| # taz.de -- Landesparteitag der Linken im Saarland: Von wegen Neuanfang | |
| > Thomas Lutze wurde mit großer Mehrheit zum neuen Chef gewählt. Doch der | |
| > Saar-Linken-Parteitag war von Zankerei geprägt und endete im Eklat. | |
| Bild: Kommt jetzt ein Höhenflug? Die Saar-Linke hat einen neuen Chef. Aber die… | |
| An diesem Sonntag war Bundesprominenz nach Wiebelskirchen angereist. | |
| Linken-Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler überbrachte eine Botschaft für | |
| den Landesverband, der bei Wahlen nach wie vor zweistellige Ergebnisse | |
| einfährt, aber gleichzeitig vor allem mit Affären und gegenseitigen | |
| Anfeindungen Schlagzeilen macht: „Wir möchten, dass ihr zur politischen | |
| Arbeit zurückkehrt,“ rief Schindler. | |
| Doch die Botschaft aus Berlin verpuffte. Auch dieser Parteitag der | |
| Saar-Linken war von persönlichen Angriffen, dem Streit über | |
| Geschäftsordnung und Redezeiten bestimmt. Mit großer Mehrheit wählten die | |
| Delegierten zwar einen neuen Chef, den [1][parteiintern umstrittenen | |
| Bundestagsabgeordneten Thomas Lutze]. Der gelobte auch Besserung, es werde | |
| fortan nur noch um Inhalte und Politik gehen. Doch zum Ausklang des Tages | |
| löste eine Personalie einen Eklat aus. | |
| Es ging um die Kandidatur des Linken-Kommunalpolitikers Mekan Kolasinac für | |
| den Posten eines Beisitzers. Im Jahr 2017 hatte der für Schlagzeilen | |
| gesorgt, als der den Bundesvorsitzenden Bernd Riexinger als „falschen, | |
| hinterlistigen Juden“ beschimpft hatte. Die nachgeschobene Entschuldigung, | |
| er habe nicht „Jude“ sondern „Judas“ schreiben wollen, war nicht übera… | |
| gut angekommen. | |
| Aus Protest gegen ihn hielt deshalb die Parteijugend eine Flagge Israels in | |
| die Kameras. Eine „bodenlose Frechheit“ polterte der neue Landesvorsitzende | |
| und kündigte „Konsequenzen“ an. Die israelische Fahne, die ja auch die | |
| Fahne der Opfer des Holocaust sei, für parteiinterne Auseinandersetzungen | |
| zu missbrauchen, sei „vollkommen daneben“, sagte Lutze am Montag der taz; | |
| mit dem guten Ergebnis für Kolasinacs Wahl hätten die Delegierten in diesem | |
| Konflikt klar Position bezogen: „Der hat damals einen Fehler gemacht und | |
| sich entschuldigt; da muss man es auch mal gut sein lassen.“ | |
| ## Machtkampf entschieden | |
| Mit der Wahl des neuen Landesvorstands gilt auch der seit langem schwelende | |
| Machtkampf zwischen den beiden [2][verfeindeten Lagern der Saarlinken um | |
| Landtagsfraktionschef Oskar Lafontaine] auf der einen, und Lutze auf der | |
| anderen Seite, als entschieden. Der Versuch, mit einem gemeinsamen | |
| Personaltableau ein Lager übergreifendes Team zu installieren, sei | |
| gescheitert; nun freue er sich auf die Zusammenarbeit mit Leuten, denen er | |
| vertrauen könne, sagte Lutze der taz. Auf die von Lafontaine geführte | |
| Landtagsfraktion, die ihn mehrheitlich kritisch sieht, werde er zugehen. | |
| „Wenn sie mitmachen wollen, können sie mitmachen; ich kann sie aber nicht | |
| zwingen“, so der linke Landeschef. | |
| Mit der Wahl des neuen Vorstands dürfte auch eine Vorentscheidung für die | |
| Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2022 gefallen sein. Dass der dann | |
| 79-jährige Lafontaine noch einmal antritt, gilt als ausgeschlossen. Lutze | |
| selbst will sich erneut um ein Bundestagsmandat bewerben. Die linke | |
| Landtagsvizepräsidentin Barbara Spaniol könne er sich gut als | |
| Spitzenkandidatin vorstellen, sagte Lutze am Montag der taz. Spaniol war am | |
| Sonntag erneut zur stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt worden. | |
| 30 Sep 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christoph Schmidt-Lunau | |
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