# taz.de -- Klage gegen „The Sun“ & Co: Die Royals wehren sich | |
> Meghan Markle und ihr Ehemann Prinz Harry verklagen verschiedene | |
> Boulevardblätter. Ein ungewöhnlicher Schritt in Großbritannien. | |
Bild: Prinz Harry kritisiert Berichterstattung mit „rassistischen Untertönen… | |
BERLIN taz | So etwas tun Royals eigentlich nicht. [1][Meghan Markle, die | |
Herzogin von Sussex,] hat vorige Woche die Mail on Sunday verklagt, weil | |
das Boulevardblatt ihren handschriftlichen Brief an ihren Vater abgedruckt | |
hat. Das Gericht hat die Klage am Montag angenommen. Markle beruft sich auf | |
das Urheberrecht: Der Autor oder die Autorin eines Briefes behält das | |
Copyright, selbst wenn der Brief im Besitz einer anderen Person ist. | |
„Wir Briten machen das normalerweise anders, vor allem Mitglieder der | |
Königsfamilie, die sehr selten klagen, weil ihnen das noch mehr | |
unerwünschte Aufmerksamkeit beschert“, sagt Ingrid Seward, die | |
Chefredakteurin des Magazins Majesty, das vom Klatsch rund um die Royals | |
lebt. „Und oft kommt dabei schmutzige Wäsche ans Tageslicht.“ Außerdem | |
dürfe man als Windsor keine Emotionen zeigen, so stehe es in der | |
ungeschriebenen Verfassung. | |
Markles Ehemann Prinz Harry zeigte jedoch sehr wohl Emotionen, als er – | |
sozusagen als flankierende Maßnahme zur Klage seiner Frau – eine | |
Schimpfkanonade gegen die Boulevardpresse abfeuerte. Er könne nicht mehr | |
länger „stummer Zeuge ihres privaten Leidens“ sein, schrieb er auf der | |
königlichen Webseite. Seine größte Angst sei, dass sich die Geschichte | |
wiederhole. „Ich habe meine Mutter verloren, und nun muss ich mit ansehen, | |
wie meine Frau denselben mächtigen Kräften zum Opfer fällt“, schrieb er. | |
Markle sei von Anfang an von der Boulevardpresse verfolgt worden, und oft | |
genug [2][habe es in der Berichterstattung „rassistische Untertöne“ | |
gegeben], da seine Frau weder weiß noch britisch sei. Erst neulich hat sich | |
Harry bei der BBC beschwert, weil die auf ihrer Webseite ein Foto einer | |
Neonazi-Seite abgebildet hatte, auf der Harry beschimpft wurde, er würde | |
seine Herkunft verraten. | |
Die Mail on Sunday hat eine ganze Serie persönlicher Geschichten und Fotos | |
veröffentlicht, die offenbar von Meghans Vater Thomas Markle stammen. Er | |
versucht die Beziehung seiner Tochter zu Geld zu machen: So hat er auch den | |
fraglichen Brief von Meghan an Zeitungen verscherbelt. Der Inhalt: Meghan | |
bettelte darum, dass ihr Vater endlich aufhöre, mit den Medien zu reden. | |
## Auch Prinz Harry reicht Klage ein | |
Harry hat seinen Wutausbruch offenbar gegen den Willen seiner Berater | |
verfasst. Ein paar Tage später verklagte er obendrein die Sun und den Daily | |
Mirror wegen angeblichen Anzapfens der Mailbox seines Handys. Das ist | |
vermutlich schon eine Weile her. Man muss die Klage binnen sechs Jahren | |
einreichen. Da die Beweisführung kompliziert ist, wird ein möglicher | |
Prozess frühestens in einem Jahr beginnen. Hinter der Klage steckt wohl die | |
Absicht, der Boulevardpresse zu verdeutlichen, dass man sich nicht alles | |
gefallen lasse. | |
Das könnte zum Eigentor werden, warnen Experten. Es gebe schließlich jede | |
Menge legitime Kritik an dem Ehepaar Sussex, zum Beispiel die ständige | |
Benutzung von Privatflugzeugen, obwohl man sich klimaschützend gebe, sowie | |
die 2,4 Millionen Pfund aus der Staatskasse für die Renovierung ihres | |
Hauses Frogmore Cottage. | |
Ingrid Seward rät deshalb, Harry solle sich lieber mit der Boulevardpresse | |
anfreunden, so wie es seine Mutter Diana getan habe. Die habe Journalisten, | |
die etwas Negatives über sie geschrieben haben, zu sich nach Hause in den | |
Kensington-Palast eingeladen. „Und dann waren sie wie Wachs in ihren | |
Händen.“ | |
## Vielleicht bald vor Gericht | |
Die Königsfamilie ist durch eine Art Teufelspakt mit den Medien verbunden. | |
Sie hängt von dem Wohlwollen der Bevölkerung ab, aber der Preis dafür wird | |
immer höher, findet nicht nur Harry. Die Boulevardpresse überschreitet | |
immer öfter Grenzen, da sie die Königsfamilie als Teil der | |
Unterhaltungsindustrie sieht, was sie in gewisser Weise auch ist. Man | |
bezahle ihr Apanage – 2,65 Pfund pro Steuerzahler und Jahr – dafür, | |
[3][also habe man auch Rechte, finden manche Journalisten]. Die | |
Kommentatorin Marina Hyde moniert, das sei das Gleiche, als ob ein Mann | |
lauthals verlange, dass eine Frau mit ihm schlafen solle, weil er ihr ein | |
Getränk ausgegeben habe. | |
Falls es infolge der beiden Klagen zu einem Prozess kommt, könnten Harry | |
und Meghan die ersten Mitglieder der Königsfamilie seit mehr als einem | |
Jahrhundert werden, die persönlich vor Gericht erscheinen müssen. Was für | |
ein Fest für die Boulevardpresse! | |
11 Oct 2019 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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