# taz.de -- Wutraum für US-Eishockey-Mannschaft: Terminierte Aggression | |
> Das Eishockeyteam Philadelphia Flyers hat einen „Wutraum“ eingerichtet. | |
> Um ihn zu benutzen, muss man einen Termin machen. Absurd. | |
Bild: Der Philadelphia-Flyers-Spieler Jay Rosehill schreit. Diese Energie kann … | |
Sport bringt das Blut in Wallung, auf dem Feld und auf der Tribüne. Die | |
einen schwitzen vor Anstrengung, die anderen vor Anspannung. Und nicht | |
selten mündet diese Anspannung in Wut und Aggression. Die Folge: | |
Schlägereien, zertrümmerte Scheiben, zerstochene Autoreifen. | |
Das amerikanische [1][Eishockeyteam Philadelphia Flyers] hat für diese | |
Eskalationen nun eigens einen „Wutraum“ geschaffen. Das bestätigte am | |
Mittwoch der Betreiber des Stadions per Twitter. Fans sollen dort [2][in | |
geregeltem und geschütztem Rahmen ihrer Aggression freien Lauf lassen], den | |
ganzen Frust abladen können. Vor, nach und während der Heimspiele sollen | |
sie dort mit Vorschlaghammer, Baseball- und Eishockeyschläger auf alles | |
einschlagen, was ihnen in den Weg kommt. | |
Auf den ersten Blick scheint die Idee so genial wie simpel. Endlich ist | |
eine Lösung gefunden worden, um die aggressiven Fans unter Kontrolle zu | |
bringen. Endlich keine Schlägerei und Sachbeschädigung vor den Stadien und | |
in den Bahnhöfen mehr. | |
## Man muss vorher wissen, ob man wütend ist | |
Doch das Konzept hat einen Haken. Denn der Zutritt zum „Wutraum“ ist nur | |
nach vorheriger Anmeldung möglich. Man muss also vorher schon wissen, ob | |
man nachher wütend ist. | |
Der „Wutraum“ versucht also, Unkontrollierbares kontrollierbar zu machen. | |
Die Fans sollen schön geplant ihre Emotionen entladen, dabei folgen | |
Emotionen naturgemäß gerade keiner Regelmäßigkeit. Vor allem kündigen sie | |
sich nicht einen Tag im Voraus an, sodass man noch rechtzeitig ein | |
Online-Booking durchführen kann. Oder schreiben Sie Ihre Wutanfälle in den | |
Kalender? | |
Und andersherum: Angenommen, man hat den Wutraum gebucht – und dann ist | |
einem nach dem Spiel gar nicht nach Zerstörung zumute. Kann man die Buchung | |
dann an den viel wütenderen Nachbarn abgeben? Den Raum für Emotionen | |
untervermieten? | |
Der „Wutraum“ ist natürlich eine amüsante Idee, löst aber nicht das | |
Problem. Wenn man das Prinzip mal auf Deutschland überträgt, zum Beispiel. | |
Die Fußballfans, die das Adrenalin der Zerstörung und Gewalt lieben, werden | |
weiterhin draußen randalieren und mit Bierflaschen um sich schmeißen. Teuer | |
ist der „Spaß“ übrigens auch noch. 35 Dollar pro Person kosten [3][fünf | |
Minuten wütend] sein. Und wer will auch noch extra für die ohnehin | |
enttäuschende Leistung der Mannschaft zahlen? | |
10 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Kolumne-American-Pie/!5043786 | |
[2] /Gesetz-fuer-Kinderschutz-im-Auto/!5624569 | |
[3] /Kolumne-Psycho/!5583924 | |
## AUTOREN | |
Lisa Winter | |
## TAGS | |
Wut | |
Eishockey | |
US-Sport | |
Schwerpunkt Sport trotz Corona | |
Rauchen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Gesetz für Kinderschutz im Auto: Viel Rauch im Raum | |
Das Rauchen im Auto soll künftig verboten sein – wenn Kinder oder | |
Schwangere an Bord sind. Wäre es da nicht besser, gleich das Auto zu | |
verbieten? | |
Rassismus in der National Hockey League: Der Ruf der Banane | |
Die National Hockey League ist immer noch ein Sammelbecken für weiße | |
Raubeine. Das bekommen vor allem farbige Spieler zu spüren. |