# taz.de -- Vorstandswechsel bei Thyssenkrupp: Mächtigste Frau der Industrie | |
> Im Februar wurde Martina Merz Aufsichtsratschefin von Thyssenkrupp. Nun | |
> ist sie Vorstandschefin – und will radikal umbauen. | |
Bild: Will Thyssenkrupp grundlegend neu positionieren: Vorstandschefin Martina … | |
BOCHUM taz | Martina Merz, erst seit Ende September Vorstandsvorsitzende | |
von Thyssenkrupp, hat für den Erhalt des [1][seit Jahren] kriselnden | |
Ruhrkonzerns [2][wenig Zeit] – und braucht sehr viel Geld. 2,5 Milliarden | |
Euro hat die Aktiengesellschaft allein in den ersten neun Monaten des | |
Geschäftsjahres 2018/19 verbrannt. Dazu kommen Schulden von mehr als fünf | |
Milliarden Euro. | |
Die 56-jährige Managerin denkt deshalb offenbar über die Abspaltung und den | |
Verkauf weiterer Konzernsparten nach: Zur Disposition stünden die | |
Komponentenfertigung, also etwa Federn und Stabilisatoren für Autos, aber | |
auch der Anlagenbau mit Kundschaft in der Chemie- und Zementindustrie wie | |
im Bergbau, berichtet das Handelsblatt. | |
„Zur Wahrheit gehört, dass es in einigen Bereichen nicht ohne signifikanten | |
Stellenabbau gehen wird“, schrieb Merz in einem am Mittwoch der | |
Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Brief des Vorstands an die | |
Mitarbeiter. Konkrete Zahlen nannte sie nicht. Bei dem geplanten | |
Konzernumbau gehe es darum, die Geschäfte zu stärken. „Es geht nicht um | |
einen Ausverkauf“, betonte Merz. | |
Die 1963 im nicht einmal 1.000 Einwohner*innen zählenden Durchhausen in | |
Nähe der Schweizer Grenze geborene Merz hatte bereits bei ihrem Amtsantritt | |
vor zehn Tagen verkündet, sie werde „mit der erforderlichen Konsequenz die | |
strukturellen Entscheidungen treffen, die jetzt anstehen“. Treffen könnte | |
ihr Konzernumbau aber auch mindestens ein Drittel der weltweit rund 158.000 | |
Mitarbeiter*innen. | |
Schon Merz’ Vorgänger als Vorstandschef, der nach nur 14 Monaten mit sechs | |
Millionen Euro Abfindung geschasste Guido Kerkhoff, hatte mit der | |
Konzernsparte „Elevator“ den Aufzugbau und damit die Ertragsperle der | |
Essener zum Verkauf gestellt – und den Abbau von 6.000 Arbeitsplätzen | |
angekündigt, davon 4.000 in Deutschland. | |
## Maximal zwölf Monate | |
Merz, die an der praxisorientierten Berufsakademie Stuttgart Maschinenbau | |
studiert hat, war erst im Februar Aufsichtsratschefin von Thyssenkrupp | |
geworden. Zwar galt die Baden-Württembergerin schon damit als mächtigste | |
Frau in der deutschen Industrie. Doch ein hektischer Wechsel von der | |
Chefkontrolleurin zur Vorstandschefin ist absolut ungewöhnlich. | |
Deutlich wird so der Einfluss von Finanzinvestoren wie dem schwedischen | |
Hedgefonds Cevian, der mittlerweile 18 Prozent an Thyssenkrupp hält. Merz | |
gilt als Favoritin von Cevian-Gründungspartner Lars Förberg, der seit | |
Jahren auf eine Zerschlagung des Konzerns drängt. | |
Analyst*innen schätzen den Wert der Aufzugssparte allein auf 12 bis 17 | |
Milliarden Euro. „Elevator“ allein wäre damit zwei bis drei Mal mehr wert | |
als der Gesamtkonzern – was zeigt, wie negativ Investoren die Zukunft von | |
Geschäften wie Stahl oder Schiffbau einschätzen. | |
Merz, die als Vorstandschefin von Thyssenkrupp nur maximal zwölf Monate | |
amtieren soll, gilt dagegen als Fachfrau für Verkäufe und Stellenabbau: | |
Während ihrer Zeit beim Automobilzulieferer Bosch wurden gleich zwei Mal | |
von ihr geführte Unternehmensbereiche versilbert. „Ich lasse es gern auch | |
mal krachen“, sagte sie später der Stuttgarter Zeitung: „Ich kann auch | |
rustikal werden.“ | |
8 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Traditionskonzern-in-der-Krise/!5620887 | |
[2] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/martina-merz-die-erste-f… | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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