# taz.de -- Ausstellungstipp für Berlin: Grafische Frechheiten, eklige Keramik | |
> Aline Bouvy nimmt in ihrer Kunst Spießermoral aufs Korn – derzeit zu | |
> sehen im Künstlerhaus Bethanien. Die taz sprach mit der Künstlerin. | |
Bild: Aline Bouvys Ausstellung „PUP“ im Künstlerhaus Bethanien | |
[1][Aline Bouvys] Kunst lässt sich als lustvollen Angriff auf Spießermoral | |
und herkömmliche Vorstellungen von Anstand verstehen. Für ihre | |
Einzelausstellung im [2][Künstlerhaus Bethanien] hat sie die Zeitschrift | |
Die Frechheit. Ein Magazin des Humors. Zugleich Programm des Kabaretts der | |
Komiker, die von 1928 bis 1933 in Berlin erschien, als Vorbild für eine | |
Reihe grafischer Werbeplakate genommen. | |
Die Künstlerin war fasziniert vom Witz des Magazins, seiner frivolen | |
Leichtigkeit und Offenheit gegenüber Homosexualität wie weiblicher | |
Selbstbestimmtheit. | |
Die Plakate hängen an den Wänden, bilden die Szenerie, in der Bouvys | |
Objekte herumlümmeln. Darunter eine plastische Doppelgängerin der | |
Künstlerin, die auf einer Parkbank sitzend mit halbvergammelten Pommes | |
spielt, sowie zwei ihrer „Narrators“, kleine gefäßähnliche Wesen aus | |
Keramik, die an wichtelgesichtige Duftlampen aus dem Kramladen erinnern | |
würden, wären da nicht diese hoden- oder anusähnlichen Auswüchse, so | |
herrlich-eklig, dass man kaum wegschauen kann. | |
Einblick 795: Aline Bouvy, Künstlerin | |
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? | |
Und warum? | |
Aline Bouvy: Die Ausstellung „Der Hausfreund – Eine Wiederentdeckung des | |
exzentrischen Werks von Friedrich von Berzeviczy-Pallavicini (1909–1989)“ | |
im österreichisches Kulturforum hat mir sehr gefallen. Die Werke des | |
multidisziplinären Künstlers sind von einer wunderschönen Raffinesse. | |
In der Ausstellung stehen sie mit Arbeiten von zeitgenössischen | |
Künstler*nnen im Dialog. Der Kurzfilm von Kamilla Bischof und Laura Welker | |
hat mich durch seinem Erfindungsreichtum in jedem Detail besonders | |
begeistert. Es ist auch eine gute Gelegenheit, das von Hans Hollein | |
entworfene Gebäude zu besuchen. | |
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen? | |
Vergangenen Monat war ich zum ersten Mal im Funkhaus Nalepastraße zum | |
Konzert „Echo Collective plays 12 Conversations with Thilo Heinzmann by | |
Johann Johannsson“. Die Architektur des Gebäudes, die Akustik des großen | |
Aufnahmesaals und wie das Publikum direkt auf Bodentreppen rund um die | |
Musiker sitzt, trugen zu einem exzeptionellen Moment bei. | |
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit | |
durch den Alltag? | |
Ich genieße täglich den freien Onlinezugang vom Guardian. Eine prägende | |
Lektüre für meine jüngsten Arbeiten ist Rémi Astrucs Buch „Le Renouveau du | |
grotesque dans le roman du XXe siècle“: Es geht um das Groteske als Welt | |
der Entfremdung, aber auch als anthropologisches Instrument, mit dem man | |
Alterität und Wandel begreifen kann. | |
Was ist dein nächstes Projekt? | |
Ich würde gerne Bauchreden lernen und meine Puppen und Skulpturen zu einem | |
Bühnenstück weiterentwickeln. | |
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten | |
Freude? | |
Ich liebe es, einfach in meiner Atelierwohnung in Berlin aufzuwachen und | |
von meinem Bett aus die Bäume durchs Fenster zu sehen. | |
16 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] http://alinebouvy.info/ | |
[2] https://www.bethanien.de/ | |
## AUTOREN | |
Beate Scheder | |
## TAGS | |
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