Startblockkamera bei den Laufwettbewerben] passt da voll ins Bild.
Gebracht hat’s, da sind sich so ziemlich alle einig, nichts. Schon gar
nicht die groß angekündigten, „bahnbrechenden“ Perspektiven und Bilder,
„die das Publikum noch nie zuvor gesehen hat“. Wobei: doch. So manches
jetzt zu besichtigende halbe Bein war vorher nicht im Bild. Toll!
Im Sport und den internationalen Verbänden gilt im Zweifel ja sogar noch
mehr als in DAX-Vorständen: It’s a man’s world. Bei den Sendern – auch d…
Öffentlich-Rechtlichen, wenn es um die Rechte-Dealer geht – ebenfalls. Und
so spielen sie als immer noch sehr potente Geldgeber brav mit. Anstatt mal
ihren mit der Rechtekohle kommenden Einfluss geltend zu machen.
## Was sind schon ein paar wacklige Bilder?
Wenn sich Veranstalter und Sender hier künftig noch gegenseitig weiter
raufschaukeln wollen, sind Kameras aber ziemlich von gestern. Helmkamera,
Fußkamera, Gewehrlaufkamera beim Biathlon, diese friedliebende
Wintersportperversion – alles machbar. Aber was bringt’s? Noch ein paar
wacklige Bilder mehr.
Der Trend aus Doha, der sich mit der Schrittkamera andeutet, könnte noch in
ganz andere Richtungen gehen. Wie wäre es denn ab sofort mit sportlichem
super scoring nach chinesischem Vorbild? Alle Körperfunktionen und das
Sozialverhalten der letzten sechs Monate penibel erfasst in Echtzeit als
Zusatzinfo eingeblendet, von KollegIn Algorithmus unbestechlich ausgelesen
und in die Bewertung einbezogen. Lässt sich bei autoritären Regimes, wo
sportliche Großereignisse aktuell irgendwie ja bevorzugt stattzufinden
scheinen, bestimmt easy durchsetzen. Und das Fernsehen hätte echt mal was
Neues.
10 Oct 2019
## LINKS
[1] /Die-Wahrheit/!5628330
[2] /Kritik-von-Sprinterin-Lueckenkemper/!5625356
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
Medien
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TV-Rechte
Leichtathletik-WM
Glücksspiel
Kolumne Flimmern und Rauschen
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