# taz.de -- Rechtsmotivierte Straftaten: Deutlich mehr Waffenfunde | |
> Aktuelle Zahlen aus dem Innenministerium zeigen, dass mehr Waffen bei | |
> rechten Straftaten festgestellt werden. Das ergab eine Anfrage der | |
> Linken. | |
Bild: 2018 fand die Polizei 1091 Waffen bei ermittlungen gegen Rechts | |
Berlin dpa | Bei Ermittlungen im Zusammenhang mit rechtsmotivierten | |
Straftaten ist die Polizei 2018 auf 1091 Waffen gestoßen – das sind | |
deutlich mehr als im Jahr zuvor. 2017 hatten die Ermittler 676 Waffen | |
sicherstellen können, wie aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf | |
eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht. Die Zahlen lagen dem | |
ARD-Hauptstadtstudio zuerst vor. Die Linke und Extremismusforscher warnten | |
vor diesem Hintergrund vor einem zunehmenden Terrorpotenzial in der rechten | |
Szene. | |
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums handelt es sich bei den gefundenen | |
Waffen unter anderem um Faustfeuerwaffen, Langwaffen, Kriegswaffen, | |
Pyrotechnik oder Hieb – und Stichwaffen, die bei rechtsmotivierten | |
Straftaten verwendet oder vom Beschuldigten mitgeführt worden seien. Die | |
Auflistung nennt 563 entsprechende Straftaten – darunter 235 Gewaltdelikte. | |
Ein Jahr zuvor waren es 676 Waffen bei exakt der gleichen Anzahl an | |
Straftaten. | |
Innenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte am Samstagabend: „Die | |
gestiegene Zahl festgestellter Waffen und ähnlicher Gegenstände bei rechten | |
Straftätern alarmiert. Sie belegt aber auch den Verfolgungsdruck und zeigt, | |
dass die Behörden genau hinschauen.“ Der Rechtsextremismus sei eine große | |
Gefahr für die freiheitliche Gesellschaft. Er sei „fest entschlossen, die | |
Sicherheitsbehörden hier personell sowie strukturell deutlich zu stärken | |
und ihnen die notwendigen rechtlichen Instrumente zu geben. Der Rechtsstaat | |
muss hier handlungsfähig sein.“ | |
Die rapide Zunahme der Waffenfunde werfe ein Schlaglicht auf das wachsende | |
Potenzial des Rechtsterrors, sagte die stellvertretende Chefin der | |
Linkspartei, Martina Renner, am Samstag. „Die militante Neonaziszene muss | |
entwaffnet werden“, forderte sie. | |
## „Massive Aufrüstung“ | |
Der Rechtsextremismus-Forscher Matthias Quent vom Institut für Demokratie | |
und Zivilgesellschaft (IDZ) nannte die Zahlen im Gespräch mit dem | |
ARD-Hauptstadtstudio „erschreckend und alarmierend“. Er sprach von einer | |
„massiven Aufrüstung und Bewaffnung der rechtsradikalen Szene“, die sich | |
auf militante Angriffe auf Minderheiten, politische Gegner und | |
Repräsentanten des Staates vorbereite. „Ihr Ziel ist die Einschüchterung | |
der Gesellschaft und Vertreibung von Menschengruppen. Teile der Szene | |
wollen sogar einen Bürgerkrieg“, sagte Quent. | |
Die Linke hatte in ihrer Anfrage an das Bundesinnenministerium auch um | |
Informationen zu „Schießübungen von Neonazis mit legalen wie illegalen | |
Waffen“ gebeten. In der Antwort heißt es, dass der Bundesregierung seit | |
Jahresbeginn 2018 „15 Fallkomplexe“ bekannt geworden seien, in denen | |
Rechtsextremisten einzelne oder auch mehrere aufeinanderfolgende | |
Schießübungen abgehalten hätten. In den meisten Fällen sei dies im | |
europäischen Ausland geschehen. | |
Das Ministerium listet zudem Straftaten gegen Asylunterkünfte und | |
Asylbewerber zwischen 2017 und September dieses Jahres auf, in denen legale | |
und illegale Waffen verwendet wurden. Insgesamt wurden demnach in den | |
vergangenen gut zweieinhalb Jahren 20 Angriffe auf Unterkünfte und 26 | |
Angriffe auf Asylbewerber mit Druckluft-, Schreckschuss und Paintballwaffen | |
aber auch mit scharfen Waffen verübt. Die meisten Angriffe gab es 2017. | |
29 Sep 2019 | |
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