# taz.de -- Datenschutz bei Google Street View: Häuserfassaden verpixeln ersch… | |
> Bislang hat der Google-Konzern Bilder seines Dienstes Street View aus | |
> Deutschland vor Erscheinen auf Wunsch verpixelt. Das könnte sich bald | |
> ändern. | |
Bild: Google präferiert eine klare Sicht auf Häuserfassaden | |
BERLIN taz | Google möchte Bilder seines Panoramadienstes Street View | |
veröffentlichen, ohne dass Bewohner:innen im Vorfeld die Möglichkeit haben, | |
Hausfassaden verpixeln zu lassen. Die Frage, ob das möglich ist, hat das | |
Unternehmen dem hamburgischen Datenschutzbeauftragten gestellt, wie die | |
Behörde bestätigte. Zuerst [1][berichtet hatte über den Vorstoß die Welt am | |
Sonntag]. | |
In der Vergangenheit galt für Googles Street View in Deutschland folgende | |
Praxis: Wurden Fotos aufgenommen, hatten Bewohner:innen die Möglichkeit, | |
bereits vor der Veröffentlichung der Bilder zu widersprechen und damit ein | |
Verpixeln der Hausfassade zu erwirken. Auf dieses Verfahren hatte sich die | |
hamburgische Datenschutzbehörde vor knapp zehn Jahren mit Google geeinigt, | |
als die Veröffentlichung von Bildern aus deutschen Städten anstand. Damals | |
hatte Google in einem [2][Blog-Eintrag] berichtet, dass knapp 3 Prozent der | |
Haushalte von der Vorab-Widerspruchsmöglichkeit Gebrauch gemacht hätten. | |
Nun würde Google auch hierzulande gerne die Praxis aus anderen Ländern | |
übernehmen: Dort ist es üblich, einen Widerspruch erst nach | |
Veröffentlichung der Bilder entgegenzunehmen. | |
Friedemann Ebelt vom Verein Digitalcourage kritisierte den Vorstoß von | |
Google. „Die gebärden sich, als würde ihnen das Internet gehören, und jetzt | |
auch noch, als würde ihnen die physische Welt gehören oder zumindest das | |
Recht, sie zu digitalisieren.“ Bei einem nachträglichen Widerspruch müssten | |
Betroffene laufend prüfen, ob ein Bild von ihrem Wohnort veröffentlicht | |
wurde – ein nicht unerheblicher Aufwand | |
## Frage der Zuständigkeit | |
Wahrscheinlich ist, dass Google mit seinem Anliegen durchkommt. Eine | |
Sprecherin des Hamburger Datenschutzbeauftragten erklärte, dass sich die | |
Situation seit 2010 geändert habe: Damals sei Street View „hoch umstritten“ | |
gewesen und habe Pilotcharakter gehabt. Heute seien die Herausforderungen | |
zum Schutz der Privatsphäre komplexer. | |
Dazu kommt: Es ist gut möglich, dass der hamburgische | |
Datenschutzbeauftragte überhaupt nicht mehr zuständig ist. Denn die | |
europäische Datenschutzgrundverordnung, die im vergangenen Jahr wirksam | |
geworden ist, hat auch die Zuständigkeiten neu sortiert. Und die für die | |
Verarbeitung der Daten verantwortliche Stelle ist vermutlich die Google | |
Limited mit Hauptsitz in Irland – und die irische Datenschutzaufsicht wird | |
vermutlich nicht eine deutsche Sonderlösung fortführen wollen. Die Frage | |
nach der Verantwortlichkeit wird laut der Hamburger Behörde derzeit | |
geklärt. | |
Google ließ Fragen der taz zu dem Thema bis Redaktionsschluss offen. Der | |
hamburgische Datenschutzbeauftragte kündigte an, das Thema im November in | |
den Europäischen Datenschutzausschuss zu bringen. Auf Basis der | |
Datenschutzgrundverordnung sollen dann EU-weit einheitliche Standards für | |
Panoramadienste entwickelt werden. | |
21 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.welt.de/wirtschaft/article202151416/Datenschutz-Muss-Google-bal… | |
[2] https://europe.googleblog.com/2010/10/how-many-german-households-have-opted… | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
## TAGS | |
Datenschutz | |
Digital | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Digital-Gipfel in Dortmund: Weniger Geflimmer, mehr Datenschutz | |
Daten sind der wichtigste und kostbarste Rohstoff unserer Zeit. Das hätte | |
ganz oben auf der Agenda des Digital-Gipfels stehen müssen. | |
Fragen an Google über Streetview: "Verpixelung ist unwideruflich" | |
Alle schreiben über Google Streetview, taz.de hatte trotzdem noch ein paar | |
Fragen an Google Deutschland-Sprecherin Lena Wagner - zu Geld, | |
Datenspeicherung und zur Definition von "Straße". | |
Senat plant Bundesratsinitiative: Hamburg gegen Google Street View | |
Der Senat der Hansestadt plant, Google Daumenschrauben anzulegen: | |
Justizsenator Till Steffen (GAL) fordert "gesetzlich bindende" Regeln zum | |
Abfilmen von Häusern und Straßen. | |
Kommunen wehren sich gegen Google: Street View soll draußen bleiben | |
Ganz Deutschland wird von Google geknipst. Ganz Deutschland? Mitnichten: | |
Gemeinden in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg proben | |
den Aufstand. |